Huhu ihr Lieben,
der September war früher immer mein Lieblingsmonat. Zum einen ist es nicht mehr so lange hin bis zu meinem Geburtstag und zum anderen ging dann die Schule wieder los (Baden-Württemberg). Ihr merkt schon, wir sprechen heute von gaaaaaanz früher.
Oder auch vom hier und jetzt, ganz wie man es sieht. Denn diese Woche wurde eingeschult in Ba-Wü und das nicht zu knapp. Allein meine Familie hat drei Kinder zur Einschulung gebracht, zwei in die Grundschule und eine in die fünfte Klasse der Realschule. Ich war bei allen Einschulungen dabei und ich bin immer wieder überrascht, wie unterschiedlich Kinder sind (klar, Anna, Erwachsene sind es ja auch). Aber bei manchen sieht man schon den jungen Erwachsenen durchscheinen und andere sind noch ganz ungehemmt einfach ein Kind. Egal ob sieben oder elf Jahre. Und auch die Emotionen sind ganz unterschiedlich. Manche Kinder mussten weinen, andere interessierten sich schon gar nicht mehr für Mama und Papa, weil die neuen Schulkameraden so nett waren, und wiederum andere waren noch scheu und mussten nach vorne geschoben werden. Was allen Eltern gemein war, war dieser stolze Blick in den Augen, der gleichzeitig auch Sorge ausdrückte. Meine Große. Mein Großer. Jetzt ist die Kindheit vorbei und das Leben fängt an. Manche Eltern wollten ihre Kinder ganz vorne platzieren, “sehen und gesehen werden”, manche bekamen Panik, wenn sie keinen richtigen Blick auf ihr Kind hatten, für den Fall, dass es weinen muss und man aus der Ferne trösten müsste.
Herr M. und ich haben noch keine Kinder, aber ich kann mir vorstellen, dass das Loslassen an einem solchen Tag nicht einfach ist. Meine Sorgen wären, ob mein Kind schnell Freunde findet, ob es gut im Unterricht mit kommt und dass es nicht unnötig viele Frustmomente hat. Und natürlich, dass es genügend isst und trinkt.
Und damit wären wir beim heutigen Thema angelangt. Pünktlich zum Schulstart haben sich einige Blogger*innen die Aktion Pausenbrot ausgedacht. Diese Aktion beschäftigt sich mit dem, was wir hier in Ba-Wü als Vesper kennen, aber auch im weitesten Sinne mit dem Schulessen allgemein. Zudem möchten wir gerne auf die Deutsche Kindertafel e.v. hinweisen. Darüber erzähle ich am Schluß noch mehr.
Einige von uns sind Mütter, andere sogar Lehrerinnen und andere so wie ich, bisher nicht weiter in der Schule involviert. Ich bitte darum um Nachsicht, wenn ich hier Vorschläge mache, die sich vielleicht nur abgewandelt umsetzen lassen. Ich habe mich weitesgehend an meinen eigenen Vesperboxen oder auch harrvesper orientiert.
Beim Erstellen der Beispielboxen sollten folgende Kriterien erfüllt werden: das Pausenbrot sollte satt machen, gesund, familienbudgetfreundlich und für Kinder ansprechend sein. Denn fragt man meine Eltern, ob ich früher immer mein Vesper gegessen habe, so würden sie von angetrockneten Broten erzählen, die ich in meinem Zimmer versteckt habe, weil ich nicht zugeben wollte, dass ich lieber die Butterbrezel vom Bäcker essen wollte. Einmal habe ich ein Vesper aus dem Fenster geworfen und nicht dabei bedacht, dass es ja direkt in unserem Hof landet, wo meine Eltern ihre Autos parkten. Als mein Vater abends heim kam, fragte er “Wer hat denn das Vesperbrot aus dem Fenster geschmissen?”…… Naja, ich bekleckere mich damit nicht gerade mit Ruhm, aber vielleicht könnt ihr dadurch verstehen, warum für mich ein optisch leckeres Vesper auch wichtig ist.
Ich beginne mit dem Budgetteil. Für die Pausenbrote bzw. Vesperboxen, die ihr weiter unten seht, habe ich eingekauft. So, wie ich auch real für uns einkaufen würde und habe mal die Frühstückssachen zur Seite genommen. Leider kann ich euch keinen Kostenpunkt pro Box nennen, aber der Einkauf für zwei Boxen kostet uns pro Woche (die gefrorenen Zutaten auch für zwei) 20-30€. Das klingt erstmal viel, wenn man einen Durchschnittswocheneinkauf einer Familie zu viert bei 100€ oder weniger pro Woche ansetzt. Aber wenn ich euch gleich meine Einkaufsliste zeige, werdet ihr sehen, dass vieles davon auch ins Abendessen (heißt bei uns witzigerweise auch Vesper) fließen kann.
