„Der moderne Mensch "läuft" zu leicht "heiß". Ihm fehlt zu sehr das Öl der Liebe.“Christian Morgenstern
Ihr Lieben,
heute möchte ich Euch eine Geschichte von Kadidja Wedekind erzählen:
„Der moderne Mensch“
Ein moderner Mensch verirrte sich in einer Wüste.
Tage- und nächtelang irrte er umher. Wie lange braucht man, um zu verhungern und zu verdursten? Das überlegte er sich beständig. Er wusste, dass man länger ohne Nahrung leben kann, als ohne etwas zu trinken. Die unbarmherzige Sonnenglut hatte ihn ausgedörrt. Er fieberte. Wenn er erschöpft ein paar Stunden schlief, träumte er von Wasser, von Orangen und Datteln. Dann erwachte er zu schlimmerer Qual und taumelte weiter.
Da sah er in einiger Entfernung eine Oase. Aha, eine Fata Morgana, dachte er. Eine Luftspiegelung, die mich narrt und zur Verzweiflung treiben wird, denn in Wirklichkeit ist gar nichts da. Er näherte sich der Oase, aber sie verschwand nicht. Sie wurde im Gegenteil immer deutlicher. Er sah die Dattelpalmen, das Gras und die Felsen, zwischen denen ein Quell entsprang.
Es kann natürlich auch eine Hungerfantasie sein, die mir mein halb wahnsinniges Hirn vorgaukelt, dachte er. Solche Fantasien hat man ja in meinem Zustand. Natürlich - jetzt höre ich sogar das Wasser sprudeln. Eine Gehörhalluzination. Wie grausam die Natur ist! - Mit diesem Gedanken brach er zusammen. Er starb mit einem lautlosen Fluch auf die unerbittliche Bösartigkeit des Lebens.
Eine Stunde später fanden ihn zwei Beduinen. "Kannst du so etwas verstehen?" sagte der eine Beduine zum anderen. "Die Datteln wachsen ihm ja beinahe in den Mund - er hätte nur die Hand auszustrecken brauchen. Und dicht neben der Quelle liegt er, mitten in der schönen Oase - verhungert und verdurstet. Wie ist das nur möglich?"
"Es war ein moderner Mensch", antwortete der andere Beduine: "Er hat nicht daran geglaubt."
Ihr Lieben,
viele Menschen ähneln dem Menschen aus unserer Geschichte.
Oft erreichen Menschen ihre Ziele nicht, oft können sie ihre Träume nicht verwirklichen, weil sie nicht bereit sind, unerwartetes Glück, unerwartete Hilfe anzunehmen.
Sie sind nicht bereit, daran zu glauben.
Ich kenne jemand, der jede Woche Lotto spielt, aber gleichzeitig erzählt er mir:
„Ich werde sicher nie Glück haben, denn ich habe ja noch nie etwas gewonnen!“
Ich kann da nur staunen: Da gibt einer jede Woche viel Geld aus, um zu gewinnen, um dann am Wochenende doch nur seine Meinung bestätigt zu finden, dass er kein Glück hat, dass er doch nie gewinnen wird.
Ihr Lieben,
wir sollten bereit sein, für das Glück in unserem Leben, wir sollten bereit sein, die Oasen in unserem Leben zu sehen, wir sollten bereit sein, die Quellen der Erfrischung und die leckeren Datteln des Lebens zu genießen.
Ich wünsche jedem Einzelnen von Euch, der sich in einer Wüste seines Lebens befindet, dass er die Oase seines Lebens findet, die Quelle des Glücks, der Freude, der Liebe, der Hoffnung und der Zuversicht.
Aber, Ihr Lieben, das wird nur geschehen, wenn derjenige, wenn er vor der Oase steht, auch wirklich daran glaubt, dass es Glück, Liebe, Freude, Zuversicht und Hoffnung für ihn tatsächlich gibt.
Ich wünsche Euch heute einen zuversichtlichen Tag und grüße Euch herzlich aus Bremen
Euer zuversichtlicher Werner
Das Foto wurde von Karin Heringshausen zur Verfügung gestellt |