Mit etwas Verspätung kommt hier mein Leseexperiment für den Monat April. Dieses Mal war die Aufgabe aber auch wirklich nicht einfach. Sie lautete: Lies ein Buch dessen Hauptfigur denselben Vornamen trägt wie du. Da mein Name aber leider gar nicht sooo häufig ist, habe ich erst mal eine Weile gebraucht, um ein passendes Buch zu finden. Sicher, ich hätte auch einfach "Die Kindern aus Bullerbü", das schon meine Eltern inspiriert hat, oder eine Pferde-Buch-Reihe nehmen können, die ich als Kind mal geschenkt bekommen habe. Aber irgendwie wäre das ein bisschen zu einfach gewesen. Also habe ich mich mit Hilfe von diverser Suchmaschinen ans Werk gemacht und bin tatsächlich fündig geworden. In Birk Meinhardts Familienepos "Brüder und Schwestern" gibt es tatsächlich eine Hauptfigur, die meinen Namen trägt:
"Die silbrige Sommersonne trieb ihnen Salz und Pickel aus den Poren, sie stanken prächtig nach Leben, nach Unrast, mit Ruten jagten sie ein paar Ferkel vor sich her auf den Fluß zu."
Birk Meinhardts Buch ist eine Familienroman über die Werchows und eine Geschichte über das Leben in der DDR. Das Buch beginnt mit dem Tod des Familienoberhaupts Rudolph und dessen Beerdigung. Nun ist sein ältester Sohn Willy, Direktor eines Verlags und ein "Anpasser" an das System, das Familienoberhaupt. Er versucht, nicht aufzufallen und mit dem Strom zu schwimmen, um sein Leben in Ruhe führen zu können. Ganz anders als seine Kinder, die sehr unter den Vorgaben der DDR-Regierung leiden müssen. Matti, Idealist und Verfechter der eigenen Meinung, und Britta, der Sonnenschein der Familie, wollen sich nicht einengen lassen. Britta kostet das sogar ihre gute Schulausbildung! Denn kurz nach der Ausbürgerung Wolf Biermanns hängt sie ein Gedicht von ihm am Schwarzen Brett der Schule auf. Als ihre Tat entdeckt wird, steht sie vor der Wahl: Entweder öffentlich Buße tun und sich entschuldigen oder die Schule verlassen. Doch Britta will sich nicht beugen, verlässt die Schule und kommt danach bei Zirkus unter. Doch Brittas Entscheidung hat auch Einfluss auf das Schicksal ihres großen Bruders Erik. Er ist der einzige, der der Norm folgt. Nach der Schule geht zur NVA und möchte danach studieren. Aber das kann er erst, als er ein schriftliches Zeugnis ablegt, dass er sich von seiner Schwester und ihrer politisch-motivierten Tat distanziert. So kommt es zum Streit zwischen den Brüdern. Denn Matti kann nicht verstehen, wie Erik sich so beeinflussen lassen kann und seine eigene Schwester verleugnet.
Vor diesem Hintergrund präsentiert Meinhardt die Jahre 1973 bis 1989 in der DDR. Er zeigt, wie unterschiedlich Menschen mit der Diktatur der DDR umgehen, wie sie ihr Leben beeinflusst und wie die Menschen sich in diesem engen System trotzdem versuchen eine Lücke für sich und ihre Wünsche zu finden. Britta findet diese z.B. in ihrer Zirkus-Karriere, Matti wiederum setzt sich literarisch mit seinen Zweifeln auseinander und avanciert zum Autor. Gleichzeitig beleuchtet Meinhardt die DDR aus ganz verschiedenen sozialen Perspektiven: denn neben den Werchows, die zum gehobenen Bürgertum zählen, treffen wir auch Mitglieder anderer Schichten: Lastschiffer, Anwälte, Stasti-Anhänger usw.