Unsere Einkaufsliste:
(wir kaufen nicht immer die ganze Liste, aber meistens 2/3 davon, in der einen Woche z.B. keinen Quark und keine Karotten, in der nächsten dafür keine Nektarinen und keinen Putenschinken; ich habe die Sachen mit * markiert, die immer mitkommen)
- Vollkornbrot*
- 10er Pack Bioeier*
- 1 Packung Käse in Scheiben*
- Putenschinken frisch aus der Theke oder auch verpackt
- manchmal Putensaitenwürstchen
- Vanillequark
- Naturjoghurt (meist im Eimerchen)*
- Hüttenkäse oder Kräuterquark
- Karotten
- Paprika*
- Tomaten*
- Gurken
- Nektarinen im Sommer
- Kirschen im Sommer
- Erdbeeren im Sommer
- Aprikosen im Sommer
- Trauben im Herbst
- Pflaumen im Herbst
- TK Erbsen für Proteinmuffins
- TK Himbeeren
- naturbelassene Nüsse (günstig bei Lidl)
- getrocknete Cranberrys (günstig bei Lidl) oder andere getrocknete Früchte
Wie ihr seht, sind die Sachen, die wir kaufen durchweg “normale” Lebensmittel, die man sowohl beim Discounter als auch auf dem Markt kaufen kann. Hier entscheidet letztendlich der Geldbeutel. Allerdings schäme ich mich nicht zu sagen, dass ich gerne auch mal beim Discounter einkaufe, weil er direkt neben meiner Arbeitsstelle ist und das Obst und Gemüse auch ganz in Ordnung ist. Natürlich greife ich am liebsten zu Sachen aus meiner Region oder zumindest aus Deutschland. Erdbeeren außerhalb der Saison gibt es für mich nicht. Bioeier sind für mich Pflicht. Wenn ich welche auf dem Markt bekomme, umso besser.
Okay, nach dem Budget kommt der Gesundheitsaspekt. Ich weiß, dass es dazu viele verschiedene Meinungen gibt und dass jedes Gesundheitskonzept eine andere Linie fährt. An sich weiß jeder, was gesund ist und was nicht. Frittierte Pommes gegen Apfel und so. Und dann gibt es noch Dinge, die nicht supergesund sind, aber auch nicht schaden. Gurke zum Beispiel besteht eigentlich nur aus Wasser. Ist okay. Käse ist natürlich fettig (je nach Sorte) ist aber ansonsten auch okay. Was ich fürs Vesper vermeide sind verarbeitete Lebensmittel. Ich habe mal gelesen, dass je mehr es seinem ursprünglichen Aussehen ähnelt, desto gesünder ist ein Lebensmittel. Pizza versus Kartoffel. Allerdings hat auch das seine Grenzen. Es ist für mich okay, auch mal eine Maultasche aus dem Supermarkt zu essen oder eine fettige Wurst. Aber seit ich mehr auf die Lebensmittel achte, fällt einiges im Supermarkt einfach weg. Und die gleiche Einstellung würde ich auch meinen Kindern weiter geben.
Hätten wir das also geklärt. Dann wäre da noch der Faktor “satt machen”. Mein persönlicher Feind eines gesättigten Magens: heller Toast mit Nussnougat-Aufstrich. Klar schmeckt das auch mal gut. Und klar mögen Kinder das. Lässt sich leicht kauen und ist schön schokoladig. Aber ich selber weiß, dass es nicht lange vorhält. Und es gibt doch so viele Möglichkeiten. Ein paar hab ich euch mal in einem bunten Boxenmix zusammen gestellt.
In diese Box habe ich meine beiden Favoriten gepackt: Proteinmuffins (Rezept gibt’s hier) und Vanillequark mit Himbeeren. Die Himbeeren streue ich immer schon am Abend davor drauf, dann können sie auftauen bis zum nächsten Morgen. Für eine Schultasche empfehle ich hier ein geschlossenes kleines Behältnis, da die Himbeern nach saften. Von den Proteinmuffins brauche ich vier Stück, um satt zu werden, das entspricht 1 1/2 Eiern mit Beilage oder auch einem Pfannekuchen. Die Preoteinmuffins sind schnell angerührt und in 15 Minuten im Ofen fertig gebacken. Wer nicht die Geduld hat, schmeißt die Füllung einfach in die Pfanne und gibt die Eiermasse darüber. Von beiden Seiten anbraten und in Tortenstücke schneiden. Das hab ich im Hochsommer gemacht, wenn ich den Ofen nicht zusätzlich anwerfen wollte. Für Kinder würde ich hier die Mettwurst mit Putensaiten ersetzen.
