Ich hatte ja schon angekündigt, dass ich bei der Blogparade Schreiblust mitmache. Die ihr HIER übrigens findet. Heute gibt es mein Ergebnis. Ich hoffe euch gefällt euch und ich bin gespannt was ihr sagt :).
Hier ist das Bild zu der Geschichte:
Rasputin und ich saßen am Lagerfeuer. Endlich waren wir angekommen! Wir hatten es geschafft! Ich konnte es immer noch nicht glauben. Rasputin und ich waren seit einem Jahr zusammen. Er war zwei Jahre älter als ich und würde nach den Ferien sein letztes Schuljahr beginnen. Um unsere letzten gemeinsamen Sommerferien zu genießen, hatten wir uns die Idee in den Kopf gesetzt, eine Woche lang zelten zu gehen. Nur leider waren meine Eltern davon nicht so begeistert. „Alice, du bist erst 16. Wir können dich nicht einfach eine Woche mit Rasputin weg fahren lassen“, hatte meine Mutter gesagt. „ Und besonders nicht alleine mit einem Jungen!“, hatte mein Vater eingeworfen. Doch ich hatte solange gemeckert, überzeugt und gebettelt, bis sie eingeknickt waren. Sie kannten Rasputin und vertrauten ihm . Auch wenn mein Vater immer noch nicht wahr haben wollte, dass ich einen Freund hatte. Außerdem wurde ich während des Campens sogar 17! Alt genug um mal alleine Urlaub zu machen.
„Möchtest du ein paar Bohnen, fragte Rasputin gerade und hielt mir die Dose hin. „Gerne, aber nur wenn du meinen Ravioli aufisst.“
„Das war mein Ziel, Schnucki.“, sagte er, tauschte unsere Dosen und küsste mich auf meine Nasenspitze. Mit ihm war alles so einfach. Er war genauso außergewöhnlich wie sein Name und doch das Gegenteil. Als ich seinen Namen zum ersten mal hörte, dachte ich, dass kann nur ein Rüpel sein! So ein dunkler und historischer Name. Doch er ist nichts in dieser Richtung. Er ist intelligent, sportlich, er bringt mich ständig zum lachen und er ist wahnsinnig ehrlich und aufrichtig. Ich habe ihn noch nie Lügen sehen. Er sieht gut aus und ist der Klassenschwarm. Doch das tollste ist, dass er mich aufrichtig und abgöttisch liebt. Meine Gefühle für ihn lassen sich nicht in Worte fassen. Er ist der Mittelpunkt meines Lebens und noch so viel mehr.
Wir sitzen plaudernd am Lagerfeuer und scherzen, erzählen uns Geschichten und reden über Gott und die Welt. Spät in der Nacht kriechen wir in unser Zelt. Ich liege in seinen Armen und die Welt ist perfekt.Am nächstem Morgen werde ich früh wach. Die Sonne schimmert durch das Zelt und die Vögel zwitschern laut. Wir wohnen in der Stadt. Ich glaube ich habe noch nie so laut Vögel zwitschern hören. Ich winde mich aus Rasputins Arm und mache uns Frühstück. Kurze Zeit später kommt er total verwuschelt und zum schmelzen aus dem Zelt.
„Guten Morgen, Sonnenschein“, sagt er und umarmt mich von hinten. „Ich wusste schon immer, dass du die perfekte Hausfrau wirst.“
„Ach, sei ruhig.“, sage ich und entziehe mich seiner Umarmung. Nach dem Frühstück beschließen wir schwimmen zu gehen. Es ist Hochsommer und locker 30 Grad. Wir befinden uns mitten in einem Wald, der zum Glück nicht zu dicht ist. Überwiegend besteht er aus vollen, grünen Laubbäumen, die schöne Sonnenflecken auf den Boden zaubern.
Zum See ist es ungefähr ein Kilometer. Wir folgen einem schönen Waldweg bis wir auf eine Holztreppe treffen, die uns über einen munter plätschernden Bach bringt. Das Wasser ist Glasklar und läd einen förmlich ein ihn zu durchqueren. Ich kann nur hoffen, dass der See genauso schön ist. Ich bin total verliebt in diese Treppe. Im gebrochenem Sonnenlicht, sieht das helle und alte Holz aus, wie der Weg in eine andere Welt. Ich ziehe Rasputin zu den ersten Stufen und drücke ihn runter.
