Peramiho kommt mir ziemlich zivilisiert vor: Bei der Schulfeier unterhalten sich die Leute darüber, welche Schule die beste ist, und wie man am besten Karriere machen kann, sie schenken ihren Kindern Digitalkameras zum Abitur und telefonieren ununterbrochen mit ihren Handys. Ich habe den Eindruck einer bürgerlichen Welt, in der es dieselben Typen von Menschen gibt, die ich auch aus Deutschland kenne.
Und dann gehe ich abends durch Peramiho, sehe die Straßenbeleuchtung, und weiß, dass es drumherum nur Dunkelheit gibt – das nächste elektrische Licht befindet sich 25 km entfernt in der Bezirksstadt Songea, und auch dort nur in einigen Stadtvierteln. Und denke daran, dass dort Menschen ermordet werden, um ihre Organe für schwarze Magie zu benutzen.
Das wiederum lese ich in den Internet-Ausgaben verschiedener tansanischer Tageszeitungen nach. Und als das Internet neulich nicht funktionierte, rief ich mal eben über Handy bei der Telefongesellschaft TTCL an, und nach wenigen Stunden ging es wieder.
In Deutschland ist die Bildung zum Glück viel weiter verbreitet, der Aberglaube bestimmt das Leben in viel geringerem Maße als hier in Tansania, so dachte ich bis zum Samstag. Dann las ich in der “Zeit” (die hier mit einiger Verspätung ankommt), dass der RWE-Manager Fritz Vahrenholt mit kräftiger Unterstützung von “Bild” den Klimawandel in Frage stellt – schwärzester Aberglaube (bzw. Missachtung sämtlicher wissenschaftlicher Standards) im Interesse seines Unternehmens.
“Der Firnis der Zivilisation ist dünn”, heißt es (Ich wüsste gerne mal, wer das gesagt hat) – das gilt hier, aber leider auch in Deutschland.
Das Foto habe ich vor drei Jahren beim Flug über Songea aufgenommen (spezieller Gruß an die, die damals mitgeflogen sind