Bist du authentisch?

Bist du authentisch?

Um als Autor und Autorin seine Leserschaft zu erreichen, muss man sich heutzutage im Web und den sozialen Medien zeigen. Die Leser möchten den Menschen hinter den Büchern kennenlernen. Es soll aber nicht ein geschöntes Bild sein, dass man da abgibt. Es soll echt sein. Authentizität ist gewünscht. Doch ist dies eine realistische Erwartung?

Was ist Authentizität?


Im Allgemeinen wird unter Authentizität einer Person und deren Darstellung verstanden, dass sich diese Person nicht verstellt, und ihre Präsentation nicht den Anforderungen oder eventuellen Zwängen der Umgebung anpasst, sondern sich so zeigt, wie sie es nach ihren eigenen Werten und Richtlinien immer tut. Wikipedia definiert die Authentizität von Personen wie folgt:
Angewendet auf Personen bedeutet Authentizität, dass das Handeln einer Person nicht durch äußere Einflüsse bestimmt wird, sondern in der Person selbst begründet liegt.Wikipedia

Gibt es Authentizität in den sozialen Medien?


Jeder Mensch, der Erlebnisse, Sprüche oder irgendetwas, was ihm in den Sinn kommt, bei Facebook & Co. der Allgemeinheit mitteilt, tut dies mit einer Erwartung. Im geringsten Fall ist es die Hoffnung, gesehen zu werden, vielleicht eine Resonanz auf das Mitgeteilte zu bekommen. Wenn ein Autor beginnt, sich in diesen Medien als solcher zu zeigen, dann schwingt in den meisten Fällen die Aussicht mit, dass er dadurch Leser erreichen und Menschen für seine Bücher begeistern kann. Diese Erwartung prägt jede Aktion und jedes Posting. Wenn wir die o.g. Definition von Authentizität zugrunde legen, dass das Handeln in der Person selbst begründet liegt, so kann man dies bereits als Widerspruch ansehen.
Nimmt man dann Autorinnen und Autoren, die unter normalen Umständen niemals auf den Plattformen vertreten wären, weil sie es nicht interessiert oder weil sie gar gewisse Ressentiments dagegen haben, ist der Auftritt nicht mehr authentisch im engeren Sinne.

Die Betrachter entscheiden


Aber bei der Darstellung nach Außen kommt es gar nicht darauf an, wirklich echt zu sein. Entscheidend ist, dass die Betrachter die Darstellung als echt und authentisch empfinden. Dies führt zu dem recht absurden Umstand, dass derjenige, der besonders gut Schauspielern kann, am authentischsten empfunden wird.
Denn wir neigen dazu, das Verhalten anderer Menschen nach den eigenen Vorstellungen zu bewerten. Jemand der anders ist, der Ecken und Kanten hat, wird sehr schnell als nicht authentisch angesehen, obwohl er es viel mehr ist. Diese Erfahrung habe ich auch schon bei der Bewertung der Handlungen von Romanfiguren gemacht. Ich habe Figuren nach realen Vorbildern handeln lassen und ausgerechnet dieses Handeln wurde von Lesern als nicht authentisch empfunden. Bei der Bewertung der Außendarstellung anderer wird genau so nach eigenen Maßstäben geurteilt. Hat man dies erlebt, wird man sich beim nächsten Mal hüten, seine Besonderheiten herauszuheben. Alle beginnen, sich anzugleichen.

Ein Chamäleon im Spiegelkabinett


Bist du authentisch?Es liegt im Menschen, sich nach der Umwelt zu richten. Authentisch sein heißt aber, man selbst sein. Aber das ist gar nicht so leicht. Die Zeit vergleicht diese Herausforderung mit einem Chamäleon in einem Spiegelkabinett. Wir wird diese Echse, die es gewohnt ist, sicher immer nach der Umwelt zu richten, reagieren, wenn sie nur sich selbst sieht? Nun, sie reagiert mit Panik, wie Kevin Kelly herausgefunden hat. Sie fühlt sich wohler, wenn es sich nach anderen richten kann.
Wir reagieren ähnlich. Schließlich will niemand als anders, unecht oder gar falsch gesehen werden. Daher orientieren wir uns automatisch an den Menschen um uns. Wenn man sich die Auftritte in den sozialen Medien ansieht, stellt man schnell fest, dass sie immer ähnlicher werden und kaum noch voneinander zu unterscheiden sind. Als ich auf der Buchmesse in Leipzig die Auftritte verschiedener Autorinnen betrachtete, fiel mir schnell auf, dass sie alle vergleichbar handelten.

Keine Chance für das Anderssein?


Ich weiß aus eigener Lebenserfahrung, dass es auf Dauer belastend ist, eine Rolle zu spielen, auch wenn man dies sehr erfolgreich tut. Daher kann ich niemandem empfehlen, sich in den Reigen derer einzureihen, die alle nach Schema F handeln.
Letztlich bedeutet Authentizität sein Handeln nicht der Umgebung oder den Zielen anzupassen. Und Anderssein hebt einen schon mal aus dem Strom des Gleichen hervor und macht einen sichtbar. Es mag nicht jeden ansprechen, aber es ist absolut authentisch und das macht einen zumindest selbst glücklicher.

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