Bist du ein Prinz? – Marmorkuss

Von Buecherchaos @FranziskaHuhnke

Marmorkuss

Jennifer Benkau

Script5, 2014

978-3839001660

18,95 €

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Jarno, ein rastloser Underdog, küsst ein Dornröschen aus dem letzten Jahrhundert wach – und wird mit ihr in einen Strudel aus Liebe und Gefahr gezogen. Ein berührender Roman mit zwei Liebenden aus verschiedenen Zeiten, meisterhaft erzählt. Er war ihr in einer alten, mit Rosen überwucherten Villa begegnet – der geheimnisvollen Figur aus weißem Marmor. Und Jarno hatte sich tatsächlich beim Fotografieren der steinernen Schönheit ein bisschen in sie verliebt. Wie verwirrt ist er nun, als nach seinem schüchternen Kuss eine lebendige junge Frau vor ihm steht, die weder elektrisches Licht noch zerrissene Jeans kennt und offenbar hundert Jahre geschlafen hat. Es beginnt eine märchenhafte Liebesgeschichte und gleichzeitig ein Spiel auf Leben und Tod. Denn Jarno ist kein Prinz – im wirklichen Leben steckt er tief in einem Sumpf aus Verbrechen …

Jarno ist ein Jäger. Er will Fotos machen, die besonders sind. Dafür gibt es nicht viel anderes im Leben, das ihn interessiert. Er besucht unwegsame Orte, macht Fotos von Dingen, die ich gar nicht sehen wollte und wundert sich, wenn er verfolgt wird. Seine Kamera ist ihm heilig und steht über allem. Es ist schwer für mich gewesen, mit ihm warm zu werden. Er ist etwas spröde und auch wenn ich selbst eine Leidenschaft habe, finde ich seine etwas zu stark und beängstigend durchgesetzt.

Klara ist mir gleich sympathischer, denn sie ist ruhiger. Sie weiß, was sie möchte, weiß, was funktioniert und was nicht. Trotzdem   sitzt sie zwischen den Stühlen, ist manchmal etwas wankelmütig und auch schwer zu fassen als Charakter. Letzteres vielleicht, weil ihre Kapitel immer etwas kürzer sind.

Es gibt zwei sehr detaillierte und ganz verschiedenen Kulissen. Da wäre einmal das Leben von Jarno, der gerne fotografiert und oft weite Wege für ein Foto zurücklegt. Er lebt für das eine Foto und möchte unbedingt ein guter Fotograf werden.

Klaras Kulisse ist ganz anders. Sehr strukturiert verläuft ihr Leben, denn sie arbeitet hart für ihr Ziel Lehrerin zu werden. Allerdings hat sie auch ihre Geheimnisse, glaubt vielleicht an Magie und lebt in einer fast altertümlichen Zeit.

Jarnos und Klaras Welt treffen irgendwann einmal aufeinander. Bis dahin begleitet der Leser beide getrennt in ihren Leben. Klara will Lehrerin werden und liebt einen Mann – das ist aber verboten. Diesen Zwiespalt empfand ich von Anfang an als sehr interessant. Immer wenn ich Klaras Welt verlassen musste, freute ich mich schon wieder auf das nächste Kapitel mit ihr.

Jarno bevorzugte ich nicht. Seine Jagd nach einem Foto war für mich schon am Anfang leider etwas langweilig. Vielleicht lag es daran, dass der Funke nicht überspringen wollte – seine Geschichte interessierte mich nicht so sehr.

Also arbeitete ich darauf hin, dass die beiden Welten und Menschen irgendwie zueinander kommen. Sehr unwahrscheinlich eigentlich, aber Jennifer Benkau ist für eine Überraschung gut und der Leser merkt, was alles durch einen Kuss passieren kann. Wer kennt Dornröschen nicht?

Bis zu diesem Zeitpunkt vergehen allerdings viele Seiten, in denen wir etwas auf der Stelle treten. Da mir auch der wahre Funke fehlte, schleppte ich mich etwas durch diese Seiten. Besser wurde es danach, denn in einer neuen Welt muss ein Protagonist sich erst einmal zu Recht finden. Dadurch entstehen lustige Szenen und es war interessant zusehen, wie sich Protagonisten weiter entwickeln können.

Leider finde ich nicht, dass die beiden Stränge perfekt zueinander gefunden haben. Die Geschichte, die auf einer tollen Idee basiert, zieht sich etwas in die Länge und die Schwerpunkte der Figuren waren ungerecht verteilt, sodass immer mal wieder das Eine oder das Andere in den Hintergrund trat. 

Das Cover ist traumhaft, verspielt und wirkt ein bisschen Barock. Demnach passt es sehr gut zum Inhalt und hat mich gleich neugierig gemacht. Es ist immer wieder schön, ein gelungenes Hardcover in der Hand zu halten.

Die Geschichte um Jarno und Klara konnte mich diesmal nicht richtig überzeugen. Es sprang kein richtiger Funke über, der dazu führte, dass ich die Geschichte lieben konnte.