Stuttgart 21 – „Bis zu 18.700.000.000 Euro …“?
stern.de online:
„S21 wird laut neuem Gutachten weitaus teurer als geplant“
Das Bahnprojekt „Stuttgart 21″ wird viel teuerer als bisher angenommen. Das berichtet der stern in einem Dossier von Arno Luik auf den Seiten 100-102 in seiner neuesten, am morgigen Donnerstag erscheinenden Ausgabe unter der Überschrift
„Friede der Stadt“ …
Offiziell kostet das teuerste Bahnprojekt aller Zeiten jetzt schon rund sieben Milliarden Euro. Nach letzten Berechnungen der Bahn kommt der geplante Tiefbahnhof auf 4,1 Mrd. Euro, dien zu dem Projekt gehörende Neubaustrecke (NBS) nach Ulm auf 2,9 Mrd. Euro.
Ein neues Gutachten kommt nun aber zu dem erschreckenden Ergebnis, daß allein die sogenannte Neubaustrecke statt der erhofften 2,9 Mrd. in Wahrheit zwischen 5,3 Mrd. im günstigsten Fall und rund 10 Milliarden Euro bei realistischer Betrachtung kosten wird.
Die bereits durch ihr Gutachten zum Münchner Transrapid-Projekt – das daraufhin abgesagt wurde! – bekannten Verkehrsberater Vieregg & Rößler, haben im Auftrag der Grünen nun auch die Kosten für die Neubautrasse nach Ulm durchgerechnet.
In einer Pressekonferenz am heutigen Vormittag sollen nun die exakten Zahlen und Argumente der breiten Öffentlichkeit vorgestellt werden: Neues Material für die Politik zum jetzt noch möglichen Ausstieg „mit Gesichtswahrung“.
Die neuen Zahlen, die fast das Vierfache der Bahnzahlen darstellen, sind nur ein Aspekt. Auch die Bauzeit sei nahezu unkalkulierbar, da durch porösen, feuchten Karst gebohrt werden müsse. Gutachter Karlheinz Rößler zum stern: „Das geht an die Grenze des technisch Machbaren“..
Addiert man die von den Gutachtern bereits vor zwei Jahren festgestellten – auch vom Bundesrechnungshof angenommenen – realistischen Kosten für den neuen S21-Bahnhof in Höhe von rund 6,9 Mrd. Euro zu den jetzt festgestellten Kosten der Neubaustrecke, dann kommt das Gesamtprojekt S21 auf Kosten von 12,2 Mrd. Euro – im günstigsten Fall. Im realistischeren Fall rechnen Vieregg & Rößler mit 18,7 Milliarden Euro: „Und das alles, um ein paar Minuten schneller in München zu sein.“
„Ökologisch, ökonomisch, vom Nutzen für den Verkehr her ist die Trasse schlichtweg nicht zu vertreten“, sagte Karlheinz Rößler gegenüber Arno Luik vom Magazin stern. Auch deshalb nicht, weil
die Strecke Stuttgart – Ulm im deutschen und europäischen Schienennetz eine Art besserer Nebenstrecke sei, über die bloß noch halb so viele Züge fahren wie noch vor 20 Jahren.Dazu zwei AUSZÜGE aus dem morgen erscheinenden Artikel:
„Rollten 1991 noch 139 Güter- und 104 Fernverkehrszüge täglich über die schwäbische Alb, sind es im Fahrplan 2009/2010 bloß noch 56 Güter- und gerade noch 67 Fernverkehrszüge.“
„Die Neubaustrecke aber wird viel steiler als die alte, … sie hat Steigungen von bis zu 35 Promille. Sie wird damit so steil, dass kein Güterzug es den Berg hinaufschafft – und selbst wenn er es schaffte, er dürfte gar nicht hoch: Nach einer DB-internen Vorschrift sind Steigungen von mehr als 25 Promille für Güterzüge verboten.“
PS: Unsere FERPRESS-Fachleute fragen sich heute, ob man für S21-Befürworter wie Mappus, Schuster und Drexler vielleicht doch noch rasch eine ggf. notwendige „naturgesetzliche
Ausnahme“ davon machen kann?Vielleicht sollte im Laufe des Tages mal von einigen Kollegen bei Bahnchef Grube und vor allem beim Eisenbahnbundesamt nachgefragt werden …. und einige Politiker nachdenklich werden.
FERPRESS
Internationale Eisenbahn-Presse-Vereinigung
UNION INTERNATIONALE DE PRESSE FERROVIAIRE – Bern (CH)