Beim Lesen fühlte ich mich sehr oft an Tellkamps "Der Turm" erinnert, zu dem es zahlreiche Parallelen gibt. Im Gegensatz zu Tellkamp ist Meinhardts Roman allerdings nicht so sehr "verkopft", der Schreibstil liest sich viel flüssiger, viel angenehmer. Wobei ich mir an einigen Stellen auch eine Kürzung gewünscht hätte, da zieht sich die Handlung dann doch manchmal etwas zäh wie Kaugummi. Alles in allem ein ganz solider Unterhaltungsroman über die Geschichte der DDR.
VG, Cat
"Die silbrige Sommersonne trieb ihnen Salz und Pickel aus den Poren, sie stanken prächtig nach Leben, nach Unrast, mit Ruten jagten sie ein paar Ferkel vor sich her auf den Fluß zu."
Birk Meinhardts Buch ist eine Familienroman über die Werchows und eine Geschichte über das Leben in der DDR. Das Buch beginnt mit dem Tod des Familienoberhaupts Rudolph und dessen Beerdigung. Nun ist sein ältester Sohn Willy, Direktor eines Verlags und ein "Anpasser" an das System, das Familienoberhaupt. Er versucht, nicht aufzufallen und mit dem Strom zu schwimmen, um sein Leben in Ruhe führen zu können. Ganz anders als seine Kinder, die sehr unter den Vorgaben der DDR-Regierung leiden müssen. Matti, Idealist und Verfechter der eigenen Meinung, und Britta, der Sonnenschein der Familie, wollen sich nicht einengen lassen. Britta kostet das sogar ihre gute Schulausbildung! Denn kurz nach der Ausbürgerung Wolf Biermanns hängt sie ein Gedicht von ihm am Schwarzen Brett der Schule auf. Als ihre Tat entdeckt wird, steht sie vor der Wahl: Entweder öffentlich Buße tun und sich entschuldigen oder die Schule verlassen. Doch Britta will sich nicht beugen, verlässt die Schule und kommt danach bei Zirkus unter. Doch Brittas Entscheidung hat auch Einfluss auf das Schicksal ihres großen Bruders Erik. Er ist der einzige, der der Norm folgt. Nach der Schule geht zur NVA und möchte danach studieren. Aber das kann er erst, als er ein schriftliches Zeugnis ablegt, dass er sich von seiner Schwester und ihrer politisch-motivierten Tat distanziert. So kommt es zum Streit zwischen den Brüdern. Denn Matti kann nicht verstehen, wie Erik sich so beeinflussen lassen kann und seine eigene Schwester verleugnet.
Vor diesem Hintergrund präsentiert Meinhardt die Jahre 1973 bis 1989 in der DDR. Er zeigt, wie unterschiedlich Menschen mit der Diktatur der DDR umgehen, wie sie ihr Leben beeinflusst und wie die Menschen sich in diesem engen System trotzdem versuchen eine Lücke für sich und ihre Wünsche zu finden. Britta findet diese z.B. in ihrer Zirkus-Karriere, Matti wiederum setzt sich literarisch mit seinen Zweifeln auseinander und avanciert zum Autor. Gleichzeitig beleuchtet Meinhardt die DDR aus ganz verschiedenen sozialen Perspektiven: denn neben den Werchows, die zum gehobenen Bürgertum zählen, treffen wir auch Mitglieder anderer Schichten: Lastschiffer, Anwälte, Stasti-Anhänger usw.
Beim Lesen fühlte ich mich sehr oft an Tellkamps "Der Turm" erinnert, zu dem es zahlreiche Parallelen gibt. Im Gegensatz zu Tellkamp ist Meinhardts Roman allerdings nicht so sehr "verkopft", der Schreibstil liest sich viel flüssiger, viel angenehmer. Wobei ich mir an einigen Stellen auch eine Kürzung gewünscht hätte, da zieht sich die Handlung dann doch manchmal etwas zäh wie Kaugummi. Alles in allem ein ganz solider Unterhaltungsroman über die Geschichte der DDR.
VG, Cat