(Foto: Keller/Poi Pet; ohne Zusammenhang zur Überschrift)
Heute will ich mal wieder was Frisches einschieben, in dem Tonfall, den man von mir gewohnt ist. Komme nämlich gerade von einem Kurztrip zwecks Visaverlängerung aus Pakse in Laos zurück und habe dann mit dem Zug noch eine kleine Reise durch die Reisfelderregion Thailands, einen Teil des Isaans gemacht. Dann kam eben was Interessantes in Sachen Unbuddhisten rein, offenbar ist mal wieder einer am dortigen Zensor hängengeblieben. Vorneweg, einige wollen es ja nicht glauben, dass man sich verbal aufregen und dabei gelassen bleiben kann - ich muss meinen Blutdruck regelmäßig messen, ärztliche Anweisung, und er ist gerade bei ... 135:86 (und das trotz Erkältungsmitteln). Am Ende wird es, versprochen, noch richtig buddhistisch.
1) Wie es die zwölfgliedrige Kette des Entstehens so will (hoho, ich komme gleich drauf zurück), hatte ich just vor meiner nötigen Visumreise, die auf einen runden Geburtstag fiel, eine Frau zu Gast, die ich gerade erst kennengelernt hatte, die mir das Kompliment machte, ich sei der beste Lecker, und der ich dann spontan anbot, sie mit auf die Reise zu nehmen (ach, diese Männer ...). Zuvor jedoch hatte ich mögliche Ziele genannt, und bei Pakse kurz hinter der laotischen Grenze (im Süden des Landes) erzählte sie mir, da lebe der Vater ihres Kindes, der einst illegal in Thailand arbeitete. Darum also entschied ich mich für Pakse, wollte ihr eine Freude machen und versuchte am folgenden Tag vier Stunden lang, die Tickets online bei Air Asia zu buchen, mit ständigen Fehlermeldungen, die man laut Hotline gleich abstellen wollte. Am folgenden Tag versuchte ich es zur Sicherheit nochmal im Internetcafe, mit dem selben Misserfolg, stieg auf Nok Air um, deren Tickets man sogar im 7 Eleven-Supermarkt bezahlen kann (und die, wie sich herausstellte, sogar einen Snack ohne Zuschlag servierten). Das Zeitfenster für die Buchung war jedoch klein, sonst musste man immer wieder von vorn anfangen. Man mag es nicht glauben, die Frau konnte ihr Glück immer noch nicht fassen und nervte mich minutenlang am Telefon mit "Ohs", "Ahs", Gelächter, "really?" und anderen Nachfragen, als ich ihr Geburtsdatum und ihren vollständigen Namen für die Buchung erfragte. Die Buchung drohte also zu platzen, bis ich entnervt aufgab. Das sollte ich nicht bereuen. Ich flog alleine nach Ubon auf der Thai-Seite, fuhr über die Grenze, Pakse stellte sich als staubige Baustelle heraus, das Thai-Imitat-Essen war teurer als im Nachbarland, versalzen und gemüsefrei (Chilli-Chicken), und dann kam ein Laote mit mir ins Gespräch, der sanitäre Anlagen in Dörfern initiierte und am Ende tatsächlich meinte, die Demokratie habe doch noch nie funktioniert. Mag sein, dass einer, der im Auftrag einer sozialistischen Regierung in einem der korruptesten Länder dieser Welt unterwegs ist, so etwas sagen muss, für mich war das jedoch der Grund, sogleich nach Thailand zurückzukehren, das er fälschlich ebenfalls für demokratisch hielt, wo es sich doch offensichtlich noch immer um eine absolute Monarchie handelt. Es ist jedenfalls das Land, wo die Westler sein wollen, und zwar in erheblich größerer Anzahl als in dessen sozialistischen oder anarchischen Nachbarländern. Irgendetwas scheint der Laote nicht verstanden zu haben, als er in Australien studierte. Wie um die Sache zu kommentieren, spürte ich beim Warten auf den Minibus zur Grenze plötzlich ein Krabbeln über meiner Socke, und siehe da, die größte Kakerlake, die ich je sah, hatte sich an meine Wade geheftet. Was ich auch immer über Kakerlaken sagte, in Thailand und sonstwo hatte das noch keine gewagt. Dieser blöde Finne, der mal meinte, ich sollte es nochmal mit dem Süden von Laos probieren, wo mir schon im Norden ähnliches einst widerfahren war, das Land ärmer, aber alles teurer als in Thailand ...
2) Der nächste Blödian war dann der unvermeidliche Koberer oder Schlimmeres, der bei meiner Rückkehr aus dem Somdet-Park in Srisaket in Thailand (eine der wenigen Sehenswürdigkeiten in bzw. bei der Stadt) auf seinem Moped neben mir hielt. Ich war verschwitzt, stundenlang marschiert (5 Liter Flüssigkeit an diesem Tag getrunken und nix abgenommen), da kommt mir der Typ so (ich übersetze): "Was haben Sie denn in dem Park gemacht? (Vögel gezählt ...) Sind sie alleine? (Nein, Aniki steht da im Busch und wartet nur auf ein Handzeichen von mir ...) Kann ich Ihnen helfen (d.h., wollen Sie nicht ein Stück mitfahren, damit ich sie ausrauben/in den Arsch ficken/ihnen eine Hure/meine Tochter verscherbeln kann)? (Nein, mein Arzt hat mir alles andere als Laufen verboten ...). Das ist die Krux mit dem Alleinreisen und -laufen. In Siem Reap, nicht weit von Angkor, kann man nach Einbruch der Dunkelheit damit rechnen, regelmäßig mit dem Spruch "You want marihuana, you want girls?" von der Seite angequatscht zu werden. Nichts geht mir mehr auf den Geist als wenn einer meint, ich bräuchte ihn, um gute Weiber zu finden, weshalb ich einem dort schon mal beim dritten Mal mit dem Tode drohte und den Touristenpolizisten in der Nähe gleich davon in Kenntnis setzte (das ist das Schöne, wenn man davon ausgehen kann, dass die Korrupten unter einer Decke stecken).
