Birthright – Review zum 1. Sammelband

Birthright – Review zum 1. Sammelband Die Tragödie der Familie Rhodes

Die Familie Rhodes lebt ein unbekümmertes Leben in ihrem kleinen, heilen Mikrokosmos. Vater Aaron, Mutter Wendy, sowie die beiden Söhne Mikey und Brennan. Es ist Mikeys Geburtstag und sein Vater nimmt ihn, um seiner Mutter Zeit für die Überraschungsparty zu verschaffen, mit in den Park zum Ballspielen. Als Mikey in den Wald läuft um einen verirrten Ball zurückzuholen, kehrt er nicht mehr zurück. Für ein ganzes Jahr. Mit schwerwiegenden Folgen. Aaron wird vorgeworfen seinen Sohn ermordet zu haben, Wendy glaubt ihrem Mann seine Unschuldsbekundungen nicht, sie reicht die Scheidung ein. Aaron ertränkt seine Sorgen im Alkohol und Brennan ist zwischen den Fronten gefangen. Die Familie scheint zerbrochen.

Birthright – Review zum 1. Sammelband

Ein Jahr später meldet sich das FBI bei der Familie Rhodes. Es soll neue Spuren im Falle ihres vermissten Sohnes geben. In dem Waldstück, in dem Mikey verschwunden ist, wurde ein Mann aufgegriffen, der behauptet, ihr Sohn zu sein. Nur sieht die gefundene Person gar nicht aus wie Mikey, sondern eher wie eine Mischung aus Kal'Drogo und Conan der Barbar. Alles spricht dafür, dass es sich hierbei um einen Spinner handelt, doch so unglaubwürdig es klingen mag, die Beweise (Zahn- und Fingerabdrücke, DNA Tests) deuten darauf hin, dass es sich bei dieser Person tatsächlich um den lang vermissten Mikey handeln könnte. Was jedoch mehr Fragen aufwirft, als beantwortet. Wo war Mikey in das letzte Jahr? Wieso hat er sich derart verändert, wieso scheint er um Jahre vielleicht sogar Jahrzehnte gealtert und was brachte ihn zurück auf die Erde? Und viel wichtiger, ist er Freund oder Feind, Fluch oder Segen?

Story Band I - Heimkehr des verlorenen Sohnes

Der erste Sammelband der Birthright-Reihe umfasst 5, bereits herausgegebene Bände (Herausgeber Amigo Grafik GbR / Image Comics), bei denen es sich hauptsächlich um eine Art Einführung in die Geschichte um unsere Protagonisten handelt. Zu den wenigen Extras gehören eine Karte von Terrenos, die Mikey ganz offensichtlich als Kind gezeichnet hat, sowie Illustrationen der einzelnen fünf Cover. Die Geschichte, die Autor Joshua Williamson in Birthright erzählt, fesselt von Anfang an. Das Schicksal der Familie Rhodes erzeugt eine gewisse Empathie. Das erneute Auftauchen von Mikey wirft unzählige Fragen auf, verleitet direkt zum weiterlesen. Die zerbrochene Familie scheint wieder vereint, auch wenn sich zwischen allen Familienmitgliedern bereits jetzt Konflikte anbahnen. Mikey berichtet von einer magischen Welt namens Terrenos auf der er gefangen gewesen sein soll und als deren Retter und Erlöser er sich ausgibt. Williamson gelingt es auf anschauliche Weise, beide Handlungsstränge parallel laufen zu lassen. Auf der einen Seite der aktuelle Zeitstrang, welcher mit dem Wiederauftauchen Mikeys einsetzt, und auf der anderen Seite einer chronologischen Aufschlüsselung seiner Erlebnisse auf Terrenos. So erfahren wir während der „Hauptgeschichte", über Rückblicke und Flashbacks mehr über das Leben von Mikey. Das Rätsel um ihn und seine Motivation wird so immer weiter entwirrt. Entführt wurde Mikey von einer Gruppe Gideonen, menschlichenähnlichen Wesen mit Flügeln. In einem seit Jahrhunderten andauernden Krieg soll er nun den Gideonen, und dem hoch gewachsenen Ork Rook dabei helfen, als auserwählter Kämpfer den Gottkönig Lore zu besiegen. Im Gegenzug erhält er die Möglichkeit zur Erde zurückzukehren. Den Krieg in Terrenos will er gewonnen haben, sein Anliegen auf der Erde soll es nun sein mächtige Kriegsverbrecher, welche zur Erde fliehen konnten und eine existentielle Bedrohung für beide Welten darstellen, zu jagen und zur Strecke zu bringen. Dem Leser wird während die Geschichte voran schreitet klar, dass Mikey ein dunkles Geheimnis hat. Eine unheimliche Macht flüstert ihm immer wieder Dinge ein, lässt den Leser an Mikeys Aufrichtigkeit zweifeln. Seine Handlungen sind undurchsichtig, sein erklärtes Ziel, die Jagd auf Bösewichte und die Wiedervereinigung mit seiner Familie müssen immer wieder in Frage gestellt werden. Mikey scheint zwiegespalten, hin- und hergerissen zwischen seiner Familie und eben jener dunklen Macht, die anscheinend zumindest teilweise, Besitz von ihm ergriffen hat. Im ständigen Widerstreit mit sich selbst peinigt ihn ein Gewissenskonflikt, der auch seinem Bruder Brennan nicht verborgen bleibt. Doch überwältigt von seinem Glück, endlich seinen lang vermissten Bruder wieder gefunden zu haben, ist er blind für die beunruhigenden Anzeichen die von Mikey ausgehen. Er und Vater Aaron helfen Mikey bei der Flucht aus dem Polizeigewahrsam. Während der Jagd auf den ersten von vier der vermeintlichen Verbrecher aus Terrenos sind die drei ständig auf der Flucht vor der Polizei. Mikey zeigt bei der Flucht sein kämpferisches Potential, er ist zu einem herausragenden Schwert- und Faustkämpfer geworden, doch auch seine Moralvorstellungen haben sich verschoben. So kann ihn nur Brennan zur Räson bringen, bevor er einen Polizisten tötet. Den Rhodes, Mikey, Brennan und Aaron gelingt es schließlich einen der vermeintlichen Verbrecher zu stellen und es kommt zum Showdown. Doch dieser wirft mehr Fragen auf als er Antworten gibt. Wer ist Freund und wer ist Feind?

