Judas Coyne ist ein alternder Rockstar, der sich, von wechselnden jungen Geliebten unterhalten, ein schönes Leben auf seiner Ranch macht. Er tritt nur noch selten auf, schreibt ab und zu an neuen Songs und sammelt kuriose Dinge. Somit kann Jude auch nicht wiederstehen, als sein Assistent Danny ihn darauf aufmerksam macht, dass jemand einen Geist auf einer Internetauktionsplattform versteigert. Er ersteigert den angebotenen Anzug, an dem angeblich der Geist gebunden wäre. Kurz nachdem der schwarze Anzug bei Jude eingetroffen ist geschehen merkwürdige Dinge: Seine Freundin sticht sich an einer Nadel im Anzug und die Verletzung heilt nicht, er sieht einen alten Mann in seinem Flur sitzen und der Anzug verströmt plötzlich einen ekelerregenden Leichengeruch. Doch dies ist alles nur der Anfang und vor dem, was Jude noch erwartet, gibt es kein Entkommen…
„Blind“ ist mein erstes Buch von Joe Hill, seines Zeichens Sohn von Horror-Altmeister Stephen King, und es wird sicher nicht mein Letztes sein! Der Geist bricht in Judes Leben ein wie ein Tornado, zerstört die Idylle, die er sich aufgebaut hat und droht, alles was Judas etwas bedeutet, zu vernichten. Am Anfang verbreitet der Geist nur eine düstere und unheimliche Stimmung, aber je mehr Zeit vergeht, desto gefährlicher wird es für Jude und seine Freundin Georgia, sie schweben gar in Lebensgefahr. Zu Beginn ist es subtil und gruselig, doch schnell entfaltet sich der wahre Horror und eine Verfolgungsjagd bis in Judes Vergangenheit beginnt.
An den Schreibstil des Autors musste ich mich am Anfang etwas gewöhnen, doch ich habe schnell in die Geister-Geschichte hinein gefunden und war fasziniert von diesem Szenario, welches Joe Hill heraufbeschwört. Aber mal ehrlich, wer ersteigert bitte einen Geist??? Diese Tatsache allein fand ich schon faszinierend, aber die Dynamik, die der Geist entwickelt und wie er Judes Leben Stück für Stück auseinander nimmt, hat mich völlig in ihren Bann gezogen. Ich konnte mir haargenau vorstellen, wie Jude und Georgia sich gefühlt haben, wie ihnen Angst und Bang wurde und warum sie die Flucht ergriffen. Selbst den Schluss fand ich passend und stimmig.
Die Protagonisten waren mir lange Zeit fremd, denn mit Judas Coyne konnte ich mich nicht so recht identifizieren. Da hatte es Georgia schon leichter, auch wenn sie sich zu Beginn wie eine verwöhnte Groupie-Göre benommen hat. Mit der Zeit wird sie aber zu einer richtig toughen Frau und damit zu einer wichtigen Person in der Geschichte. Judas benimmt sich, wie sich ein Rockstar halt benimmt. Er ist über 50 und genießt seinen Rum und das Geld, das er mit seiner Musik damals verdient hat. Der Geist ist ein richtig böser Geist, der Judas nach dem Leben trachtet. Wer er ist und was ihn antreibt, müsst ihr selbst herausfinden, doch es ist eine ganz schön krasse Geschichte!
Der Schutzumschlag ist so gestaltet, dass man nicht unbedingt einen Horror-Roman dahinter vermuten mag. Ja, wenn man genau hinschaut, dann vielleicht schon, aber nicht auf den ersten Blick. Man sieht zwei Hände, die ein Herz halten. Die dominierenden Farben sind Rot und Schwarz. Verstörend wird es aber, wenn man den Schutzumschlag abnimmt, denn darunter kommt ein schwarzes Buch zum Vorschein, das von lauter roten Kratzern übersäht ist. Ein echtes Highlight!
Fazit: „Blind“ von Joe Hill ist ein Horror-Geister-Roman, der es wirklich in sich hat. Zu Beginn besticht das Buch durch Grusel, doch dann entfaltet sich der wahre Horror und auch Blut fließt nicht gerade selten. Ich vergebe vier von fünf Sternen!
Blind
von Joe Hill Gebundene Ausgabe: 432 Seiten Verlag: Heyne HC (8. Februar 2007) Sprache: Deutsch ISBN-10: 3453265467 ISBN-13: 978-3453265462
Rezension vom 09.08.2014