"Bis 15 trug ich nie Schuhe"

Das Haus zum Traubenberg (rechts) auf einem Stich von 1711.
(Adrian Michael, Matthieu Verlag Zürich, Wikicommons)

Kürzlich war ich zu Gast bei der Künstlerin Erica Bannwart in Zollikon; sie hat es mit ihren Schneebildern zu einiger Berühmtheit gebracht, vor allem der Jet Set in St. Moritz, Gstaad usw. kauft. Erica, eine liebenswürdige Frau, wurde in Brasilien geboren. Ihre Kindheit verbrachte sie im Hinterland des Amazonas. "Bis 15 trug ich nie Schuhe", erzählte sie mir. Aber ich schweife ab.
Eigentlich will ich nämlich vom Haus zum Traubenberg erzählen, in dem Erica mit ihrem Mann wohnt (und malt). Nun, nicht allein, das umfriedete Anwesen ist gewaltig und beherbergt mehrere Partien. Es ist eines der ältesten am Zürichsee, stammt vom Anfang des 14. Jahrhunderts, war einst die Residenz der Zürcher Bürgermeisterfamilie Escher und hat einen endlosen Wiki-Eintrag mit vielen historischen Abbildungen. Als das Haus gebaut wurde, war es weit und breit das einzige. Es besass einen eigenen Hafen und stand unterhalb eines Rebberges direkt am Zürichsee. Man nannte die Gegend damals "in der Höll"; offenbar empfand man das Wasser als ungute Sache. 1838 wurde vor dem Haus das Seeufer aufgeschüttet für den Bau der Seestrasse. Die ist auch höllisch, stellte ich bei meinem Besuch fest. Die ganze Goldküste fährt morgens auf der Strasse nach Zürich hinein und am Abend wieder heim. Und das Haus zum Traubenberg ist vom See abgeschnitten und wird vom Lärm geplagt.

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