Bischöfe und ihre Schuhe

Wer dieser Tage die Nachrichten verfolgt, der bekommt zahlreiche Einsichten zum Lifestyle der Kirchenobrigkeit geboten. Darunter findet sich auch ein schönes Zitat eines Sprechers des Erzbistums Freiburg: „Wer Papst Franziskus und Erzbischof Zollitsch beobachtet, entdeckt manche Gemeinsamkeiten: Beide verzichten erkennbar auf neue Schuhmode und lieben offenbar pragmatisch bequeme Schuhe, die sich im Einsatz bereits bewährt haben.“ Das ist natürlich ein gefundenes Fressen für diesen unseren Blog, denn: Was soll das bloß bedeuten?

Bischöfe und ihre Schuhe

Die Aussage lässt sich in mehrere Bestandteile zerlegen:
1. Es ist dem Sprecher wohl ein Anliegen, die Bescheidenheit der Kirchenprominenz hervorzuheben, was im Prinzip sehr ehrenwert ist, allerdings ist der Weg der Beweisführung denkbar ungeeignet. Modisches Schuhwerk, und damit ist wohl vor allem attraktives Schuhwerk gemeint, sagt natürlich rein gar nichts aus über das Vorhandensein der Sekundärtugend Bescheidenheit beim Träger dieser Schuhe. Wer modisches Schuhwerk trägt, beweist auf direktem Wege höchstens guten Geschmack. Attraktive Schuhe gibt es schon für wenig Geld, und sollte Understatement gemeint sein, so lässt sich auch hier manche Geschmacksunterscheidung treffen. Ohnehin ist Understatement vermutlich schon per Definition teurer als straight forward Mode.

2. Scheinbar sind Komfortschuhe dem Herrn wohlgefällig, anders ist die Bevorzugung von „pragmatisch bequemen Schuhen“ kaum zu erklären. Auch hier unterliegt der Sprecher wohl einem Missverständnis wenn er glaubt, dass man seine Bodenständigkeit am besten mit bequemem Schuhwerk beweist. Wer würde denn irgend etwas anderes tragen wollen als bequeme, weil passende Schuhe? So falsch dieser Gedankengang des Kirchenmannes sein mag, er ist übrigens auch ein modischer. Wir haben hier ja schon mehrfach festgehalten, dass es keine wirklich unmodischen Herrenschuhe gibt, und hier zeigt sich sehr schön, warum es sich mitunter sehr lohnt, ästhetische Erwägungen beim Schuhkauf mit einzubeziehen.

3. Warum sich Schuhe „im Einsatz bereits bewährt haben“ sollten und was das genau bedeutet, bleibt zwangsläufig völlig nebulös. Tatsächlich irritiert dieser zusammenhangslos angehängte Nebensatz bei näherer Betrachtung so stark, dass die gesamte Satzaussage verschwimmt. Jedes neue Paar Schuhe führt zwangsläufig zum Bruch dieser Regel, denn beim ersten Tragen können sie sich noch nicht bewährt haben. Also soll man für immer die alten Schuhe auftragen? Und was „sich bewähren“ nun genau meinen könnte bleibt unklar. Keine Blasen? Keine Druckstellen? Das sollte leicht vor dem “Einsatz” zu testen sein. Oder sollen die Schuhe zu stets neuen geistigen Höhenflügen führen? Schon etwas anspruchsvoller, aber das wird wohl von keinem Hersteller ernsthaft versprochen (und wohl nicht mal im Spaß).

Positiv können wir von dem Kommentar des Sprechers wohl mitnehmen, dass er die Bedeutung von geeignetem Schuhwerk korrekt als wichtig einschätzt. Dass der Kirchenmann in Modefragen eher nicht so leichtfüßig unterwegs ist, darf als lässliche Sünde durchgehen.

Bildnachweis: © wajan – Fotolia.com


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