Sicher kennst du das auch.
Haben Freunde ein Problem kommen sie als erstes zu dir, denn sie wissen du kannst gut zuhören, gibst Mut und Zuversicht. Du kannst dich sehr gut in ihre Lage versetzen. Mit deiner ausgeprägten Intuition schätzt du das Problem gut ein.
Tief gehende Gespräche liebst du mehr als oberflächlichen Smalltalk. Darum lässt du dich auch gerne auf Gespräche ein, in denen es um die Lösung einer problematische Situation geht.
Möglicherweise kommst du inzwischen aber immer öfter an den Punkt, an dem du dich ausgenutzt und erschöpft fühlst, weil diese Gespräche nicht selten in Form einer Einbahnstraße verlaufen. Du gibst - und wenn dann alles wieder in Ordnung ist, ist der Freund oder die Freundin erst einmal wieder verschwunden.
Du bekommst immer mehr das Gefühl für einige deiner Freunde so etwas wie ihr Therapeut zu sein. Eine ganze Reihe von Menschen wissen immer wo sie dich finden, wenn sie ein Problem haben. Möchtest du aber einfach nur eine schöne Zeit mit ihnen verbringen, haben sie oft keine Zeit.
Ich finde es selbstverständlich, dass man sich unter Freunden auf Herzensbasis gegenseitig unterstützt. Wird die Unterstützung allerdings immer nur einseitig eingefordert, kommt schnell Frust auf. Dieser Frust, der sich da bei dir einstellt, zeigt sehr deutlich, dass du hier deine Grenzen nicht beachtet hast und deine Bedürfnisse, wie schon öfters? hinter die der anderen gestellt hast.
Doch was tun?
Hier sind 7 Tipps, wie du anfangen kannst:1.Nimm deine Bedürfnisse wahr
Kommt ein Gefühl des Ärgers, der Unruhe oder Frustration bei dir auf. Dann nimm dieses Gefühl ernst. Gehe nicht darüber hinweg. Verurteile dich nicht dafür, dass du keine Lust hast dir das ganze Drama schon wieder anhören zu müssen.
Es ist dein Körper, der hier zu dir spricht und dir sagen möchte: auch du hast Bedürfnisse!
Frage dich, was würdest du jetzt am liebsten tun? Was ist jetzt gut für dich? Und tue es dann! Und NEIN, das ist nicht egoistisch.
Hier kannst du dir ein Audio anhören, welches dir hilft deine Bedürfnisse leichter zu erkennen.
2. Frage dich: Bin ich ihr Therapeut oder ihre Freundin?
Fühlt sich diese Freundschaft mehr an, wie ein ewiges sich um diese Person kümmern müssen, anstelle eines gegenseitiges auf Herzensbasis begründetes Füreinanderdasein?
Wenn das so ist, dann übernimmst du die Rolle einer Therapeutin in dieser Beziehung.
Das Ego kann dir hier auch noch ein Schnäppchen schlagen. Fühlst du dich geschmeichelt in dieser Therapeutenrolle?
Vielleicht hast du schon ein paar therapeutische Seminare oder Selbsterfahrungskurse gemacht und fühlst dich nun berufen deine Kenntnisse hier gleich anzuwenden. Indem du dich als Retterin und Therapeutin fühlst, erhöhst du deinen Selbstwert. Vorsicht Falle!
Für eine ausgebildete Therapeutin wäre dieses Verhalten höchst unprofessionell. Hast du wenig Ahnung von den Mechanismen von Übertragung und Gegenübertragung, wird sich deine Freundin, in dem sie unreflektiert ihre Schatten auf dich überträgt, höchstwahrscheinlich verärgert von dir abwenden.
Bist du eine Therapeutin? Dann hast du deine Bürozeiten, zu denen du erreichbar bist. Vielleicht gibt es jemand an den du deine Freundin weiter empfehlen kannst?
Bedenke: Würde ein Herzchirurg seine Patienten zu seinem Geburtstag einladen? Würde ein Psychologe seine Klienten zu seiner Wohnungseinweihung einladen? Ich glaube nicht.
Gut gemeinte Ratschläge, die vielleicht für das eigene Leben hilfreich wären, sind für eine andere Person unter Umständen völlig nutzlos.