Schreibstil

Williamson gelingt mit seinem ersten Band zur Birthright-Reihe ein emotionaler Einstieg. Er selbst sagt, es sei ihm wichtig gewesen, die Story tiefer und über die klassische Fantasy-basierte Thematik von Kämpfen mit Orks, Drachen und Goblins zu gestalten. Die familiäre Komponente soll auch die Leute fesseln, die normalerweise bereits bei dem Wort Fantasy aufhören zu lesen, oder zuzuhören. Aus diesem Grund habe er auch mit einem einfachen Szenario angefangen, eines mit dem sich ein größeres Publikum identifizieren kann, dem Ballspiel zwischen Vater und Sohn, die Idylle einer glücklichen Familie. Williamson erschafft eine fast schon deprimierende Welt rund um die Familie Rhodes, geprägt von Trauer, Zwietracht und Selbstzweifel. Eine Grundlage, die er zu nutzen weiß, um zum einen seinen Charakteren und deren Entwicklung, eine der großen Stärken von Birthright, mehr Spielraum zu geben und zum anderen eine ganz eigene Atmosphäre zu kreieren. Der Schreibstil an sich ist nicht überragend, aber Williamson weiß was er tut, die Story wird spannend erzählt, die Dialoge lesen sich glaubhaft, nachvollziehbar, teilweise emotional, oder sogar witzig. Hauptsächlich punktet Williamson jedoch mit der Nachvollziehbarkeit seiner Geschichte, denn diese zeigt, aus verschiedenen Blickwinkeln, die Reaktionen einer Familie (und deren Umwelt) auf ein sehr traumatisches Ereignis, das plötzliche Verschwinden ihres Kindes. Auch die Gegebenheit, dass die eigentliche Heldengeschichte schon passiert ist (Mikey hat jahrelang trainiert und Terrenos gerettet, kann nun zu seiner Familie zurückkehren) und wir nur über Rückblenden Zugriff auf Mikeys Werdegang haben, ist ein faszinierendes Element. Williamson hat jedoch nicht vor den Leser vor vollendete Tatsachen zu stellen und ihn somit im unklaren über Mikeys Aufwachsen, seine Ausbildung und seinen Feldzug gegen das Böse zu lassen. Diese Geschichte wird in einem immer wieder eingestreuten parallelen Handlungsstrang erzählt. Einer von vielen, denn Birthright wartet mit einem durchdachten Konzept von diversen Handlungssträngen auf, die sich immer wieder kreuzen und aufeinander Bezug nehmen. Mutter Wendy ist bei der Flucht nicht dabei, hat ihren eigenen Handlungsstrang, auch Charaktere aus Terrenos die man aus Mikeys Erinnerungen kennt, weiß Williamson so in die aktuelle Handlung zu integrieren. Die ineinander verzahnten Geschichten machen es einfacher, der aufgebrochenen Story zu folgen und sorgt hier und da für einige Plottwists.

