Biotreibstoff E10: Offene Email an Bundesumweltminister Dr. Norbert Röttgen

Von Aristo
Sehr geehrter Herr Minister,
neben der Tatsache, dass Millionen PKW diesen Treibstoff nicht vertragen und die Möglichkeit, dass E10 taugliche Fahrzeuge bei Verwendung dieses Treibstoffes wahrscheinlich einen stärkeren Verschleiß des Motors haben, gibt es weitere handfeste Gründe die gegen einen Einsatz sprechen.
Welche Vorteile sind mit dem Biotreibstoff E10 verbunden und sind diese wissenschaftlich abgesichert?
Ist Ihnen bekannt, das mehr Biotreibstoff gegenüber herkömmlichen Treibstoff benötigt wird um die gleiche Fahrleistung zu erzielen?
Ist aus Ihrer Sicht die Produktion von Treibstoffen aus Lebensmitteln sinnvoll, wenn gleichzeitig ca. 50 % der Weltbevölkerung unterernährt sind?
Vor zwei Jahren veröffentlichte David Pimentel, Professor für Ökologie und Landwirtschaft an der Cornell University in New York, mit Kollegen eine Studie in der Fachzeitschrift „Human Ecology“ mit dem Titel: „Food Versus Biofuels: Environmental and Economic Costs“. Ist Ihnen diese Arbeit bekannt?
Sie kamen zu dem Ergebnis, das für die Umwandlung von Getreidearten in Treibstoff mehr Energie benötigt wird als tatsächlich als Treibstoff produziert wird.
Die Forschungsarbeit belegt eine negative Energiebilanz von minus 46 Prozent für Maisethanol, minus 50 Prozent für Switchgrass (Rutenhirse), minus 63 Prozent für Sojabohnen-Biodiesel und minus 58 Prozent für Rapsöl. Selbst die vielversprechende Palmölproduktion ergibt einen Nettoenergiegewinn von minus acht Prozent.
Es wird zur Produktion einer Einheit Biotreibstoff mehr fossile Energie benötigt als Energie in Form von Biotreibstoff zur Verfügung gestellt wird.
Deswegen sieht auch die CO2-Bilanz von Biotreibstoffen sehr schlecht aus.
Diese erneuerbaren Energien sind nicht nur ineffizient, sondern auch wirtschaftlich kostenaufwändig und belastend für die Umwelt und nicht annähernd so produktiv wie erwartet, so die Forscher um David Pimentel.
Der Einsatz von Biotreibstoff um sich vom Erdöl unabhängig(er) zu machen ist also ein Trugschluß.
Schließen Sie sich dieser Meinung an?
Auf der Webseite des BMU zum Thema E10 steht:
"Biokraftstoffe spielen eine wichtige Rolle beim Klimaschutz und bei der Energieversorgung: Im Vergleich zu herkömmlichen Kraftstoffen verursachen die heute verwendeten Biokraftstoffe weniger Treibhausgase und verbrauchen geringere Mengen vom immer knapper werdenden Erdöl. Das trägt dazu bei, die weltweiten Erdölvorkommen zu schonen. Gleichzeitig sinkt die Abhängigkeit vom Erdöl, das oftmals aus politisch instabilen Ländern importiert wird."

BMU
Diese Darstellung ist falsch.
So kommt auch Prof. Pimentel in seiner Studie zu der Erkenntnis, dass sich die USA ironischerweise stärker vom Öl abhängig machen und nicht weniger, wie dies durch die Produktion von Biotreibstoffen beabsichtigt war.
Eine Studie der Europäischen Kommission, "Global Trade and Environmental Impact Study of the EU Biofuels Mandate " vom März 2010 kommt übrigens zu ähnlichen Ergebnissen wie Prof. Pimentel.
Ist Ihnen diese Studie bekannt?
Noch kurz angemerkt sei die Tatsache, dass Ethanol kein Mineralöl ist. Wie verhält sich dies nun mit der Mineralölsteuer?
Ich vermag keinen vernünftigen Grund, der für die Einführung von Super E10 spricht, zu erkennen.
Jeder Autofahrer, der auf Super E10 verzichtet, ist in meinen Augen ein aktiver Umweltschützer und verhindert eine noch stärker zu werdende Nahrungsmittelknappheit.
Ihrer Antwort sehe ich mit großem Interesse entgegen und verbleibe
mit freundlichen Grüßen