Blockadepolitik

Hier sitzen wir nun also in meinem Büro, die Schreibblockade und ich, unter scharfer Beobachtung von drei nervösen Wachteln und zwei aufgedrehten Nymphensittichen namens Boris und Doris. Im Terminkalender hatte ich mir für heute ein Treffen mit der Muse eingetragen, aber stattdessen wartete einmal mehr die griesgrämige alte Schreibblockade auf mich, als ich endlich den Mut aufbrachte, die Bürotür zu öffnen. Ich muss geahnt haben, dass sie hier sein würde, darum habe ich vorhin wohl so lange gezögert, als “Meiner” mich drängte, das dreckige Frühstücksgeschirr endlich hinter mir zu lassen und mich der Schreiberei zu widmen. Tja, und so sitzen wir uns einmal mehr gegenüber, starren einander feindselig an und werfen einander gehässige Vorwürfe an den Kopf:

Ich: “Du schon wieder! Ich hab’ für heute doch die Muse bestellt.”

Schreibblockade: “Die ist leider verhindert und hat stattdessen mich geschickt. Du machst dir ja keine Vorstellung, was die Muse an so einem kalten Samstag alles zu tun hat. Die Kälte treibt die Leute in die Schreibstuben und es gibt nun mal begabtere Menschen als dich, die auf der Warteliste der Muse weiter oben stehen.”

Ich: “Klar gibt es begabtere, aber immerhin bietet man auch mir wieder die Gelegenheit, etwas zu veröffentlichen und die Ideen dazu habe ich auch schon glasklar in meinem Kopf. Eine kurze Unterredung mit der Muse würde ausreichen, um die Schleusen zu öffnen, damit an einem Schreibtag mehr als nur Kurzkapitel zustande kommen.”

Schreibblockade: “Du glaubst doch nicht im Ernst, es würde mehr drin liegen als ein paar lausige Blogeinträge. Auch ja, dann hast du noch diese Korrektur fertigzustellen. Aber danach kannst du dein Büro ganz getrost wieder den Gefiederten überlassen. Wann erkennst du endlich, dass du nicht mehr drauf hast?”

Ich: “Man hat mich immerhin angefragt…”

Schreibblockade: “Hat man, ja, aber ganz bestimmt nur aus Mitleid, weil die arme Irre in den vergangenen Monaten etwas gar viele Tiefschläge hat einstecken müssen.”

Ich: “Vielleicht hast du Recht… Meinst du, ich sollte die Sache aufgeben?”

Schreibblockade: “Das solltest du.”

Ich: “Aber ich habe zugesagt. Und ich platze beinahe vor Freude und Ideen. Diese Geschichte könnte wirklich ganz witzig werden. Sie wird demnächst aus mir herausbrechen, das spüre ich. Wenn du nur endlich den Weg freigeben würdest…”

Schreibblockade: “Darauf kannst du lange warten.”

Ich: “Ach komm doch, hab dich nicht so. Was hast du eigentlich gegen mich?”

Schreibblockade: “Nichts. Solange du am Herd stehst, deinen Kindern Bücher erzählst und den Boden fegst finde ich dich ganz okay. Du kannst von mir aus auch bloggen, Kolumnen schreiben und kleinere Schreibaufträge entgegennehmen. Ich stelle mich nicht in deinen Weg…”

Ich: “Von wegen! Seit Tagen schon hinderst du mich daran, in diesen Schreibfluss zu kommen…”

Schreibblockade: “Ist ja auch viel zu kalt zum Schwimmen.”

Ich: “Haha, sehr witzig. Du weisst genau, wovon ich rede.”

Schreibblockade: “Nein, keine Ahnung. Der Schreibfluss gehört ganz der Muse und die ist nun mal nicht da, also reden wir über die Dinge, von denen ich etwas verstehe. Wie lautet noch mal dein erster Satz?”

Ich: “Du glaubst doch nicht, dass ich den hier veröffentliche? Der kann sich noch tausendmal ändern.”

Schreibblockade: “Das sollte er sich auch. So, wie er jetzt dasteht, werden die Leser das Buch in die nächste Ecke schmeissen und nie wieder zur Hand nehmen.”

Ich: “Herzlichen Dank für deine ermutigenden Worte.”

Schreibblockade: “Kommt wirklich von Herzen, jederzeit gerne wieder.”

Ich: “Danke, ich bin bedient. Du darfst jetzt gehen…”

Schreibblockade: “Aber nicht doch, ich habe mir den ganzen Tag für dich freigehalten. Einer muss sich ja um dich kümmern, wo die Muse doch schon keine Zeit für dich hat. Reichst du mir mal den Beststeller, der dort in deinem Regal steht. Ich fang mal an zu lesen, damit ich dir sagen kann, was du alles falsch gemacht hast, wenn du dann endlich ein paar Sätze produziert hast.”

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