Nimmst du Anderen ihr Leben oder die Lösungen für ihre Probleme ab, dann traust du ihnen im Grunde nicht zu, ihr Schicksal selbst zu meistern, schwächst sie, anstatt ihnen zu helfen. Dem anderen sein Schicksal zuzumuten, damit stärke ich den Anderen.
4. Äußere deine Bedürfnisse
Du kannst nicht erwarten, dass jemand deine Gedanken lesen kann. Darum teile mit, wie es dir dabei geht immer zugetextet zu werden. Genauso kannst du allerdings auch nicht erwarten, dass das jeder gut findet.
Ist deine Grenzsetzung für die andere Person, dann hat sie die Freiheit zu gehen um zu schauen wie sie woanders ihre Bedürfnisse gestillt bekommt.
5. Bleibe auf deiner Seite
Emphatisch und sensitiv zu sein, bedeutet auch, sich sehr schnell mit der Situation einer anderen Person zu identifizieren. Nicht selten auf Kosten des eigenen Standpunkts.
Fühlst du zu sehr mit, bist traurig, deine Freundin tut dir total leid und du hast den Drang (schon wieder) etwas tun zu müssen, ihr zu helfen. Dann bist du schon völlig in ihr Drama hineingezogen.
Um wieder zu dir zurück zu finden, nimm eine Weile Abstand um dich wieder zu sammeln.
6. Bleibe gelassen
Wenn deine Freundin zu viel von dir erwartet. Wenn sie erwartet, dass du immer zur Verfügung stehst, dann wenn sie gerade mal wieder jemand zum Jammern braucht, häufig ohne wirklich was an ihrer Situation ändern zu wollen.
Dann erkläre ihr, dass du jetzt gerade keine Zeit hast. Du stehst nicht auf Abruf für das Leid dieser Welt zur Verfügung! ( Ich spreche hier nicht von ernsthaften Krisen und schwierigen Zeiten, in denen man sich als Freunde selbstverständlich zur Seite steht).
Du kannst ihr aber den Vorschlag machen, dass ihr euch z.B. am nächsten Tag oder in zwei Tagen zum Kaffee treffen und über alles reden könnt. Behalte dabei immer im Hinterkopf, was du wirklich leisten kannst und möchtest.
Auf diese Weise wirst du auch ein besseres Gefühl dafür bekommen, wie ernst es der Person wirklich ist. Ist sie bereit solange zu warten um mit dir zu sprechen und deine Unterstützung zu bekommen oder sucht sie sich gleich ein neues Opfer
7. Sei realistisch
Möchte deine Freundin wirklich deine Hilfe oder hat sie sich in dem bedürftigen Zustand des "armen Ich" schön eingerichtet um immer weiter Aufmerksamkeit zu bekommen?
Professionelle Therapeuten lehnen es in der Regel ab mit Menschen zu arbeiten, die nicht wirklich bereit sind etwas zu ändern.
Sei realistisch, wem und wie kannst du helfen?
Vielleicht hast du ein schlechtes Gewissen, "ich kann doch nicht so hart sein". Aber bedenke, chronisch bedürftige Menschen werden immer bedürftig bleiben. Das heißt, du wirst ihnen niemals genug geben können, um diese Bedürftigkeit zu stillen. Diese Bedürftigkeit bietet oft zu viele sekundäre Gewinne, wie Aufmerksamkeit, nichts ändern müssen, in der passiven Rolle bleiben.
Solange diese Vorteile überwiegen, bleibt chronische Unzufriedenheit bestehen über die man vortrefflich jammern kann.
Willst du wirklich soviel deiner Freizeit damit verbringen?
Und ehrlich, wo ist diese, deine Freundin, wenn es dir einmal nicht so gut geht?
Ich weiß, dass ein Großteil meiner Leserinnen, auf irgendeine Weise heilend und therapeutisch tätig ist. So auch vielleicht du, die das gerade liest.
Deine Freizeit ist dafür da Spass mit deinen Freunden zu haben, zu Lachen, ins Kino zu gehen oder tanzen oder inspirierende Gespräche zu führen (Freude solltest du im besten Falle auch bei deiner Arbeit haben, du verstehst aber was ich meine).
Mit wem ist das möglich?
Frage dich, was geht hier wirklich vor ?
Hat dir der Artikel gefallen? Geht es dir manchmal auch so, dass du mit manchen Freunden fast immer nur Problemgespräche führst? Teile doch deine Erfahrungen unten im Kommentarfeld.
Wenn du noch mehr von mir lesen und hören möchtest.
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