Blogger und Journalisten – meine Vorgedanken zur Diskussion auf der Social Media Week #SMWHH

17. Februar 2014 • Alles mögliche Bildschirmfoto 2014-02-16 um 18.46.46

Wie versprochen hier meine Gedanken die ich mir in der Vorbereitung auf das Panel “Zwischen Leidenschaft, Kommerz und Qualitätsjournalismus: Umgang mit Bloggern und Journalisten” auf der Social Media Week 2014 gemacht habe. Danke an die Agentur MMK für die Einladung, die in der Einleitung des Events fragt:

“Aber haben Blogger und Journalisten den gleichen Auftrag?”

Ich frage mal zurück: Haben Blogger überhaupt einen Auftrag? Außer dem, den sie sich selbst geben.

Kurz vorab: Alles was ich hier von mir gebe ist meine Meinung, mein Wunschdenken, meine Sicht der Dinge, was Blogger sind, sein sollten und sein könnten.
Mit meinen Überlegungen möchte ich niemanden abwerten oder beurteilen. Jeder hat in diesem großen Internetdings seinen Platz und seine Leser. Ich versuche im Folgenden zu skizzieren, wie ich mir die Welt machen würde, wie sie mir gefällt ;) Als freier Blogger, als Profi, der mit Unternehmen zusammenarbeitet und auch als Leser von all den spannenden Geschichten und Erfahrungen hier draußen.

Und liebe Bloggerinnen und Journalistinnen, bitte fühlt Euch jedes Mal wenn ich Blogger oder Journalist, er und der schreibe angesprochen. Ich tippe gerade nur seeeeehr schnell und die maskuline Form kommt mir physisch leichter über die Fingerkuppen. Bitte nicht böse sein.

Los geht’s

Ein Tweet hat mich auf dieses Panel gebracht:

„Bloggen verhält sich zu Journalismus wie Kunst zu Design oder Straßenmusiker zu Top40. In meiner Idealvorstellung zumindest“.

Und damit meinte ich: Bloggen sollte von innen kommen. Bloggen sollte träumen, rumspinnen, laut und öffentlich nachdenken sein. Etwas neues ausprobieren. Neues schaffen. Ohne Auftrag, sondern aus innerer Motivation heraus. Eigene Erfahrungen, eigene Meinungen, eigene Ideen, Standpunkte und Formate.

Ein Blog sollte niemals mit der Intention gestartet werden, Geld damit zu verdienen.
Schafft man es mit dem oben genannten tatsächlich Geld zu verdienen, habe ich überhauptnichts dagegen. Aber es sollte nicht der zentrale Antrieb sein.

Ein Journalist denkt für mich nach. Dafür bezahle ich ihn direkt oder durch den Kauf seines Produkt. Ein Journalist erfüllt eine Dienstleistung: Mir die Welt erklären, komplexe Themen recherchieren, nachdenken, zusammenfassen, so dass ich das Thema in 10 Minuten nachvollziehen kann.

Ein Beispiel: Ich lese gerade den BROCKHAUS. Innerhalb eines Jahres will ich die 24500 Seiten durch haben. Einfach so. Weil ich es möchte. Als Erfahrung, als Experiment. Ich blogge darüber täglich drüben auf der Huffington Post. Weil man mich lässt.

Kleiner Schlenker: Ich sage bewusst weil ich es möchte und weil man mich lässt und nicht: “Weil ich es kann.” Diese Aussage ist mMn an Selbstüberschätzung, Dummheit und Problematik nur schwer zu überbieten.
Ein Blogger sollte bloggen, weil er etwas zu sagen hat oder etwas wissen will.

Also:
Ich verbringe 2-3 Stunden täglich für ein Jahr mit meinem BROCKHAUS-Projekt. Weil ich mich fordern will. Weil ich sehen will ob ich es schaffe. Klar, habe ich recht halbherzig probiert, das Thema zu verkaufen. Bin aber heute froh, dass ich komplett frei bin mit dem Projekt und machen kann was ich will.

Hier kommt der Vergleich Künstler zu Designer – Straßenmusiker vs. Hochzeitsmusikant ins Spiel

Wenn ich aus freien Stücken und ohne Bezahlung etwas tue, dann ist in meinen Augen das Ergebnis meist interessanter. Die Freiheit in der Umsetzung größer. Der Fokus ein anderer.

Die geilst Musik kommt von den Leuten, die sich im Proberaum einschließen, losjammen, dabei vielleicht erst noch ihre Instrumente lernen ;) und dann sich dann irgendwann aus Fußgängerzone und Jugendzentren mit dem hochspielen was sie selber geil finden.

