Vor einigen Tagen besuchte ich eine Fortbildung zum Thema “Bindungen in der frühkindlichen Entwicklung”. Die Dozentin war erfrischend, schlagfertig und um es umgangssprachlich zu sagen, hatte sie es drauf.
Es ging um sicher gebundene Kinder und darum was passiert wenn sichere Bindung misslingt und wie sichere Bindung gelingen kann.
Viele Kinder die bei nicht sicherer Bindung zunächst in die Überanpassung gehen (nicht mehr schreien, weil sowieso keiner kommt) gehen später oft in die ambivalente Bindung( Aufmüpfigkeit,Rebellion,Verhaltensauffälligkeit). Das kind wird fragilisiert. Es wird später vulnerabler sein, in Krisenzeiten oder bei Belastungen mit deutlich mehr Stress reagieren. Physisch findet sich das in einem erhöhten Cortisolspiegel wieder. Es wird Schwierigkeiten haben sich selbst zu regulieren.
Das Kind lernt im ersten Jahr idealerweise: auf körperliches Unwohlsein, reagiert eine ruhige gelassene Person , erkennt und befriedigt die Bedürfnisse. Das setzt natürlich voraus das der Erwachsene in der Lage ist nonverbale Kommunikation wahrzunehmen und zu deuten, zum Beispiel: schnellere oder tiefere Atmung, Faust oder gespreizte Finger, Abwehr in Form von Abwendung, Vermeidung des Blickkontaktes etc.)Was aber wenn der Erwachsene selbst nie sichere Bindung erfahren hat und dies bedürfnisse nicht befriedigen kann?Sie empfahl uns dieses Buch: http://www.thalia.de/shop/home/rubrikartikel/ID18722897.html?ProvID=10907022
Anhand von Videoanalysen ließ sich gut erkennen was gelungene Interaktion von nicht gelungener Interaktion unterscheidet.Ermutigend fand ich aber, das “Intuition” sich offenbar lernen lässt. Man konnte ziemliche beeindruckende Erfolge anhand der der Videoanalyse erkennen.
Natürlich tauchten bei diesem Thema Fragen auf, zum Beispiel zum Thema :Krippe. Wenn ich sie richtig verstanden habe vertrat sie die Ansicht, dass gegen eine gute Krippe nichts einzuwenden sei. Bindung könne auch zu anderen Bezugspersonen entstehen(die Eltern inklusive natürlich). Sie wies darauf hin ,dass die Eingewöhnungsphase in der Krippe eigentlich eine Zeit von 2-4 Wochen umfassen sollte. Das es ideal wäre wenn in dieser Zeit eine Erzieherin für das Kind zuständig wäre,möglichst die die es auch später betreuen würde.Bindung entsteht 1:1, dieser Satz fiel immer wieder.
In der DDR wurden die Kinder meist schon sehr jung in Fremdbetreuung gegeben. Ich verbrachte erst mit 3 Jahren den Tag bis zu zehn Stunden im Kindergarten und als das nicht mehr ausreichte sprang das Wochenheim ein.Ich hab mich lange gefragt ob ich das hier breitrete und habe mich dafür entschieden.Es ist übrigens kein Vorwurf an meine Eltern. Ich glaube sie taten was sie damals konnten und ich weiß das sie sich heute anders entscheiden würden.
Das Wochenheim( ich wurde etwa jedes 2. Wochenende nach Hause geholt) traf mich unvermittelt, jedenfalls aus meiner heutigen Erinnerung. Ich wart 5 und plötzlich war mein Hauptbezugsort im Heim. Das war nicht ungewöhnlich. Es sollte ja nur für ein Jahr sein und Kinder gemeinschaftlich erziehen zu lassen wurde als gesellschaftlich menschlicher Fortschritt propagiert.. Ich war im Gegensatz zu heute ein stilles, überangepasstes Kind. Ich weiß nicht ob ich die Zeit so gut überstanden hätte, wäre nicht eine Erzieherin gewesen die mich in ihr Herz geschlossen hatte. Sie vermittelte Wärme und Geborgenheit, aber es gab natürlich Schichtdienst.Ohne sie war es einsam. Ich hatte dort Freunde und die Erzieher gaben ihr Bestes, trotzdem war es eine harte Zeit. Ich wurde sehr still. Das Jahr endete, war aber nicht ohne Folgen geblieben.Das Urvertrauen,soweit ausgebildet, hatte einen empfindlichen Schmiss bekommen. Trotzdem war da diese Erzieherin und schon in der Heilpädagogik Ausbildung habe ich gelernt, daß ein Mensch genügt, eine Person die da ist, zu einem steht , Bindung ermöglicht.Sie hat damals vermutlich ziemlich viel gerettet. Es hinderte mich leider oder Gott sei Dank nicht davor in der Pubertät schwierig zu werden.Das war , so habe ich jetzt gelernt, ziemlich folgerichtig. Alle Themen die nicht ausreichend bearbeitet wurden, haben die unangenehme Eigenschaft, in Krisenzeiten wieder aufzutauchen. ( Trotzalter, Eintritt Kindergarten, Einschulung, Schulwechsel, Pubertät, Ehe, eigene Kinder) wieder auf.
Aus diesem Wissen heraus, habe ich bei meinen Kindern immer sehr genau hingeschaut, wenn es um Fremdbetreuung ging. Das heißt nicht das ich Krippen negativ gegenüberstehe.Ich würde nur sehr genau schauen welche Bedingungen sie bieten.
Die Wiedergabe einiger Aspekte der Fortbildung habe ich komplett als Gedächtnisprotokoll wiedergegeben-…Leider ist das Skrip noch nicht da…