Illustrationen

Verantwortlich für die Zeichnungen und Illustrationen in den Birthright-Comics ist Andrei Bressan. Er versteht sich darauf, Emotionen und Handlung, bezogenen auf die grafische Ebene, miteinander zu verknüpfen, sodass beim lesen ein gelungenes Gesamtbild entsteht, welches die Stimmung der jeweiligen Situation stets einzufangen vermag. Der Zeichenstil ist semi-realistisch gehalten, der Einfluss von Fantasyelementen ist offensichtlich, auch wenn laut Williamson die Handlung im Vordergrund stehen soll, um sich so von anderen Veröffentlichungen in der Fantasybranche abzugrenzen. Das hat dem Artwork jedoch keinen Abbruch getan, im Gegenteil, die Zeichnungen sind ebenfalls eine Stärke des Comics und harmonieren mit dem Schreibstil und der Storyline. Die Charaktere an sich sind stark gestaltet. Bressan fängt Emotionen differenziert und anschaulich ein. Die Farbwahl ist der jeweiligen Szene und der Stimmung angepasst, die emotionalen Szenen wirken deprimierend oder traurig, die Kampfszenen hingegen dynamisch. Ein Manko: Je weiter die Szene vom Leser weg ist, desto verschwommener wird sie gezeichnet, eine der wenigen Schwächen. Das will einfach nicht so recht ins restliche Bild passen. Schaut man genauer hin kann man auch Sprünge Verknüpfung der einzelnen Illustrationen erkennen. Hier und da fehlen hier und da Übergänge, ein gar zu abrupter Ortswechsel, oder eine nicht nachvollziehbare Änderung der Tageszeit.

Charakterdesign

In einem Interview mit dem Paste-Magazin gibt uns Williamson weitere Einblicke in seine Intention hinter dem Kreieren der Charaktere sowie deren Motivationen. Wie bereits erwähnt sind die Charaktere als eine der großen Stärken von Birthright. Jeder der Charaktere reagiert anders auf das einschneidende Erlebnis dem Verlust eines Kindes und dessen plötzlichen Wiederauftauchens. Zudem sehen wir einiges Potential für weitere Charakterentwicklungen. Aaron scheint sich nach der Rückkehr seines Sohnes wieder gefangen zu haben. Seinen Alkoholismus hat er möglicherweise in den Griff bekommen. Wendy kann man immer noch nicht einordnen, sie schwankt zwischen Unglauben und Rationalismus, will nicht glauben, dass ihr Sohn um Jahrzehnte gealtert wieder vor ihr steht. Ihr Gewissen quält sie hierbei, ist ihre Beziehung zu Aaron doch daran gescheitert, dass die den Gerüchten glauben schenkt, Aaron habe sein eigenes Kind getötet. Auch hier wird deutlich, wie gut Williamson sich darauf versteht, menschliche Abgründe aufzuzeigen und diese in seine Story und Charakterentwicklung einzubauen. Brennan, als verbliebener Sohn, ist nun gestraft mit zwei gebrochenen Elternteilen. Nach Mikeys erneutem Auftauchen schenkt Brennan seinem jüngst zurückgekehrten Bruder zu viel Vertrauen, dennoch scheint es nur eine Frage der Zeit zu sein bis er misstrauisch wird und die Aktionen und Ausflüchte Mikeys hinterfragt. All das fühlt sich nicht gestelzt an, mann fühlt mit den Charakteren. Über allem schwebt die drohende Gefahr einer Verhaftung durch die Polizei, zu dem scheint Mikey unberechenbar. Alle Charaktere stehen dauerhaft unter Druck, treffen vielleicht so manchmal auch falsche Entscheidungen, was sie aber nur umso menschlicher wirken lässt. Durch die diversen Handlungsstränge wird die Geschichte von mehreren Seiten beleuchtet und erleichtert einen Perspektivwechsel. Das steigert die Empathie. Der stärkste Charakter ist Mikey, er bringt die Spannung, die Action, Zwietracht und Misstrauen in die Geschichte. Williamson beschreibt diesen Charakter wie folgt :"When you show the audience a bomb under the table but the character doesn't know about it. It creates tension. [...]Mikey is the ticking time-bomb." Das der Leser Informationen über Mikey besitzt derer die anderen Charaktere nicht gewahr sind, erzeugt einen Spannungsbogen, der fast zum Weiterlesen zwingt.

Summary

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