Birdman – oder die unverhoffte Macht der Ahnungslosigkeit

Sabienes TraumWelten

Birdmann Filmplakat
Der alternde Schauspieler Riggan Thomson (Michael Keaton) erlangte mit der Darstellung des Comic-Actionhelden Birdman Weltruhm. Nun sind diese glorreichen Zeiten vorbei und er versucht sich als seriöser Schauspieler am Broadway. Aber nach den 3 Birdman-Verfilmungen hat sich diese Figur zu Riggans Alter Ego entwickelt und nimmt besonders in problematischen Situationen Einfluss auf ihn. Und die gibt es genügend: Geldprobleme, Partnerprobleme und nicht zuletzt seine Tochter Sam (Emma Stone).
Nach einem Zwischenfall wird die 2. männliche Hauptrolle des Stückes mit dem erfolgreichen und zugleich arroganten Theaterschauspieler Mike Shiner (Edward Norton) besetzt, der sehr viel Unruhe in das Ensemble bringt. Die Vorpremieren entwickeln sich als geradezu nervenzerfetzend und der Erfolg dieses Stückes ist mehr als ungewiss. 
Aber Riggan hat ja noch die Freiheit von Birdman im Blut.

Der Abräumer bei der Oscar Verleihung

Dieser Film war für insgesamt 9 Oscars nominiert und erhielt sie dann verdientermaßen in den Kategorien Bester Film, Beste Regie (Alejandro G. Iñárritu), Beste Kamera und Bestes Originaldrehbuch.

Birdman – Meine Meinung

Für mich wurde die Kernaussage dieses Films von der gestrengen Theaterkritikerin Lindsay Duncan (Tabitha Dickinson) gemacht, die sinngemäß sagte, dass es Schauspieler gibt und Promis. Und Riggan Thomson gehört als Birdmann-Darsteller zu der letzten Sorte: ohne Ausbildung, ohne Talent, aber in einer Welt, in der Facebook-Likes und YouTube-Klicks mehr bedeuten, als wahre Kunst.
Ich fand es sehr schade, dass Riggan seinen Birdmann nicht hat abschütteln können und sich durch sein Zaudern die Chance, in die elitäre Regie der seriösen Schauspieler einzugehen, verspielt (verträumt?) hat.
Bemerkenswert war die Kameraführung in diesem Film. Man folgte den Akteuren hinter den Kulissen durch ein Labyrint von Gängen von klaustrophobischer Enge. Bis auf wenige Ausnahmen wurden alle Szenen in den Theaterräumen gedreht, so dass man den Eindruck hatte, alle Darsteller würden dort ihr ganzes Leben verbringen.
Was die Kamera noch so besonders macht ist, dass man sehr viele Zeichen von Hautalterung zu sehen bekommt; Gegenlichtaufnahmen werden genutzt, um Staubpartikel und Spucketröpfchen in Szene zu setzen. Solche Bildregie hebt den Film aus anderen Hollywoodproduktionen heraus, die bis auf Sex- oder Kampfszenen zu einem sterilen Bild des Menschen tendieren.

Dieser Film geht sehr kritisch mit der Filmindustrie und den Folgen eines viel zu schnellen, viel zu großen Ruhms um. Den Titelzusatz: Die unverhoffte Macht der Ahnungslosigkeit kann ich leider nicht dem Geschehen zuordnen. Aber dank der hervorragenden Inszenierung und den grandiosen Schauspielern hat mir dieser Film sehr gut gefallen.

Tipp: Man sollte Birdman nicht in der Spätvorstellung ansehen, denn es gibt eine gewisse Einschlafquote.

Filmplakat: Birdmann © Fox Searchlight
Text: Birdman – oder die unverhoffte Macht der Ahnungslosigkeit ©sabienes.de
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