„Bleib mal sitzen. Ich mach ein Foto von dir.“, sage ich und gehe ein paar Schritte zurück. Ich hohle meine Digicam raus und machen ein paar Fotos, danach geh ich zu ihm, setzte mich dazu und wir machen ein paar von uns beiden. Rasputin kann mal wieder nicht aufhören rum zu albern und so finde ich mich fünf Minuten später japsend auf dem Boden. Er hatte eine seiner gefürchteten Kitzelattacken gestartet. Als ich wieder zu Atem komme schubse ich ihn selbst von der Stufe und renne die Stufen hoch. Oben angekommen drehe ich mich um und schaue ihm zu wie er gemütlich die Holzstufen hoch kommt.
„Warum rennst du denn so?“, fragt er mit Unschuldsmiene.
„Haha.“, sage ich trocken. Wir haben den See fast erreicht. Ich sehe es schon durch die Bäume glitzern. Ich renne los. Rasputin läuft mir lachend hinter her. Plötzlich sehe ich aus dem Augenwinkel etwas großes auf mich zu kommen. Ich drehe den Kopf und werde in diesem Moment von einem gewaltigem Wolf umgeworfen. Wir rollen über den Boden und ich fange an zu schreien. Ich sehe und spüre abwechselnd Fell und Boden und bleibe letztendlich liegen. Der Wolf und ich springen gleichzeitig auf. Ich höre wie Rasputin mich ruft und zu mir läuft. Ich schaue dem Wolf in die Augen und frage mich, ob Wolfsaugen immer so menschlich wirken. Er kauert sich wie auf Kommando auf den Boden und fängt an zu knurren. Er zeigt seine gewaltigen Zähne und ich fange an zu zittern. Ich muss hier weg, sonst werde ich noch Wolfsfutter.
In dem Moment erreicht mich Rasputin. Er stellt sich zwischen mich und dem immer noch in Angriffs Stellung kauerndem Wolf, greift mich, schüttelt mich und schreit:“ Lauf Alice, Lauf!“
Ich schau ihm in die braunen Augen, dreh mich um und laufe den Weg zurück so schnell ich kann. Ich stolpere immer wieder und schaue mich um ob der Wolf und vor allem Rasputin mir folgen. Beide tun es. Verdammt. Wo kam dieser Wolf eigentlich her? Warum griff er mich an? Taten Wölfe sowas überhaupt? Im Reiseführer hatte gestanden, dass es hier keine Wildtiere gab. Was sollten wir nur tun? Ich hatte die Holztreppe erreicht und trat direkt ins Leere. Ich hatte zu viel Schwung gehabt und verfehlte die Stufe. Ich fiel die Hälfte bis zur Biegung runter und blieb liegen. Alles tat mir weh. Rasputin erreichte mich und zog mich hoch.
„Ist alles ok? Hast du dir weh getan?“ Ich sehe die Sorge in seinen Augen. Ich teste meinen Körper. Nur mein linker Fuß tut ernsthaft weh. Verdammt.
„Nur mein linker Fuß, aber es wird schon gehen.“ Hinter ihm sehe ich den Wolf die Treppen runter kommen. Langsam, vorsichtig. Er sieht seine Chance in unserer Pause und er wittert bestimmt meine Angst, meine Schwäche.
„Wir müssen hier weg, Rasp.“; sage ich und ziehe ihn weiter. Wir treten auf den Waldweg und rennen los. Es tut höllisch weh, aber das ist jetzt zweitrangig. Wir laufen Hand in Hand. Wir haben unser Zelt erreicht und Rasputin stürzt ins Zelt, während ich zum Auto weiter renne. Ich drehe mich um und warte auf ihn. Er läuft schon auf mich zu und der riesige Wolf ist kurz hinter ihm. Ich suche mir einen Stock und mache mich bereit. Ich schaue Rasputin in die Augen und flehe ihn an sich zu beeilen. Ich zittere am ganzen Körper. Er ist fast da. In dem Moment setzt der Wolf zum Sprung an und ich weiß eines ganz Sicher. Ich mache einen Schritt kampfbereit nach vorne.
Rasputin wird mich nicht mehr erreichen.