Musik, die von Anfang an auf Erfolg und Chartstauglichkeit geschliffen wird, nervt.

Diese Optimierungssucht, Glattgebügeltheit und Massenkompatibilität sehe ich derzeit auch in immer mehr Blogs.

Straßenmusiker spielen um zu spielen. Um vor Leuten aufzutreten. Und natürlich auch um Geld in den Hut zu kriegen. Aber mal ernsthaft: Wenn Du Dich eine Woche am Band arbeitest, hast Du mehr in der Kasse, als nach einem Monat Fußgängerzone. Straßenmusiker können spielen was sie wollen, aber auch gehen, wenn sie Hunger haben. Oder wenn das Publikum scheiße ist.

Top40 Musiker die bsw. auf Hochzeiten spielen sind Dienstleister. Für eine vorher festgelegte Summe. Ein vorher festgelegtes Set an Songs. Die der Auftraggeber ggf. komplett auswählt. Freiheit als Künstler sieht anders aus.

Was hat das nochmal mit Bloggern und Journalisten zu tun?

Der Blogger kann sich im Idealzustand selber aussuchen, worüber er schreibt. Ob er als Experte auftritt, ganz unparteiisch bleibt, oder klar seine persönliche Meinung sagt. Wenn er ein Thema gerade erst beginnt zu lernen und seinen Lernfortschritt mit den Lesern teilt und sie tiefer ins Thema mit reinzieht bekommt er von den Experten-Lesern Unterstützung. Bewusst Fehler zuzulassen ist eine besondere Freiheit des Bloggers. Fehler zu begehen und ebenfalls.

Der Journalist bekommt in der Regel einen Auftrag. Klar, gibt es Experten, die als Fachjournalisten arbeiten. Klar gibt es Journos die genau in ihrem Thema total aufgehen. Der graue Durchschnittsalltag sieht aber eher so aus, dass Themen vorgegeben werden. Mit

Amateur vs. Profis

Ich sehe Blogger als unabhängige, subjektive Dilletanten mit massiven Qualitätsanspruch und Interesse, die vor allem ihr eigenes Verlagshaus mit eigener Marketing- und Kommunikationsabteilung sind. Ganz instinktiv. Und das gut machen, was sie gut können.

Journalisten sind die zielgerichteten Profis mit universeller Einsatzfähigkeit und hohen Standards im Arbeitsergebnis. Die fokussiert an reiner Inhaltserstellung für Auftraggeber arbeiten. Verbreitung, Marketing, Leserbeziehungen, Anzeigenkunden… Müssen sie sich nicht drum kümmern.

Wie können Unternehmen mit Bloggern zusammen arbeiten?

Vorab die Zusammenarbeit mit Journos: Pressemitteilungen rausschicken. Anzeigen beim Verlag buchen. Ach, da fällt Euch schon was ein.

Beim Blogger, der als Amateur und Hobbyschreiber nun mit interessanter Reichweite daher kommt, aber vielleicht etwas sperrig und unberechenbar ist, sieht es schon anders aus. Der hat keine Anzeigenabteilung, über den sich der Umweg der Querfinanzierung gehen lässt. Ihr könnt ihn aber auch nicht mit Geld bewerfen. Da steht die Compliance und die Glaubwürdigkeit im Weg.

Ich will jetzt nicht das ganze Fass der Blogger Relations ernaut aufmachen, aber, denkt doch bsw. mal an folgendes:

Wenn jedes Unternehmen sich ein oder zwei Blogger suchen würde, die es monatlich finanziell aus dem Marketing-Budget entlohnt – für Beratung, Werbung im Blog, redaktionelle Mitarbeit usw. hätten wir alle schon viel gewonnen. Blogger wären wenn sie wollen finanziell unabhängig. Unternehmen, die gerne was mit Bloggern machen wollen, hätten den direkten Zugang.

Denkt doch einfach mal etwas um die Ecke, was das Erreichen Eurer Zielgruppen angeht. Als Autohersteller kann ich nicht unbedingt direkt einen Autoblogger entlohnen und was auch immer für Werbeleistungen einkaufen. Der müsste sich dann gerechtfertiger Weise den Vorwurf machen lassen bestechlich zu sein. Aber Modeblogger, Reiseblogger, Lifestyle-Blogs? Ist doch kein Problem oder?
Andersrum könnte der Minerlölkonzern oder Brausehersteller den Autoblogger als Werbeplattform nutzen, da sich die Zielgruppen deutlichst überlappen.

