Blade Runner 2049

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Blade Runner 2049

6Sci-Fi

Wie setzt man einen bahnbrechenden Sci-Fi Film wie Blade Runner fort? Einen Film, der zu den Meilensteinen des Genres gehört? Denis Villeneuve versucht sich nun mit Blade Runner 2049 an einer würdigen Fortsetzung.

Der junge Blade Runner K (Ryan Gosling), seines Zeichens selbst ein extra für den Dienst geschaffener Replikant, lüftet im Zuge seiner Arbeit ein lange gehütetes Geheimnis, das die ohnehin schon brüchige gesellschaftliche Ordnung, die scheinbar ständig kurz vor dem Kollaps steht, bedroht. Entgegen den Anweisungen seiner Vorgesetzten Lieutenant Joshi (Robin Wright) ermittelt er weiter und zieht mit dem Technikmogul Niander Wallace (Jared Leto) einen mächtigen Feind auf sich. Ihm wird klar, dass der alte Blade Runner Rick Deckard (Harrison Ford) die Antwort auf seine Fragen hat und macht sich auf die Suche nach ihm.

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Eines der herausragendsten Merkmale des Originals war ohne Zweifel seine visuelle Inszenierung, die von solcher optischer Pracht und daher weitläufigen Einfluss auf das Genre zeugt, dass man leicht den Fehler begehen kann, Blade Runner auf sein Äußeres zu reduzieren. Aber Blade Runner war mehr als nur seine bahnbrechende Bildsprache, Ridley Scott hat es im Original geradezu meisterhaft verstanden, seine futuristische Stadt als veräußertes Sinnbild seiner Protagonisten in Szene zu setzen. Die Optik war somit nie Selbstzweck, sondern hatte, wie man so schön sagt, Hand und Fuß. Seien es die weitläufigen Häuserschluchten, in denen die Figuren so verschwindend minimiert erscheinen, dass es ihre Verlorenheit in einer entmenschlichten Welt darstellt, oder die engen, oftmals zugemüllten Innenräume, die das Eingeschlossene wie in einem Käfig veranschaulichten.

Und hier tappt auch Villeneuve in die Falle. In seinem bisherigen Schaffen (Prisoners, Enemy, Sicario, Arrival) gelang es ihm stets eine Symbiose aus Visualität und gut erzählten Geschichten zu erschaffen, einer Mischung, wo die Inszenierung und die Bilder nie zum Selbstzweck verkommen, sondern immer in der Erzählung begründet waren. Nicht so in Blade Runner 2049. Während der Film optisch beeindruckt, bleibt er inhaltlich auf der Strecke. Anstatt sich wie das Original auf das persönliche, existenzielle Hadern seiner Protagonisten (Deckard und Rachael) und Antagonisten (Batty und Pris) zu konzentrieren, muss es diesmal epischer sein und sich gleich auf das gesamte gesellschaftliche Gefüge ausweiten. Ein Umstand, der der Handlung nicht zugute kommt.

Das zeigt sich darin, dass Blade Runner 2049 mit expositionellen Dialogen angereichert ist, die Intelligenz des Zuschauers mit pseudo-philosophisch monologisierenden Figuren (ein “Verbrechen” dem sich vor allem Letos Niander Wallace schuldig macht) beleidigt und wirklich alles bis zum äußersten erklärt, dann erneut erklärt und schließlich direkt ausspricht. Blade Runner 2049 bietet einfach keinen Spielraum für Interpretationen oder Spekulationen, er wirft keine Fragen auf, sondern gibt nur Antworten und das oftmals auf Fragen, die nie gestellt wurden. Statt den Zuschauer zum Mitdenken (und damit zum ständigen Aufpassen) und zu einer aktiven Involvierung in die Erzählung einzuladen, nimmt er das Publikum bei der Hand und führt es wie ein unmündiges Kind durch die Geschichte.

Blade Runner 2049 ist optisch zwar schön anzusehen, es bleibt aber eine inhaltsleere, emotionslose Erfahrung, die sich weniger auf die originären bzw. neuen Ideen seiner Geschichte konzentriert und diese verfolgt, sondern stattdessen auf Nostalgie setzt und sich zu stark auf den Vorgänger beruft, ohne inhaltlich mit jenem Sci-Fi Klassiker mithalten zu können – schlichtweg deshalb, weil Villeneuve den Fehler begeht Blade Runner auf seine Visualität zu reduzieren und die Inszenierung damit zum Selbstzweck verkommt. Wer also knapp drei Stunden schön gefilmte Aufnahmen, unterbrochen von gelegentlichen Actionsequenzen sehen will, der wird mit Blade Runner 2049 auf seine Kosten kommen. Wer sich ein inhaltlich ähnlich geartetes aber eigenständiges Werk wie beim Vorgänger erwartet, wird enttäuscht sein – man merkt, es fehlt halt doch die erzählerische Orginalität und Genialität einer Philip K. Dick-Vorlage.

Regie: Denis Villeneuve, Drehbuch: Hampton Fancher, Michael Green, Darsteller: Ryan Gosling, Harrison Ford, Robin Wright, Ana de Armas, Sylvia Hoeks, Jared Leto, Dave Bautista, Filmlänge: 163 Minuten, Kinostart: 06.10.2017, www.bladerunnerfilm.de


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Autor

Marco Rauch

Aufgabenbereich selbst definiert als: Kinoplatzbesetzer. Findet den Ausspruch „So long and take it easy, because if you start taking things seriously, it is the end of you” (Kerouac) sehr ernst zu nehmend.


 
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