Die Walker’s Haute Route
Etappe 13 & 14
Bei bedecktem Wetter starten wir auf die vorletzte Etappe der Walker’s Haute Route. Die kommenden zwei Tage werden wir auf dem Europaweg wandern. Dieser wurde 1997 eingerichtet und führt von Grächen nach Zermatt. Ein hoher Bergweg, der sich landschaftlich stark vom Rest der Route unterscheidet. Eine willkommene Abwechslung.
Nach zwei Stunden stehen wir auf 2300 m neben der Statue des heiligen Bernhard, dem Schutzpatron der Alpenbewohner und Bergsteiger. Zwischen einer Herde bimmelnder, Wallisischer Schwarzhalsziegen legen wir eine kleine Essenspause ein. Doch die Temperaturen laden nicht zum Verweilen ein, so dass wir schnell weiterziehen.
Blaupunkt!
Noch ist nicht so viel und wir setzten uns zum Kartenspielen auf die Terrasse. Doch schon bald trudeln immer mehr Wanderer ein. Unter den Neuankömmlingen befindet sich auch das Ungarische Pärchen, von dem wir uns in La Sage verabschiedet hatten.
Beim Essen, das von einem Schürze tragenden Koch mit der Aufschrift “Ein Mann, der sich nicht wehrt, steht bald am Herd” serviert wird, tauschen wir uns über unsere Erlebnisse aus.
Die Nacht verbringe ich auf dem Fußboden, da die Hütte bis auf den letzten Platz belegt ist.
Denn die 230 Meter lange Hängebrücke vor der Europa-Hütte wurde von Steinschlag zerstört. Statt ein paar hundert Meter gerade aus zu laufen, müssen wir nun komplett runter ins Tal und auf der anderen Seite der Brücke wieder hoch. Ein schönes Abschiedsgeschenk für unsere Oberschenkel.
Das ganze dauert Stunden und als wir schließlich oben sind, fängt die eigentliche Etappe erst an.
Wir fühlen uns wie Konquistadores als wir fix und fertig zwischen japanischen Touristen und Bergsportlern aller Art durch die Innenstadt flanieren.
Und doch herrscht hier auch der Geist des Abenteuers. Überall begegnet man Bergsteigern, Kletterern und Wanderern.
Auf dem Bergsteigerfriedhof neben der Dorfkirche schaue ich mir all die Gräber von jungen Menschen an, die ihre Passion mit dem Leben bezahlt haben.
Ich bin erschöpft aber glücklich. Am Ziel zu sein ist eine bittersüße Erfahrung. Ich freue mich über das Erreichte, vermisse aber schon jetzt das majestätische Panorama der Alpen. Auch nach 14 Tagen habe ich mich nicht satt gesehen.
Doch eins ist sicher: der Weg ist das Ziel und der nächste Traumpfad kommt bestimmt. Ich kann es jedenfalls kaum erwarten meine Wanderschuhe neu zu schnüren.
Nun liegt sie da, die Walker’s Haute Route und wartet darauf von euch entdeckt zu werden!