Blaenau Ffestiniog und die Digitalisierung

Blaenau Ffestiniog und die Digitalisierung

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GTL | 9.2.2014 | Kommentare (0)

 

Blaenau Ffestiniog und die Digitalisierung

Wir schreiben das Jahr 1977 und ich trampte per Interrail durch Großbritannien. Fragen Sie mich nicht weshalb, aber der Große Polyglott "England" (sic) 5. Auflage aus 1975 - übrigens so ziemlich der unbrauchbarste Reiseführer für einen Backpacker - beschrieb Blaenau Ffestinog (http://de.wikipedia.org/wiki/Blaenau_Ffestiniog) als "einen guten Ausgangspunkt für Fahrten und Wanderungen in den Snowdonia National Park".

Als ich an einem regnerischen Nachmittag vom freundlichen Chester in der walisischen Bergwerksstadt ankam sah ich in etwa soviel von der Umgebung, wie auf dem unbearbeitetet Foto.
Schemenhaft waren ein paar Dächer im Schatten der riesigen Schiefer-Abraumhügel zu erkennen. Der Bahnhof lag offenbar relativ weit außerhalb potentieller Unterkünfte, die Suche nach einem leistbaren B&B hätte vermutlich zu einer ziemlich völlständigen Durchnässung geführt. Die Suche nach einer weiteren Brit-Rail Bahnlinie, mit der ich wie geplant durch Wales fahren hätte können, verlief frustran. Wales hatte damals schon einige Privatbahnen, die im Gegensatz zur damals staatlichen Brit-Rail, eher nur sporadisch verkehrten. Die Vorstellung in diesem Grau einige Tage verbringen zu müssen, war so abhorrierend, dass ich beschloss in den Gegenzug zu steigen und via Holyhead die Nachtfähre nach Dublin zu nehmen.
Als ich wieder daheim das vor Ort geschossene Dia an die Wand warf verstanden alle sofort, weshalb ich dort die Flucht angetreten habe. Auch auf der Leinwand sah man nicht mehr als die Umrisse der grau-grünen Schieferhügel und ein paar Flachdächer.
Wir schreiben nun 2014 und - wie hier schon vermerkt - habe ich begonnen meine alten Reisedias einzuscannen und - welch Überraschung - mit ein bißchen digitaler Bemühung ließ sich aus dem alten Bild plötzlich viel mehr herausholen, als ich je zu vor erkennen konnte.
Klar konnten nun die Wege ausgemacht werden, die sich die Hügel hinaufschlängelten. Digitale Werkzeuge holten aus den bis jetzt verborgenen Tiefen des alten Films (made in DDR) eine ganze Stadt heraus.

Ich bereute natürlich nicht, dass ich damals das im Regen untergehenden Wales gegen ein gutes Frühstück in Dublin getauscht habe, aber es fasziniert mich, welche Informationsdichte ich mit analogen Mitteln (Sucherkamera Kodak Retina II; Film 100 ASA ORWO Chrom) erreicht haben
BTW, der Film ließe sich heute nichteinmal mehr entwickeln. Über die Geschichte der DDR Firma ORWO: http://en.wikipedia.org/wiki/ORWO
 


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