3) Gerade kam eine email rein, von einem "Bernd", der mit mir auf dem Unbuddhisten gleichgesetzt wurde. Er geht wie ich davon aus, dass seine Beiträge unabhängig von ihrem Gehalt und Bezug auf dortige Texte nicht erscheinen, wenn sie den wunden Punkt der Non-Buddhisten treffen. Er tat dies so, und ich ergänze das noch:
"Es folgt ein letzter Versuch, den in mehreren emails von Matthias geäußerten Vorschlag, auf die Thesen von ihm und seinen Genossen einzugehen, was er in meinen Beiträgen offenbar regelmäßig nicht erkennen kann. Das ist nämlich in aller Einfachheit und Verständlichkeit ganz einfach. Zitat aus dem obigen Beitrag: “Die kognitive Entscheidung des Buddhismus besteht aus dem Postulat der raumzeitlichen Wechselhaftigkeit (samsara) als bedingt Gegebenem und aus demjenigen der Kontingenz (paticcasamuppada) als dessen bedingender Tatsache. (Wallis, 228; unsere Hervorhebung)” Argument 1: Dieses Postulat ist in meinen Augen falsch, es handelt sich um eine falsche Prämisse. Richtig heißt es in der Art des Buddhismus, die die Genannten NICHT betrachten (da sie “pars pro toto” institutionellen und kommerziellen Buddhismus verallgemeinern) zum Beispiel: “Die kognitive Entscheidung des Buddhismus besteht aus dem Postulat, dass die Art, in der ein Mensch denkt, von diesem so zu durchschauen ist, dass er sich der Gedankenprozesse hochbewusst wird und seine an die Gedanken gebundenen Gefühle und Handlungsweisen von sich einst verselbständig habenden Gedankenketten unabhängig machen kann.”
Argument 2: Der Satz von Wallis macht logisch keinen Sinn, da “Kontingenz” in der Philosophie folgendes bedeutet: “die Nicht-Notwendigkeit potenzieller Ereignisse im Gegensatz zu metaphysischer, schicksalshafter Notwendigkeit”. Hingegen bedeutet “paticcasammuppada”: bedingtes Entstehen oder Entstehen in Abhängigkeit, es ist also von einer Notwendigkeit gekennzeichnet, was im Bild der zwölfgliedrigen Kette verdeutlicht ist. Glen Wallis hätte dann diese Begriffe gleichgesetzt, was keinen Sinn macht. An dieser Begriffsverwirrung wird das grundlegende Verständnisproblem für andere deutlich. Etwas nicht-notwendiges (Kontingenz) kann nicht “bedingende TATSACHE” sein. Es ist eigentlich unbegreiflich, wenn es sich hier nicht um eine unsägliche Übersetzung handelt, wie ein Akademiker, der selbst aus dem Palikanon übersetzt, solche Verdrehungen verursacht. (...) IHR habt nicht verstanden. Der Buddhismus ist eine Geistesschulung, kein Dogmen- oder Lehrgebäude."
Dem ist durchaus noch etwas hinzuzufügen. Hier bestätigt sich wieder meine These, dass es nicht so sehr um den institutionellen, sondern konkret um den Theravada-Buddhismus und seine Lehren bei den Projektionen der Unbuddhisten geht. Auch wenn Wikipedia das vielleicht nicht so sieht, ist etwa im Madhyamika und im Zen die zwölfgliedrige Kette des Entstehens, verstanden als Leerheit (shunyata), ein ganz anderes "Postulat" als die Bedingung von "Samsara". Sie ist vielmehr Kennzeichen der Dinge, der Existenz, und damit auch der Glieder dieser Kette wie Sinnesorgane, Bewusstsein etc. Ähnlich dem Taoismus sieht das Zen die geistigen Phänomene als Täuschungen oder als traumhaft an, im Erwachen zur Erkenntnis deren Leere (und eben nicht der Erkenntnis einer logischen Ereigniskette, die nur eine vorübergehende LeHre darstellt) ist Samsara als solches aufgelöst (weshalb auch "Samsara und Nirwana sind eins" gesagt wird). Diese Erkenntnis ist ganz wesentlich anders und hat andere Folgen als ein Festhalten an einem uralten Dogma, das nur im Theravada (wie die edlen vier Wahrheiten) als unverrückbar zentraler Glaubensinhalt gilt. Im Zen ist diese zwölfgliedrige Kette bereits dekonstruiert. Wie so oft auch in buddhistischen Foren wird hier also eine Anfänger- oder schulspezifische Sicht verallgemeinernd als wesentliche Erkenntnis (Postulat) aller buddhistischen Lehrer und Praktizierenden angesehen. Und das ist dann mein Geburtstagsgeschenk an die Leser dieses Blogs. Buddhismus wird interessant, wenn man ihn akademisch untersucht oder vom Standpunkt tieferer Erkenntnis betrachtet und nicht von dem derjenigen, die am Anfang ihres Weges schon genau das Gleiche behaupten und nachplappern, was ihnen ihre Theravadalehrer am Ende ihres Weges nur beibringen können.
Natürlich gibt es Wichtigeres. Vor allem das Knie von Luis Suarez.