Lasst Blogger in Euren Unternehmensblogs schreiben und bietet ihnen ein ordentliches Honorar dafür. Holt Euch Blogger als Berater für eine geplante Kampagne. Nehmt Blogger mit auf Messen und lasst sie von dort berichten.
Und bezahlt sie dafür. Die Blogger sind in dem Moment Marketing-Maschinen für EUER Unternehmen und keine Journalisten, die durch ihre Redaktion monatlich den Gehaltsscheck bekommen.

Wir können Blogger doch nicht dafür bezahlen, über uns zu schreiben?

Warum denn nicht? Blogger sind keine Journalisten. Wenn Ihr zu einem Künstler geht und Euch ein Gemälde für das Foyer malen lasst, bezahlt Ihr den doch auch?

Wenn Ihr einen Fernsehkasper als Moderator für die Jahreshauptversammlung engagiert, bezahlt Ihr den ja auch nicht nur für Schnittchen und Schampus.

Was doch auch überhaupt nichts schlechtes bedeutet:
Auftragsblogger liefern qualitativ hochwertige Texte, übernehmen Verlinkung und Verbreitung gleich mit und geben sich als Gesicht her (was die meisten freien Journalisten, die Aritkel und Pressemitteilungen schrieben eher selten leisten). Da ist auch nichts anrüchiges dran oder etwas das gegen Compliance verstößt.

Umdenken ist gefragt! Und neue Lösungen und Formate finden.

Ihr müsst Euch nur die Frage vorher stellen, wollt Ihr Kunst oder Design? Risiko oder Sicherheit. Abgefahrenes oder Standard.
Eigenständige Songs oder Coverversionen.

So wie Ihr Bands auf Veranstaltungen spielen lasst und dafür bezahlt, lasst Blogger (Twitterer, YouTuber, Instagrammer) Eure Kanäle bespielen und bezahlt sie dafür.

Ihr könnt und solltet Ihnen auf ihren Blogs nichts vorschreiben oder erwarten. Hier spreche ich jetzt nur für mich:

Ich will in meinem Blog nicht professionell sein müssen. Qualität JA! Professionell. Nein.
Ich will Straßenmusiker sein, der spielt wann er will, was er will und gehen kann wenn er Hunger hat.
Ich muss keine Riesenreichweite haben. Publikum ja. Aber eines, das ich mir selber heranschreibe, für das ich mich nicht verbiegen muss.

Aber:
Ich liebe es für Kunden zu schreiben, mit deren Unternehmen und Produkten ich mich total identifizieren kann. DANN lasse ich mich auch bezahlen. Das ist dann auch meine Entscheidung. Und ich schreibe dann in den Kanälen der Kunden und unterstütze bei Strategie und Verbreitung. Das dann auch nach professionellen Maßstäben, die ich mir in 20 Jahren angelegt habe.

Unternehmens-Blogs und deren Anforderungen und Besonderheiten sind aber ein ganz anderer Schnack und hier nicht das Thema!

Die Crux mit der intrinsischen Motivation.

Ich bringe jede Blogger-Kooperation an den Rand des Wahnsinns, da ich seltenst auf Befehl, Termin oder gemeinsame Absprache schreiben kann.
Zugegeben: Können möglicherweise schon. Aber ich will meistens nicht, weil es sich nicht richtig anfühlt. Wenn ich nicht das Gefühl habe, ein Text ist reif und will geschrieben werden, dann schreibe ich ihn nicht. Alles andere wäre halbgar und unehrlich. Die Texte, auf die ich als Blogger besonders stolz bin, sind die, die lange gereift sind, über die ich intensive nachdenken konnte. Remember: Bloggen heißt öffentlich nachdenken.

Bloggerrechte und -Pflichten

Ein Thema über das ich hoffentlich auf dem Panel mehr erfahren werde. Ich selber habe mir darüber noch gar keine konkreten Gedanken gemacht.

Müssen Blogger, die als Journalisten gelten (wollen) und entsprechende Rechte erhalten eigentlich auch Pflichten erfüllen? Insbesondere was Unbestechlichkeit, Pressekodex etc. angeht?

Nun ja, dieses Fass soll jemand anderes aufmachen.

Idealvorstellung des freien Bloggers der durch Unternehmen unterstützt wird

  • gedanklich unabhängig
  • finanziell unabhängig
  • künstlerischer Anspruch
  • aufklärerischer Anspruch
  • sind Experten
  • arbeiten sich leidenschaftlich in ein Thema ein
  • verbiegen sich nicht
  • denkt weiter – über den Tellerrand
  • Verbreitet und Vernetzt seine Inhalte eigenständig
  • erschafft neues

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