Blackberry – (un)professioneller Systemausfall…

Erstellt am 11. Oktober 2011 von Hrgajek

Der BlackBerry, die Brombeere, ein mobiles Status-Symbol in den USA, beliebt bei der Jugend in Großbritannien. Auch Geschäftsleute und Kenner in Deutschland schwören drauf, die breite Masse bevorzugt das „Eifon“ oder spielt mit Androiden. Ausgerechnet jetzt ist das BlackBerry-System zum zweiten Mal in zwei Tagen komplett ausgestiegen, seit heute auch bei den Hochsicherheits-Systemen der Geschäftskunden

BlackBerry Bold (9700) Foto RIM

Offiziell erfährt nichts, außer einer „aufrichtigen Entschuldigung“ auf Facebook. Was da wirklich los ist, kann man nur ahnen, Gerüchte wollen wissen, daß ein geplantes Update des BlackBerry Information Service, das ist der BlackBerry-Dienst für Privatkunden ohne eigenen Mailserver, wohl irgendwie „entgleist“ sein könnte.

BlackBerry betreibt zwei Dienste: Den BlackBerry Information Service (BIS) für Privatkunden, der e-mails vorhandener Mail-Anbieter, die per POP3 oder IMAP erreichbar sind auf das BlackBerry weiterleitet.

Den BlackBerry Enterprise Service (BES) für professionelle Unternehmenskunden, die bereits einen eigenen Mailserver haben und ihre Mails, Adressbücher, Notizen und Aufgaben über das hochsichere Netz übertragen möchten. Das System ist so sicher, daß einige Regierungen mit Abschaltung lokaler Mobilfunkanbieter drohten, wenn sie nicht endlich mitlesen dürfen, was „nette Menschen“ sich so alles untereinander mitteilen oder mitteilen könnten.  Der bayrische Trojaner läßt grüßen.

Angefangen, genauer aufgehört hat es bei BlackBerry gestern (10.10.) um die Mittagszeit, als die Mails der BIS-Kunden immer später und schließlich gar nicht mehr ankamen. Gelöst schien das Problem um oder nach Mitternacht, als die ersten Mails wieder anliefen und heute (11.10.) morgen schien dann wieder alles klar zu sein, außer beim Geheimtipp BlackBerry-Messenger (BBM), der kostenlose Kurznachrichten zwischen allen BlackBerries dieser Welt erlaubt, egal, in welchem Netz sie eingebucht sind. Da hakte es immer noch.

Den netzübergreifenden BBM Dienst gibts schon länger. Mit dem Auftauchen der Applikation Whatsapp wurde das auf einmal populär, weil es nun zwischen allen Handys und Betriebssystemen dieser mobilen Welt möglich ist, welche das Auführen fremder Programme auf dem Handy erlauben.

Zurück zu BlackBerry: Den Ausfall meldeten anfangs nur ein paar Presseagenturen, die einschlägigen Technik/Telekommunikationsseiten schrieben später aus diesen Agenturen ab, nachdem zu ihnen durchgedrungen war, daß das Problem doch länger anhielt als gedacht. (Vielleicht nutzen Redakteure auch selbst einen BlackBerry und erfuhren erst „zu spät“ davon?)

Ich mag den BlackBerry, weil das bisher ein System war, das einfach gut funktioniert hat. Lange Akkulaufzeiten der Endgeräte, datensparend, netzlastschonend und man hat seine e-mails einfach unterwegs griffbereit und kann reagieren.

Spätestens in den zwei Ausfalltagen dürften einige Millionen (!) betroffener Kunden in Europa und Afrika über Alternativen nachgedacht haben.

Ja – auch mit einem iPhone von Apple kann man längst e-mails lesen und zur Not auch verschicken. Schon komfortabel, daß sich die Google-Dienste auf den iPhone als Exchange-Server einrichten lassen (Servername: m.google.com , Benutzername Google-email-Adresse, Passwort: Google-Passwort) und schwups sind die Mails, Kontakte und Termine auf dem iPhone synchronisiert.

Populäre e-mail Dienste wie GMX bieten seit einiger Zeit (fast unbemerkt) das IMAP-Protokoll auch für kostenfreie Basis-Kunden an (Servername: imap.gmx.net, Benutzername: gmx-Adresse oder Kundennummer, Passwort: GMX-Passwort, SSL ist möglich) das geht auf Android, Symbian, Windows-Mobile oder iOS-Geräten nach ein wenig Einrichtung. Nur bei BlackBerry – geht im Moment nichts.

Wenn das bei BlackBerry ein generelles System-Update werden sollte, wäre es professioneller gewesen, die Kunden einfach vorher zu informieren, daß größere Wartungsarbeiten geplant sind und daß es möglicherweise zu Ausfällen kommen könnte. Da wäre man vorgewarnt gewesen und hätte sich Alternativ-Strategien überlegen können.

Aber auch die Mobilfunknetzbetreiber müssen sich an die eigene Nase fassen. Spätestens nachdem klar war, daß hier kein „einfaches Problem“ vorliegt und RIM/BlackBerry dazu offiziell nichts sagen mag, hätten sie ihre Kunden von sich aus informieren müssen, bislang passierte hier nichts. Es ist halt keine gute Strategie, an überkommenen Preisstrukturen zu klammern und nur intern die Kosten immer mehr zu reduzieren und Personal rauszuwerfen zu wollen.

Zur Verbesserung der Einnahmeseite hätten speziell die deutschen Netzbetreiber sich schon längst mit BlackBerry auf Prepaid-Basis anfreunden können. Unzählige Kunden der in Daten-Dingen kreativen Discounter wie SIMYO oder Blau fragen in Insiderforen regelmäßig danach, bislang unerhört.

Vodafone hat sich als einziger beim Prepaid-BlackBerry getraut, vermarktet ihn aber so lustlos und halbherzig, die meisten Shops wissen bis heute davon absolut nichts und die Hotline kann nichts machen, weil ihr die Zugriffe aufs Kernsystem zu fehlen scheinen.

Auch Telekom und o2 winken bei der Frage nach Prepaid-BlackBerries gelangweilt ab.

Ganz klar: Jetzt wo das System „steht“, werden die Fans und Befürworter der kultigen e-mail-Kommunikations-Handys immer schwächer werden, weil sie auf einmal sehen, daß längst auch mit Android, Apple (iOS), Windows Mobile oder Symbian schöne Sachen möglich sind.

Man darf davon ausgehen, daß RIM/BlackBerry, deren Geschäftszahlen schon lange nicht mehr so gut aussehen, bestimmt nicht freiwillig fast perfekte Promotionsarbeit für ihre Konkurrenz betreiben.

Dann dann müßten sie offizielle Infos liefern. Bislang Fehlanzeige. Halt doch, eine kleine Pressemitteilung , daß man künftig BlackBerry Endgeräte mit NFC gegeneinander halten kann, um dazwischen Visitenkarten auszutauschen. Vielleicht kann man da noch mehr überspielen?

Wenn das künftig das BlackBerry-Netz ausfällt, schickt man seine Nachrichten von NFC-Nachbarn zu NFC-Nachbarn. Sicher, das kann einige Stunden oder Tage dauern, bis es ankommt, vielleicht am Ende sogar zuverlässiger als im Moment.

Ich bleibe dabei: Professionelle Kundeninfo sieht anders aus. Und ohne Kunden sind alle Angebote und Anstrengungen vergebens.

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