Bitterzart

Von Buecherchaos @FranziskaHuhnke

Bitterzart

Gabrielle Zevin

Fischer, 2013

978-3841421302

16,99 €

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Rezensiert für:

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In einer Welt ohne Schokolade und Kaffee geht es Anya eigentlich ganz gut. Schwierig wird es nur, als ein neuer Junge an die Schule kommt, ihr Bruder ins Mafiageschäft einsteigt und ihre Großmutter stirbt. Was soll sie jetzt tun – als eigentliches Familienoberhaupt?

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Anya, das Mädchen, welches wir begleiten, habe ich mir immer sehr zierlich vorgestellt, aber mit einem harten Kern. Sie MUSS erwachsen sein, muss beschützen, denn jemand anders tut es nicht. Dadurch verketten sich viele ihrer Gefühle und einige Probleme sind vorhersehbar, denn jeder Mensch, braucht jemanden an den er sich mal anlehnen kann.

Gefallen haben mir alle die Menschen, die aus ihrem entfernten Familienumfeld stammten. Sie verkörperten für mich den Stil aus “Der Pate”.

Will ist jemand, den ich sehr gerne mochte. Zwar redete er oft sehr pathetisch daher und ich wunderte mich über sein junges Alter, am als männliche Figur gefiel er mit besser, als zum Beispiel  Gable.

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Die Kulisse gefiel mir, aber es fehlt mir ein bisschen der wirkliche Einblick ins Leben der Menschen dieser Zeit. Zwar werden einige Dinge erwähnt, die rationiert sind, genau erklärt wird es aber nicht. Ein verstecktes Kaffeecafè, versteckte Schokolade und ein paar alte Klamotten sollen den Flair etwas Vergangenem vermitteln, was meiner Ansicht nach nicht immer funktioniert. Oft schweife ich beim Lesen ab und habe das Gefühl, die Geschichte könnte auch in meiner Zeit spielen. Mehr Andersartigkeit in der Kulisse, das hätte ich mir gewünscht.

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Ein Mädchen hat mit allerlei Problemen zu kämpfen, die nicht rein zufällig mit der Mafia zu tun haben Die Familienproblematik von Anya, dass ihre Großmutter sehr krank ist und die Familie sich beginnt für sie zu interessieren, gefällt mir sofort. Jemand findet sie zu schwach, jemand findet sie ist stark genug für den Job – diese Zwickmühle hat die Autorin sehr gut mit eingebaut.

Natürlich hat mir auch die Liebesgeschichte, wenn es denn eine vernünftige ist, gefallen. Sie hat nicht die Stimmung des Buches beeinträchtigt, sondern passte sich sehr gut an und bereicherte die Handlung anstatt sie zu bremsen.

Aber jetzt kommt das große Problem, was ich mit dem Buch hatte: Zwischendurch geht es wirklich langsam voran. Ich weiß, dass Anya Zeit braucht um  Entscheidungen zu treffen, oder sich über Dinge klar zu werden, aber manche Gespräche oder Nacherzählungen finde ich viel zu lang. Ich als Leser will, dass etwas passiert.

Außerdem finde ich die Erzählperspektive zwar sehr interessant, aber da der Leser am Anfang keinen Schimmer hat, wie Anya es erzählt, wirken viele Sätze recht holprig und sperrig bis der Leser dahinter kommt, dass Anya alles aufschreibt. Dieser Dreh der Autorin wird an manchen Stellen sehr gut sichtbar, aber ansonsten hat sie es am Anfang gut versteckt.

Mich konnte die Geschichte nicht packen, da sie als Dystopie angegeben wird, aber dieser Umstand nur eine geringe Rolle spielt. Die Figur Anya befindet sich in einem Kreislauf, der auch am Ende des Buches nicht aufgebrochen wird. Und so kann der Leser in Band 2 “Edelherb” abwarten, ob es dort mehr Handlung gibt und weniger Stillstand.

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Die Gestaltung des Buches gefällt mir sehr gut. Die warmen Farben und die tolle Struktur des Einbandes lassen das Buch sehr hochwertig wirken. Durch die Farbwahl finde ich nicht, dass es sehr bedrohlich wirkt. Es ist eine Dystopie aber diesmal ohne Weltuntergangsgefühl – eine tolle Abwechslung.

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Irgendwie vergebe ich drei Bücherpunkte. Ausgelesen hatte ich das Buch recht schnell, aber die Geschichte schleppte sich an einigen Stellen sehr und konnte mich damit nicht gefangen nehmen. Die Idee an sich, eine Horrorvorstellung für mich, dass es keine Schokolade UND keinen Kaffee mehr gibt, ist leider etwas untergegangen. Einzigartig ja, aber leider nicht sehr gut entwickelt.

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