Jennifer Brown
dtv, 2012
978-3423760485
14, 95 €
Rezensiert für Bücherkinder
Alex ist verliebt. Jede Faser ihres Körpers brennt, wenn sie Cole sieht. Er ist einfach perfekt. Seit sie ihm Nachhilfe in der Schule gibt, kann sie kaum einen klaren Gedanken fassen, wenn sie in seiner Nähe ist. Er nimmt sie scheinbar so wie sie ist, liest ihre Gedichte und trägt sie auf Händen. Aber dann fällt Alex auf, dass Cole ihre Freunde nicht mag und sehr abweisend ist. Schnell verbringt sie mehr Zeit mit ihrem Freund als mit ihrer Familie oder ihren Freunden. Doch auch das genügt ihm nicht. Bald wird er ausfallend und Alex muss ihr Gesicht schützen…
Von der ersten Seite an ist der Leser in der Geschichte drin und versteht die Figuren. Schon in ihrem ersten Buch “Die Hassliste” überzeugte Jennifer Brown mit authentischen Charakteren und großen Emotionen, die nie gespielt wirkten.
Die Protagonisten:
Alex ist recht sensibel, aber ich hatte nie das Gefühl, dass sie völlig hilflos ist. Ihre Gefühle sind sichtbar und fühlbar. Ihre Augen leuchten und es ist als würden selbst meine Knie zittern, wenn Cole sie anguckt. Im späteren Verlauf des Buches, möchte ich sie selbst nur noch schüttelt und sie anschreiben, weil sie für alles, was später kommt, viel zu schade ist. Sie ist dann leider zu schwach um sich zu wehren und “Stopp” zu rufen. Selbst der Versuch scheitert kläglich und ich war erschüttert.
Cole hingegen ist ein großer Mensch, der viel Platz in der Geschichte einnimmt. Wo er auftaucht, ist Licht und kein Schatten, wo er auftaucht, werden Hände geschüttelt und Witze gerissen. Trotzdem ist er eigenartig verletzlich als Alex ihn in den Nachhilfestunden kennenlernt. Zwei Seiten eines Jungen: eine gefällt mir, die andere macht mir Angst. Außerdem scheint Cole ein Modename zu sein. Es war schwer für mich diesen Cole von anderen “Coles” zu trennen. Gibt es keine anderen Vornamen mehr?
Und dann sind da noch ihre besten Freunden, mit denen Alex einen Glücksgriff getan hat. Sie sind nicht nur Randfiguren, sondern bekommen viel Zeit dem Leser ins Herz zu wachsen. Vor allem Zac ist der Entertainer und hat mich oft zum Lachen gebracht mit seinen flachen Sprüchen.
Die Kulisse:
Der Ort der Geschichte hat mir sehr gut gefallen. Eine normale Schule, mit normalen Schülern, die für ihr Geld arbeiten gehen müssen. Traurig fand ich die Familiengeschichten von Cole und Alex, die beide sehr sehr düster sind. Sie geben den Protagonisten Gründe so zu handeln, wie sie es tun. Trotzdem entschuldigt dies nichts.
Die Handlung:
Ein absolutes Highlight war die Sicht von Alex auf ihre Probleme der Schläge und Gewalt:
“Aber es war, als würde ich mich selbst vom Ende eines langen, dunklen Tunnels aus sehen. Dieses bedauernswerte Mädchen am anderen Ende war geschlagen worden, sie war verwirrt, verwundet und tat mir furchtbar leid.
Wer auch immer sie sein mochte.”
(“Bitter Love”, Jennifer Brown, Seite 273)
Manchmal steht sie mit dem Leser am Rand des Geschehens und man spürt ihren Schmerz.
Jennifer Brown ist jemand für mich, der es schafft Gewalt menschlich, aber nicht gerecht wirken zu lassen. Sie zeigt Auswege, aber auch den Kreislauf des Bösen auf und versucht zu erklären, zu verstehen, aber auch zu warnen.
Die Gestaltung:
Eine Kleinigkeit hat mich gestört, und zwar schreibt Alex Gedichte, die später im Buch eine Überschrift bekommen. Leider hat man diese Überschrift ins Deutsche übersetzt, was völlig unnötig ist und den gewissen Unterton vermissen lässt, damit das Gedicht weiterhin ein Bestandteil der Geschichte bleibt und authentisch wirkt.
Die Bewertung:
Ich vergebe vier Bücherpunkte wegen Kleinigkeiten. Trotzdem hat mir dieses Buch wiedermal sehr gut gefallen und ich freue mich auf weitere Bücher von Jennifer Brown.