In nur gut zehn Jahren hat sich Ostbayern zu einem der Schwerpunkte für Biotechnologie und artverwandte Branchen in Deutschland entwickelt. Fotos:obx-news/Peter Ferstl
Regensburg (obx - internet-zeitung) - Ob neue Medikamente gegen Krebs oder vielversprechende Therapien gegen Alzheimer - die Bio- und Medizintechnologie gilt weltweit als eine Zukunftsbranche mit einem gigantischen Wachstumsmarkt. Ostbayern hat sich im vergangenen Jahrzehnt zu einer der führenden Bio-Tech-Regionen in Deutschland entwickelt. Über 40 Unternehmen aus der Branche sind mittlerweile erfolgreich in der Region ansässig. Und das Wachstum geht weiter: Erst jüngst ist der "Biopark" auf dem Campus-Gelände der Universität Regensburg bereits zum dritten Mal um 6.000 auf jetzt 18.000 Quadratmeter Labor-, Büro- und Konferenzfläche erweitert worden. Zur Eröffnung des Neubaus sind bereits 60 Prozent der frischen Fläche vermietet.
Seit der Gründung des Bioparks als Zentrum des Biotechnologie-Clusters BioRegio Regensburg in Ostbayern vor mehr als zehn Jahren haben Freistaat, Bund und Europäische Union über 40 Millionen Euro in den Ausbau des High-Tech-Parks investiert. Ein Investment, das sich auszahlt: Seither hat sich die Zahl der Arbeitsplätze in der Biotechnologie-Branche in der Region mehr als versiebenfacht auf aktuell fast 3.000 Fachkräfte. Allein im vergangenen Jahr sind mehr als 380 Arbeitsplätze hinzugekommen. Insgesamt wurden bisher bereits über 250 Millionen Euro in die Unternehmen des Biotechnologie-Clusters Ostbayern investiert. Das Kompetenz-Netzwerk ist nach der Bio-Tech-Region München das zweitgrößte in Bayern.
Vor rund 15 Jahren traf die Regensburger Stadtverwaltung die wegweisende Entscheidung für die Entwicklung der Bio-Tech-Region: Zusätzlich zu den großen örtlichen Industrieunternehmen in der Automobil- und Elektrotechnik-Branche sollte sich Regensburg als Standort einer damals noch jungen Branche profilieren - der Biotechnologie. 1998 gründete die Stadt die Biopark Regensburg GmbH, die einen ungenutzten Rohbau auf dem Unigelände kaufte. Mit erheblicher staatlicher Förderung entstanden Büro- und Laborräume, die jungen Unternehmen aus der Branche zur Miete angeboten wurden.
Mit dem Biologen und Mediziner Dr. Thomas Diefenthal holte sich die Stadt einen Geschäftsführer, der die Strategie von vornherein darauf ausrichtete, nicht nur die Stadt, sondern die gesamte Region zu einem Schwerpunkt der Biotechnologie, mit ihr verwandter Branchen und interdisziplinär arbeitender Unternehmen zu machen. Diefenthal sieht die Aufgabe des Bioparks bei weitem nicht nur darin, vielversprechenden Firmen Räumlichkeiten zu vermieten. Den weit größeren Anteil seiner Arbeitszeit verwenden der Geschäftsführer und seine Mitarbeiter auf "Cluster-Management": Die Biopark-Gesellschaft hilft Unternehmen bei der Anbahnung von Krediten und vermittelt Kontakte zu möglichen Investoren.
Viele Unternehmen sind mit dem Biopark groß geworden. So zum Beispiel das in der Krebsforschung aktive Unternehmen Antisense, das im Jahr 2000 als junges Start-Up von Göttingen nach Regensburg zog. Inzwischen hat sich das mit dem Deutschen Gründerpreis ausgezeichnete Unternehmen mit neuen Medikamenten gegen den Krebs einen Namen gemacht. Zahlreiche weitere Unternehmen, die sich im Biopark und in der Region angesiedelt haben, glänzen mit Forschungserfolgen: Eine der größten Firmen - Geneart - beliefert mittlerweile weltweit führend die internationale Pharmaindustrie mit synthetisch erzeugten Genen, die etwa zur Herstellung von Medikamenten benötigt werden.
Ebenfalls das Siegel "Made in BioRegio Regensburg" tragen neue Methoden zur Früherkennung von Krebs, biologische Lockmittel zur Bekämpfung von Stechinsekten, die Malaria übertragen, sowie Verfahren zur simultanen Analyse hunderter von Substanzen in nur einer Probe. Software zur Verarbeitung von Tumordaten, Biosensoren, Drogenschnelltests und neuartige Therapeutika gegen Parkinson und Alzheimer stammen ebenfalls aus der Bio-Tech-Region Regensburg.