

Ein Mädchen zwischen High School und Verbrechen, zwischen Liebe und Verantwortung
New York 2083: Wasser und Papier sind knapp, Kaffee und Schokolade sind illegal. Smartphones sind für Minderjährige verboten und um 24 Uhr ist Sperrstunde. Die Balanchine Familie ist das Zentrum des illegalen Schokoladenhandels in New York. Doch die Eltern von Anya Balanchine sind bereits tot, und Anya ist mit 16 Jahren das Familienoberhaupt. Sie kümmert sich um ihre Geschwister und die kranke Großmutter, und versucht, sie alle möglichst aus dem illegalen Familiengeschäft rauszuhalten. Von ihrer ersten großen Liebe Win kann sie sich allerdings nur sehr schwer fernhalten, dabei ist er ausgerechnet der Sohn des Oberstaatsanwaltes – ihres schlimmsten Feindes…
(Quelle des Klappentextes)
Schokolade, Mafia, dystopische
Elemente, das wunderhübsch gestaltete Cover, Schokolade -
alles Gründe, weshalb ich wusste, dass ich Bitterzart unbedingt
lesen muss und das am besten ganz schnell. Ich habe mit einer packenden
Zukunftsvision gerechnet, mit einer Mafia-Bande, die der Protagonistin im
Nacken sitzt, mit einer herzzerreißenden weil verbotenen
Liebesgeschichte.
Leider habe ich auf den ersten
Seiten direkt bemerkt, dass dieses Buch meinen Erwartungen wohl nicht
entsprechen wird. Und ich hatte recht.
Wer mit einer typischen Dystopie
rechnet, bei der sich die Protagonistin gegen das das Volk unterdrückende
Regime aufzulehnen beginnt, wird hier enttäuscht werden. Bitterzart weist
in dem Sinne dystopische Elemente auf, dass es in der Zukunft spielt und
sämtliche Güter streng limitiert oder sogar verboten sind. Wasser und Papier
sind knapp, daher muss damit gehaushaltet werden. Kaffee und Schokolade sind
streng verboten. Beim Thema Schokolade setzt Bitterzart, wie der
Titel bereits andeutet, an. Die Balanchines, die Familie der Protagonistin
Anya, ist einer der führenden großen Schokoladenhersteller und auf dem Schwarzmarkt
tätig. Um die daraus resultierenden Schwierigkeiten für Anya, vor allem in
Liebesdingen, geht es in Bitterzart.
Die Tatsache, dass es sich hier
nicht um die "typische" Dystopie handelt, hat mir sehr gut gefallen
und war wirklich erfrischend. Die Idee der Geschichte fand ich klasse, aber
leider hatte ich mit der Umsetzung so meine Probleme.
Anya erzählt rückblickend ihre
Erlebnisse und spricht den Leser unter Umständen auch direkt mal an und
kommentiert das Geschehen. So hat die Autorin direkt zu Beginn eine lockere
Atmosphäre kreiert und eigentlich sollte man sich Anya so besonders nahe
fühlen. Eigentlich. Mir ging es nämlich leider gar nicht so.
Anya, von ihrer Familie und
engsten Freunden Annie genannt, hat keine leichte Jugend und Kindheit gehabt.
Ihre Eltern wurden beide aufgrund ihrer Tätigkeit im Schokoladen-Business
umgebracht, seitdem kümmert sich die Großmutter um Anya und ihre beiden
Geschwister. Doch die Großmutter ist schwer krank und Anya wird nach ihrem Tod
die Verantwortung über ihren Bruder und die Schwester übernehmen
müssen.
Über ihre ungewöhnlichen
Lebensumstände klärt die Protagonistin einen direkt auf, aber doch bleibt es
nur oberflächlich. Es werden kaum Einblicke in Anyas genaue Gedanken gegeben,
wodurch sie für mich sehr blass und fast schon kühl wirkte. Es gibt viele
Situationen, in denen Anya das Geschehen hätte reflektieren können, in denen
man ihr mehr Tiefe hätte verleihen können. Aufgrund ihrer nahezu
unreflektierten Entscheidungen und mangelnder - ja, wie nenne ich es? -, ...
Leidenschaft, konnte ich mich kaum in sie hinein versetzen oder auch nur
ansatzweise mit ihr mitfühlen.
Auch was die Liebesgeschichte
angeht, hätte ich mir mehr gewünscht. Der Klappentext ließ mich eine
herzzerreißende Geschichte erwarten, aber leider ist dies für mein Empfinden
nicht der Fall. Auch was ihre Beziehung zu Win angeht, ist Anya so...rational
und vernünftig. Überhaupt kam mir die Liebesgeschichte zwischen Win und Anya
etwas merkwürdig und gegen Ende schon fast absurd vor.
Die Welt, die Gabrielle Zevin
hier entworfen hat, finde ich an sich sehr spannend. Vor allem der Aspekt mit
Kaffee und Schokolade hat mich interessiert. Warum ist beides verboten?! Der
Grund wird auch kurz angerissen, allerdings war das für mich nicht wirklich
eine zufriedenstellende Erklärung. Die Logik, dass Schokolade und Kaffee
verboten, Alkohol aber frei zugänglich ist - für Jugendliche gibt es auch
keinerlei Alkoholverbot -, habe ich nicht ganz verstanden. Viele Aspekte werden
ansatzweise erklärt, aber eben nicht ganz.
Mit dieser Oberflächlichkeit
hatte ich, was die Protagonistin und was die in Bitterzart erschaffene
Welt betrifft, aber auch was den Schreibstil angeht, Probleme. Dem Leser wird
aus der Perspektive Anyas das Leben in New York im Jahre 2083 locker leicht
erzählt. Für mich wirkte dieser gewollt unbeschwerte Erzählstil etwas holprig
und aufgesetzt und ich hatte direkt Probleme damit. Leider zieht sich dies auch
durch das ganze Buch.
Zusätzlich hatte ich beim Lesen
das Gefühl, dass durch manche Gespräche und Situationen förmlich gerast wird.
Wie bereits erwähnt, gab es sehr viele Momente, in denen man Anya mehr Tiefe
hätte verleihen können, in denen man aber auch mal ordentlich Spannung hätte
aufbauen können. Situationen, die ein sehr großes Spannungs-Potential haben,
werden einfach zu schnell gelöst. Innerhalb weniger Sätze hat sich das Problem
dann meist auch wieder erledigt. Vor allem mit Bezug auf den Aspekt der
Schokoladen-Mafia hätte man so viel Spannung in die Geschichte bringen können,
aber die "fiesen Mafiabosse" sind alles andere als fies.
Insgesamt bin ich von Bitterzart leider
etwas enttäuscht. Äußerlich macht das Buch so viel her, aber inhaltlich kann es
da nicht ganz mithalten. Die Geschichte bleibt mir an vielen Stellen zu oberflächlich;
mir haben Erklärungen, mir hat die Tiefe gefehlt. Aufgrund dessen blieb mir die
Protagonistin leider sehr fremd und ich konnte mit ihr nicht mitfühlen.
Die Idee finde ich klasse und
ich bin auch neugierig, mit welchen genauen Problemen sich Anya im zweiten Band
konfrontiert sieht, so mitgerissen wie erwartet hat mich Bitterzart aber
nicht.
2 von 5 Herzen
544 Seiten, gebunden mit Schutzumschlag
Erscheinungsdatum: 25. April 2013
Reihe: 1. Band einer Trilogie
Bitterzart bei Amazon
Vielen Dank an Blogg dein Buch und den Fischer Verlag!