Bishop Briggs: Steampop

Erstellt am 27. April 2018 von Mapambulo
Bishop Briggs
„Church Of Scars“

(Island)
Über diese Platte gibt es viele ungewöhnliche Dinge zu sagen. Das fängt natürlich beim Pseudonym von Sarah Grace McLaughlin an, denn das, was nach augenzwinkernden Kirchenspott klingt, ist in Wirklichkeit dem Geburtsort der Künstlerin entlehnt, der kleinen Ortschaft Bishopbriggs, Vorstadt der schottischen Metropole Glasgow und, man möchte es ja nicht glauben, trotz der geringen Einwohnerzahl immerhin die Wiege zweier weiterer bekannter Musiker, namlich Amy Macdonald und Jack Bruce. Ganz so provinziell ist McLaughlin aber keineswegs geblieben, ziemlich bald ging es für sie in London, Hongkong und Japan weiter und heute lebt sie unter der Sonne Kaliforniens in Los Angeles. Weiterhin erstaunlich: Man würde niemals auf die Idee kommen, daß es sich bei „Church Of Scars“ um ein Debüt handelt – keine Unsicherheit, kein Zögern, kein Herantasten. Man hört wohl selten einen Erstling mit einer derartigen Präsenz, einem Behauptungswillen und einer Energie, die keine Zweifel und kein Zaudern kennt und bei dem jeder der elf Songs so präzise auf den Punkt geht.

Dass dieser Steampop, wollen wir ihn mal so nennen, so treffsicher daherkommt, liegt neben dem cleveren Songwriting vor allem an der bemerkenswerten Stimme der Mittzwanzigerin, sie transportiert in Färbung und Volumen so viel Power, so viel Grip, selbst in den leisen, getragenen Passagen ihrer Stücke spürt man eine Unnachgiebigkeit, ein Drängen, die vermuten läßt, es hier mit einer leidenschaftlichen Kämpferin zu tun zu haben. Und dabei klingen die Stücke nicht einmal sonderlich angestrengt, für ihre Mischung aus Blues, R’n’B, Soul und eben ganz viel Pop benutzt sie eine Vielzahl kluger Effekte, Beats und Soundideen. Und zwar beginnend mit der ersten Single „Wild Horses“ aus dem Jahr 2015 bis hin zum neuen „White Flag“. Wer will, kann ein paar der feinen Glitzerakkorde von The XX heraushören oder auch den stampfenden Electroblues des Wieners SOHN. Schade nur, daß es die INXS-Ballade „Never Tear Us Apart“ nicht in die engere Auswahl geschafft hat und so nun ein recht trauriges Dasein auf dem Weichzeichner-Soundtrack für Büro-Hipster „Fifty Shades Of Grey“ fristen muß. Diese Platte hier macht das keinen Deut schlechter, McLaughlin wird mit ihrer Dynamik mutmaßlich noch dann Lieder schmettern, wenn vom Blümchensex 3.0 alle schon die Nase voll haben. http://bishopbriggs.com/