Vor ein paar Wochen wurden ich und Janek vom Reisefieber gepackt, so dass wir spontan beschlossen nach León zu reisen und von da aus dann ans Meer, an den Pazifik.Nach über zwei Stunden Busfahrt kamen wir dann in Las Penitas an, ein kleines Fischerdörfchen, recht nördlich in Nicaragua gelegen, welches auch sehr gerne von Touristen auf gesucht wird.Es gibt schöne Strände, mit riesigen Wellen, die Luft ist erdrückend heiß, man sieht Leute surfen, Reggeaton musik dudelt aus den Hütten, Fischer begutachten ihren frischen Fang und irgendwie erinnert mich das Ganze ziemlich wenig an den lauten und chaotischen, alltäglichen Trubel in Matagalpa.
Vielmehr macht sich das Gefühl von Urlaub breit und auch das Hostel für welches wir uns schließlich entscheiden, begrüßt uns durch ein sehr gelassenes, warmes Ambiente.Papageien und Palmen, bunte Wandgemälde und Hängematten und natürlich die gigantische Aussicht auf den Pazifik, kreieren ein Nahe zu perfektes Urlaubsfeeling.
Ich und Janek beziehen eines der Dormrooms, in dem sich schon eine Amerikanerin, ein Holländer und eine Französin nieder gelassen haben.Nach einem sehr typischen und eher spätem Frühstück mit Gallo Pinto (Reis mit Bohnen), Käse, Ei, Tortilla und einem frischen Pitahayasaft, entschließen wir uns dazu, eine der angebotenen Touren zu machen. Für zehn Dollar, würde uns ein Guide durch das nahe gelegene Naturreservat führen, in dem es nicht nur viele Pflanzen, sondern auch wilde Tiere gibt, angeblich auch Krokodile.Allerdings sagt der Guide uns, dass es ihm um diese Uhrzeit zu gefährlich wäre mit uns die Tour zu machen, außerdem bräuchten wir Gummistiefel und sowieso sei es gerade viel zu heiß dafür. Aber wenn wir Lust hätten, könnten wir (auch) alleine zu der kleinen Insel ca. 200m entfernt, gegenüber von unserer Strandseite gelegen, laufen. Dort sei es auch sehr schön und überhaupt nicht gefährlich, sagt er, solange wir am Wasser gehen und uns nicht ins Gebüsch wagen. Klar, warum nicht!Das einzige Problemchen ist, dass zwischen der Insel und unserer Strandseite Wasser liegt, genauer gesagt gibt es da eine kleine Bucht, die weiter hinten ins Meer mündet.Alles kein Problem, sagt der Guide, man könne bei Ebbe durch die Bucht laufen, es sei überhaupt nicht tief. Wir sollten aber noch ein bisschen warten, bis das Wasser ein wenig zurück geht.Gut….., an manchen Stellen geht es einem wohl bis zur Hüfte, dass Wasser, fügt er nach einer kleinen Pause hinzu. Und ob wir die Kamera mitnehmen könnten, fragen wir.Mmmhhh, das wird schwierig. An manchen Stellen kann es vielleicht auch sein, dass ihr ein kleines bisschen mehr nass werdet. Also, eigentlich müsst ihr auch schwimmen können, aber die kann man ja hoch halten, die Kamera.Wir beschließen sie nicht mit zu nehmen und uns trotz der dürftigen Auskunft zu der Insel zu wagen.Gegen Mittag laufen wir dann also los, in Kleidern. Das Wasser ist unglaublich warm und in der Bucht dümpeln Boote vor sich hin, Männer fischen, Kinder plantschen im Wasser, ein paar sehr Mutige versuchen in den riesigen Wellen weiter hinten im Meer zu surfen.Das Wasser wird tiefer und schon sehr bald kann ich nicht mehr stehen! Wir schwimmen also zur Insel herüber und machen uns gegenseitig Angst, vor den Krokodilen und diesen furchtbar gefährlichen Tieren, die es hier angeblich gibt. Ganz nass kommen wir dann auf der Insel an, aber die Sonne ist heiß und trocknet uns schnell. Auf der Insel ist es leer, keine Menschen weit und breit, nur Echsen, Vögel, Mücken und Müll, der vom Meer angespült wurde und den schönen weißen Strand ein wenig traurig aussehen lässt. Wir laufen am Wasser entlang. Und nach einer halben Stunde etwa, treffen wir auf eine Hand voll, arbeitender Leute. Sie bauen eine Hütte aus Holz und getrocknet Bananenblättern. Wir werden herzlich begrüßt und der eine Mann beginnt uns einen kleinen Vortrag zu halten. Hier gibt es wilde Schildkröten, erzählt er. Sie kommen immer nachts heraus und vergraben ihre Eier im Sand. Aber es gibt viele böse Menschen, die auch schon die kleinen Schildkröten fangen und aus ihrem Panzer zum Beispiel Schmuck herstellen. Daher würden sie jetzt eine Unterstand für sie bauen.Schließlich machen wir uns wieder auf den Rückweg und bewundern die Schönheit des wilden Meeres. Wir schwimmen die paar Hundertmeter wieder zurück, aber die Strömung scheint stärker geworden zu sein. Plötzlich kommen wir nicht mehr gegen sie an. Wir müssen uns zurücktreiben lassen und klammern uns schließlich bei der nächsten Möglichkeit am Ufer fest. Sehr nass, aber glücklich kehren wir zurück. Abends essen wir frischen Fisch unter Palmen und genießen den Sonnenuntergang von unseren Hängematten aus.Am nächsten Morgen machen wir uns dann auf nach León, die Studentenstadt Nicaraguas.
Dort schlendern wir ein wenig durch die Stadt, über einen sehr touristischen, aber schönen Markt, hören einem Gottesdienst in der alten Kathedrale zu und retten uns schließlich vor der Hitze in ein Insektenmuseum. Dass heißt, ein älterer Mann führt uns durch sein Haus und zeigt uns stolz seine gesammelten Käfer, Spinnen, Mücken, Schmetterlinge und alles was sonst noch so kriecht und fliegt. Sehr beeindruckend, finden wir. Doch als er uns erzählt, dass die giftigste von allen Spinnen vor ca. 3 Jahren abgehauen ist, sie wohl hier noch irgendwo herumlaufen würde, aber der Mann sie einfach nicht finden kann, bekommen wir ein wenig Angst und beschließen die Rückreise anzutreten.Der Busbahnhof in León ist chaotisch. Busse, Taxis, Verkäufer, Reisende, Kinder, Hunde, Pferde, Müll, Lärm und Dreck- alles tummelt sich irgendiwe wild durcheinander.Aber unseren Bus finden wir schnell, denn die Auskünfte der Busfahrer sind nicht zu überhören „Matagalpa, Matagalpa, Matagalpa, Matagalpa, Matagalpa….!!!“, schreit ein Mann uns in einem Affentempo an (gar nicht so leicht, probiert das mal aus). Natürlich werden wir auch von den anderen Busfahrern, mit ihren Zielorten genauso angeschrien.Aber wir finden den richtigen Bus und es fühlt sich schon ein wenig nach zu Hause an, als wir nach der langen Busfahrt endlich in unser Stadt, in Matagalpa ankommen.