Biohacking hat in den letzten Jahren enorm an Popularität gewonnen. Die Idee, den eigenen Körper wie ein System zu optimieren, klingt verlockend: mehr Energie, bessere Konzentration, Anti-Aging, tiefer Schlaf und gesteigerte Leistungsfähigkeit. Doch wo viel Potenzial liegt, lauern auch Gefahren. Wer blind jeder neuen Methode folgt, kann seiner Gesundheit mehr schaden als nützen. In diesem Beitrag erfährst du, welche Risiken mit Biohacking einhergehen – und wie du sie gezielt vermeidest.
Was ist Biohacking überhaupt?
Unter Biohacking versteht man die gezielte Veränderung des Körpers und Geistes mithilfe von Ernährung, Schlaf, Bewegung, Technologien und Supplementen. Ziel ist es, die eigenen biologischen Prozesse zu verbessern.
Bekannte Ansätze sind z. B.:
- Intervallfasten
- Ketogene Ernährung
- Kältekammer oder Eisbäder
- Wearables zur Schlaf- oder Stressüberwachung
- Nahrungsergänzungsmittel wie Nootropika oder Adaptogene
Doch was nach High Performance klingt, birgt auch gesundheitliche, psychische und ethische Risiken, wenn man unreflektiert „alles ausprobiert“.
Die 5 größten Gefahren beim Biohacking
1. Selbstdiagnose statt medizinischer Begleitung
Viele Biohacker stützen sich auf Internetquellen oder Community-Erfahrungen und verzichten auf medizinische Tests. Das kann fatale Folgen haben.
Beispiel: Wer beispielsweise hochdosiertes Vitamin D3 nimmt, ohne seinen Spiegel zu kennen, riskiert eine Hyperkalzämie – also eine Überdosierung mit gefährlichen Auswirkungen auf Herz, Nieren und Knochen (1).
Tipp: Lass regelmäßig Blutwerte checken – z. B. Vitamin D, Omega-3-Index, Hormonspiegel oder Leberwerte. Nutze dazu funktionelle Labore oder lass dich von Ärzten begleiten.
2. Überdosierung von Nahrungsergänzungsmitteln
Gerade in der Biohacking-Szene ist der Konsum von Supplements weit verbreitet. Doch mehr ist nicht immer besser.
- Zu viel Zink kann den Kupferhaushalt stören.
- Überdosiertes Magnesium kann zu Durchfall führen.
- Melatonin kann bei Dauergebrauch den körpereigenen Rhythmus stören.
Eine Studie im Journal of Clinical Medicine warnt, dass „ungesicherte Supplementierung langfristig mehr Schaden als Nutzen bringen kann“ (2).
Tipp: Vertraue nicht blind auf Werbung. Informiere dich über Synergien und Wechselwirkungen. Nutze z. B. die Examine.com Datenbank für wissenschaftlich fundierte Infos.
3. Psychische Abhängigkeit und Selbstoptimierungswahn
Biohacking kann auch zur Obsession werden. Der ständige Wunsch, „besser zu sein“ oder „länger zu leben“, kann in Stress und Selbstzweifel umschlagen.
Symptome einer Überoptimierung:
- Schlaftracking wird zum Zwang
- Angst vor „toxischen“ Lebensmitteln
- Schuldgefühle bei Verstößen gegen Routinen
Die American Psychological Association warnt vor dem sogenannten “Orthorexia Nervosa” – einer krankhaften Fixierung auf gesunde Ernährung und Lebensweise (3).
Tipp: Achte auf dein mentales Gleichgewicht. Biohacking ist ein Werkzeug, kein Dogma. Manchmal ist es gesünder, ein Glas Wein mit Freunden zu genießen als die perfekte Abendroutine einzuhalten.
4. Technologie- und Strahlungsrisiken
Viele Biohacker nutzen Wearables, Smartwatches, EMF-Blocking Devices oder Blaulichtfilter. Doch hier ist nicht alles sinnvoll – oder sicher.
Beispiel:
- EMF-Blocker und 5G-Schutzaufkleber werden oft ohne wissenschaftliche Evidenz verkauft.
- Dauerhafte Nutzung von Bluetooth-Wearables könnte laut WHO unter „möglicherweise krebserregend“ eingestuft werden (4).
Tipp: Vertraue auf geprüfte Geräte mit Studienbezug. Nutze Wearables gezielt und nicht dauerhaft. Vermeide unnötige Strahlungsquellen nachts (WLAN aus, Handy im Flugmodus).
5. Unkontrollierte Selbstexperimente mit Substanzen
Der Trend geht immer mehr Richtung Psychedelika, Methylenblau oder Nootropika wie Modafinil. Auch wenn Studien gewisse Vorteile belegen, birgt der unsachgemäße Gebrauch ernste Gefahren.
Beispiel: Methylenblau kann bei gleichzeitiger Einnahme von SSRIs (Antidepressiva) ein Serotoninsyndrom auslösen – eine potenziell tödliche Reaktion (5).
Tipp: Setze auf natürliche Nootropika wie Bacopa Monnieri, Lion’s Mane oder Rhodiola Rosea, wenn du unsicher bist. Halte bei potenten Substanzen Rücksprache mit Ärzten oder Pharmakologen.
So machst du Biohacking sicher und sinnvoll
- Teste – nicht raten: Laboranalysen liefern Daten statt Vermutungen.
- Qualität statt Quantität: Setze auf wenige, gut überprüfte Biohacks statt auf einen wilden Cocktail.
- Tracke mit Verstand: Nutze Apps und Tools als Orientierung – nicht als Diktator.
- Bildung statt blinder Glaube: Nutze Quellen wie:
- Examine.com
- PubMed
- SelfHacked
- Höre auf deinen Körper: Kein Biohack ersetzt deine Intuition. Wenn sich etwas schlecht anfühlt, ist es das oft auch.
Fazit: Biohacking mit Verantwortung
Biohacking kann dein Leben transformieren – wenn du es verantwortungsvoll betreibst. Gefährlich wird es, wenn du dich von Versprechen blenden lässt oder deinen Körper als Experimentierstube nutzt. Hol dir Wissen, nutze ärztliche Begleitung, höre auf deinen Körper – und mach Biohacking zu dem, was es sein sollte: Ein Werkzeug für mehr Lebensqualität, nicht für Perfektionswahn.
Wenn du tiefer in sicheres Biohacking eintauchen möchtest, schau regelmäßig auf unserem Blog vorbei oder buche dir ein individuelles Coaching. Dein Körper ist dein wertvollstes Gut – hacke ihn mit Respekt.
Quellen:
- Vieth, R. (2007). Vitamin D toxicity, policy, and science. Journal of Bone and Mineral Research, 22(2), 64–69.
- Kim, Y. et al. (2020). Harmful effects of indiscriminate supplement use. J Clin Med., 9(8), 2395.
- Bratman, S. & Knight, D. (2000). Health Food Junkies: Orthorexia Nervosa – Overcoming the Obsession with Healthful Eating.
- WHO (2011). IARC Classifies Radiofrequency Electromagnetic Fields as Possibly Carcinogenic to Humans.
- Gillman, P. K. (2011). CNS toxicity involving methylene blue: the exemplar for understanding and predicting drug interactions that precipitate serotonin toxicity. J Psychopharmacol, 25(3), 429–436.
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- Asprey, Dave(Autor)