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Erstellt am 21. September 2012 von Mapambulo
Taken By Trees “Other Worlds” (Secretly Canadian)
Es kommt wahrlich nicht oft vor, dass Musiker sich von Album zu Album neu inspirieren und thematisch quasi zu einem stilistischen U-Turn anstiften lassen. Dazu braucht es eine gewisse Verwegenheit und die Überzeugung, dass das Neue gut genug ist, um nicht nur sich selbst, sondern auch das Publikum zu überzeugen. Victoria Bergsman, fünfunddreißigjährige Schwedin, hat offenbar sowohl den Mut als auch genügend Selbstvertrauen, um ihrer neuen Platte “Other Worlds”, die sie unter ihrem Pseudonym Taken By Trees aufgenommen hat, einen komplett neuen Dreh zu verpassen.
War ihr Erstling “Open Field” noch feingliedriger Singer-Songwriter-Pop, wurde der Nachfolger “East Of Eden” vornehmlich von osteuropäischen und asiatischen Klangfarben dominiert, das famose Stück “To Lose Someone” hätte bestens in einen Film von Emir Kusturica hineingepasst. “Other Worlds” wiederum, hauptsächlich inspiriert von den Arbeiten der Fotokünstlerin Amanda Marsalis, befaßt sich fast ausschließlich mit den entspannten Rhythmen hawaiianischer Prägung – Reggae, Dubstep, Dancehall, all das ist in der jeweils behutsamsten Erscheinungsform auf dem Album vertreten.
Wer bisher Jack Johnson als den Oberentspanner zu seinen Lieblingen zählte, der kommt an Taken By Trees in diesem Jahr nicht vorbei, alles pluckert und vibriert hier sachte und gelöst dahin – Meeresrauschen (sowieso), Vogelzwitschern (ohnehin), dazu natürlich Steeldrum und Slideguitar. Selten einmal, dass es etwas druckvoller wird, “Large” bewegt sich da ein Stück aus der verdösten Deckung und auch “I Want You” gerät etwas satter als der reduzierte Rest.

Geschmackssache, klar doch, man muß das Ganze ja nicht zwingend so wie im mitgelieferten Waschzettel erleben: “… floating in a perfectly blue pond, a kind breeze coasting off the waves, abundant deep green foliage, sweet slices of pinapple and milky coconut, the delicate pink of a seashell curled like a baby’s ear.” Puh! Besser, man beläßt es bei dem Hinweis, dass es sich zu diesem Sound ganz vortrefflich Atem holen lässt – Bergsmans Rat dazu ist so simpel wie schnell zu bewerkstelligen: “Lay back and enjoy.” Machen wir. http://takenbytreesofficial.tumblr.com/