Liebe Susanne, ich freu mich gerade sehr über Dein schönes Thema und habe so bei mir gedacht: Ich habe große Lust, über dieses Thema zu schreiben. Aber wann? Ob ich das heute noch schaffe? Wenn ich das in meinen Favoriten-Ordner mit dem zweckgebundenen Namen “zu erledigen” schiebe, dann komm ich doch wieder nicht dazu. Und nichts wäre ironischer, als keine Zeit zu finden, über das Thema “Endlich Zeit finden!” zu schreiben. Vielleicht nur mein ehemaliger Kollege, der ein Seminar zum Thema Zeitmanagement absagen musste, weil er es terminlich leider nicht einrichten konnte.
Wann finde ich also die Zeit, ein paar Zeilen mit Sinn und Verstand über so ein wichtiges und dafür um so schwierigeres Thema zu schreiben? Jetzt! Ich mir die Zeit genommen! Einfach so. Ein bisschen Zeit für mich und meinen und Deinen Blog. Ich lass die Wäsche liegen, kochen kann ich später.
Und schon sind wir mitten im Thema. Vielleicht ist es nicht wichtig, Zeit zu finden, sondern eher, sich Zeit zu nehmen. Und, um ein altes Sprichwort zu bemühen: Es gibt nichts Gutes, außer, man tut es. Ich habe manchmal das Gefühl, dass die Zeit mehr wird, je mehr Dinge man angeht. Kaum ein Tag geht so schnell vorbei, wie einer, an dem man zu nichts kommt, alles aufschiebt und sich abends fragt, was man überhaupt gemacht hat und einem nur einfällt, dass man sich auf Facebook rumgetrieben hat und doch mal wieder besseren Wissens dien Fernseher angeschaltet hat.
Zudem hege ich seit einiger Zeit den Verdacht, dass die geographische Lage einen enormen Einfluss auf der Phänomen “Zeithaben”, “Zeitfinden” und “Zeitnehmen” hat. Ich als Muschelschubserin aus dem Norden habe den direkten Vergleich. Oben ticken die Uhren anders.
Die Leute haben mehr Zeit, nehmen vieles nicht so genau. Machen eben auch mal was nicht perfekt. Viele Zeitfresser des Alltags werden einfach nicht gemacht. Geschminkt in die Stadt? Wozu? Der Regen wäscht das eh gleich wieder ab. Smartphone? So’n Quatsch. Man hat eh nirgendwo Empfang. Auto Waschen! Ok, zur nächsten Hochzeit. Aber vorher begegne ich auf der Straße eh nur Traktoren. Wozu ein sauberes Auto?
Im Kölner Raum herrscht ein viel höherer Anspruch an Leistungsbereitschaft, Perfektion und Lebenswandel. Vielleicht liegt das auch daran, dass es hier viel mehr Menschen gibt. Im Norden ist ja keiner, der einem Druck machen könnte.
Oder es ist tatsächlich eine physikalische oder geographische Anormalität. Ich habe z.B. das Gefühl, dass die Achterbahn im Hansapark viel langsamer fährt, als die im Phantasialand.
Man kann sich nur wünschen, dass man ab und an den Luxus der Langeweile genießen darf. Ich bin gespannt, was andere zu diesem Thema zu schreiben haben!