Hier haben wir einen Klassiker: Vollkorn-Käse-Brot geht immer, krümelt leider ein bißchen, sowohl beim Streichen als auch beim Essen. Dieses Brot läuft natürlich Gefahr, dass es aus dem Fenster geworfen wird, weil das Croissant beim Bäcker leckerer aussah. Um das zu verhindern, streiche ich Senf mit drauf und belege noch zusätzlich mit Gurke und/oder Salat. Auch in dieser Box seht ihr wieder Gemüse und Obst als Begleiter.
In dieser Box gibt es Süßes und Herzhaftes gleichzeitig. Bei mir muss ja immer das Herzhafte zuerst kommen. Leider sieht man nicht so ganz, was unter den Tomaten steckt, aber wenn man durchrühren würde, käme da Hüttenkäse mit Salz und Pfeffer raus. Das ist eines der Dinge, bei denen ich nicht weiß, ob Kinder das mögen würden. Wahrscheinlich nicht. Für ein Kind würde ich den Hüttenkäse durch Mozarella ersetzen. Wenn es das auch nicht mag, gibt es halt ein Käsebrot Das, was ihr vorne in den Förmchen seht, ist Milchreisauflauf mit Himbeeren in Muffinform. Ich persönlich find’s genial.
Für den Auflauf braucht ihr (ergibt Muffins und eine kleine Aluschale voll = ca. 12 Muffins)
- 50gr Milchreis
- 200ml Milch
- 1EL Zucker
- 1 Ei
- 1 Hand voll Himbeeren (TK oder frisch)
Ihr bereitet den Milchreis nach Anleitung zu: Milch aufkochen, Reis hinzugeben, erneut aufkochen und dann eine halbe Stunde quellen lassen. Ein Ei trennen, das Eigelb in den noch warmen Milchreis geben, das Eiweiß steif schlagen, unter den Milchreis ziehen und auf Förmchen verteilen, in die ihr vorher schon die Himbeeren eingefüllt habt. 10 Minuten bei 200° backen oder bis er goldbraun ist. Um Strom zu sparen, würde ich die Proteinmuffins und die Milchreisauflaufmuffins zusammen backen. Achtung: Die der Milchreisauflauf ist eher fertig.
Milchreis in der Aluschale ist übrigens auch ein tolles Vesper.
Wenn der Schultag des Kindes besonders lang ist oder es in einer Phase ist, in der es mehr Energie verbrennt, schadet in der kleinen Pause sicherlich auch ein Snack in Form von Obst und Käse und Nüssen nicht. Das ist schnell vorbereitet und auch schnell weg schnabbuliert.
Die kleine Pause war bei uns immer die nach der vierten Stunde. Da hatte man zehn Minuten. Dafür wäre die Box oben schon zu groß. Manche Kinder rennen auch lieber raus in der Pause.
Für die hab ich mir auch was überlegt.
Milchreisauflauf oder Proteinmuffin als Einzelportion. Dazu eine Hand voll Nüsse oder getrocknete Früchte (hier seht ihr Cranberries.
Und wenn dann soch mal nicht so viel Zeit bleibt, ist es auch nicht so schlimm, wenn man den Kindern noch einen fertigen Snack mit gibt. Der kann auch bis Ende der Woche im Schulranzen liegen, für den Fall, dass er nicht gebraucht wird.
Mittlerweile bekommt man ganz tolle Biomüsliriegel in den verschiedenen Supermärkten. Mein ganz persönliches Anliegen: Hände weg von light-Müsliriegeln. Da ist soviel Zuckerersatzstoff drin, dass es mich schüttelt.
Früher hat meine Mutter immer gesagt, dass ein bißchen Traubenzucker in der Tasche nicht schadet, denn wenn man mal nen Durchhänger hat, kann das kurzfristig helfen.
“Und dann, Anna? Wenn die Schule aus ist und ich noch bei der Arbeit, da muss mein Kind doch auch was zu Mittag essen?”
Jaaaa…… Das ist tatsächlich immer noch nicht überall zufriedenstellend geregelt. Ich hatte das große Glück, dass es in meiner Schule damals eine Cafeteria gab, die von Müttern ehrenamtlich betreut wurde. Jeden Tag standen 3 Mütter und in den Pausen zwei helfende Schüler in der Küche und haben Essen gekocht und zu fairen Preisen verkauft. Es gab meistens zwei Essen. Oder auch nur eins und Salat und Suppe. Jedenfalls war ich sehr dankbar bzw. damals wohl eher meine Eltern, dass ich für 3 Euro pro Mittagessen gut versorgt war.
Aber leider gibt es das nicht in jeder Schule, das Geld ist oft knapp, sowohl in der Schule als auch in den Haushalten. Und das ist der Moment, wenn die Kindertafel zum Tragen kommt.
Der Dachverband der deutschen Kindertafel e.v. sagt: