Bin ich als Mutter langweilig und unerwünscht?

Von Nina Lewedei @Philinsmom
#MOM-BLOG

Der gemeinsame Abend, zu dritt und als Familie, hat leider nicht so schön geendet wie ich mir es vorgestellt hatte. Es ist im Restaurant mal wieder alles schief gelaufen und es ist das eingetreten was ich vorher schon den ganzen Tag befürchtet hatte. Wie ist es dazu gekommen? Nun, ich wollte unbedingt mal wieder als kleine Familie auswärts essen gehen. Und ich wollte es mir und meiner Freundin wohl beweisen, denn eigentlich ging es mir nur darum und ich hatte sowieso den ganzen Tag keine anderen Gedanken in meinen Kopf.

Meine Freundin, mit der ich schon ein paar Jahre gut befreundet bin, war mal wieder zu Besuch bei mir. Ich hatte mich wie immer gefreut auf sie und sehnte mich auch immer wieder sehr nach dem nächsten Treffen. Als sie beim letzten Treffen irgendwann wieder nach Hause fuhr, hinterließ sie diesmal einen faden Beigeschmack bei mir.

Wir treffen uns hin und wieder, mal mehr, mal weniger. Seit dem ich Mutter bin, lassen sich Treffen aber dann doch nicht mehr ganz so spontan einrichten. Vor allem in der letzten Zeit habe ich unsere Treffen oft bei mir zuhause geplant, denn der Mini ist gerade in einer schwierigen Phase. Die Dickkopf- und Trotzphase in der er sowieso nicht auf mich hört und überhaupt ist er gerade ziemlich quirlig unterwegs.

Wir haben uns also wieder bei uns zuhause getroffen und das ist gerade für mich am angenehmsten. Ich muss einfach keine peinlichen Momente befürchten und kann den Mini ins Bett stecken, wenn er müde wird. Ich sehe darin also gerade einen mehr entspannten Abend, als irgendwo in einem Restaurant in dem der Mini die Theke abräumen würde.

Ich muss schon zugeben das ich schon immer ein Mensch war der Ordnung sehr liebte und der manchmal, na sagen wir lieber sehr oft, sehr unentspannt ist solange nicht alles wieder perfekt ist. Und so kam es also das ich, kaum eine Minute nach dem ich mir die letzte Gabel mit unserem selbst zubereitetem Abendessen in den Mund schob, sofort alles wieder wegräumen wollte und Ordnung machen wollte. Nur eine Mutter weiß wohl welche Gedanken mir dabei durch den Kopf gegangen sind.

Wenn ich das jetzt nicht sofort wegräume, räumt es der Mini weg und das auf seine ganze besondere Art und Weise…

Ich bin halt auch ein sehr vorausschauender und nachdenklicher Mensch, also ist es für mich völlig normal in Sachen Haushalt durchorganisiert zu sein. Wie will man das auch sonst mit Kind und Job meistern? Und da war er plötzlich, der Satz der mir bis heute noch Kopfzerbrechen bereitet.

Man du bist voll durchorganisiert, entspann dich doch mal und lass auch mal was stehen, ich kenne viele andere Mütter die viel entspannter sind…

Natürlich habe ich darauf geantwortet und versuchte mich so gut es geht zu verteidigen. Im laufe des Abends kamen natürlich noch ein paar andere Punkte zur Ansprache  die mich eigentlich nur noch viel negativer stimmten. Wieso würden wir zur Zeit so wenig als Paar unternehmen, warum machen wir mit unserem Kind nicht auch mal Dinge zusammen, die wir sonst lieber allein machen. Ich fühlte mich plötzlich wie die Spießer-Mutter vom Dienst und bemerkte erstmal wie unterschiedlich unsere Lebensstile doch sind. Sie hat ihren Job, ihre Karriere, ihre Figur und natürlich jede Menge Freiheiten und Freizeit. Sie kann ihren Tag einfach in den Tag hinein planen, hat ganz viel Zeit für Freundinnen und konzentriert sich auf sich selbst. Ich habe das Bilderbuch-Familienleben mit einer schönen Wohnung in der Innenstadt, einem schönem Mann und natürlich einem noch schönerem Kind. Wir schmieden gerade heimliche Pläne und sind außerdem gerade dabei ein Eigenheim zu planen. Ich habe eigentlich das Leben was ich mir schon immer erträumt hatte und doch hatte ich plötzlich diesen faden Beigeschmack gespürt.

War mein Leben so langweilig und eintönig geworden, dass man es ansprechen muss? Ich fühlte mich plötzlich schlecht irgendwie und unerwünscht als Mutter in dieser Gesellschaft. Die Überzeugung meines eigenen gewählten Lebensstils war plötzlich verloren und die Gedanken ließen mich nicht mehr los.

Ich muss was ändern! Das war der Plan…

Eigentlich nehmen wir uns als Eltern sehr viel Zeit füreinander. Wir geben den Mini oft zu den Großeltern und haben auch genug Zeit zu zweit. Trotzdem hatte ich das Gefühl das wir als Familie viele Dinge auslassen, die wir als Paar früher einmal spontan gemacht haben. Beispielsweise einfach mal irgendwo auswärts Essen gehen, unter der Woche versteht sich. Ich muss zugeben, dass man als Eltern nicht nur mit ganz viel Glück gesegnet wird, sondern auch mit ganz viel Müdigkeit. Man ist eigentlich dauermüde und fällt Tag für Tag abends in sein Bett und will einfach nur noch schlafen. Auch so eine Sache die auf Unverständnis stieß…

Aufgrund dessen ist unser Tagesablauf unter der Woche nun mal durchgeplant und oft gleich. Ich bin davon überzeugt das ein Kind feste Tagesabläufe, feste Rituale und vor allem feste Schlafenszeiten braucht. Kommt etwas dabei durcheinander ist irgendwie der ganze Familienalltag durcheinander und alle bekommen schlechte Laune. Unsere Wochen sind also eigentlich immer gleich und unspektakulär. Am Wochenende unternehmen wir natürlich viel, schlafen wenn es der Mini gestattet, auch mal eine Stunde länger und es gibt auch hin und wieder mal Fast Food oder eine Stunde länger TV. Das Wochenende wird also ziemlich spontan und abwechslungsreich gestaltet. Das sollte aber nicht genug sein. Ich wollte es mir selbst und dem blöden Gefühl in mir beweisen. Wir können sehr wohl noch den luftig-leichten Lebensstil haben wie andere kinderlose Freunde von uns!

Ich beschloss also das Abendessen auf ein Restaurant zu verlegen und wusste eigentlich schon vorher, dass es wieder in einem stressigen und peinlichen Abend enden würde. Ja der Nachwuchs hat nun mal auch Phasen in denen das nicht so leicht und entspannt zugeht. Ich bin außerdem davon überzeugt, dass sich das auch wieder beruhigen wird und das wir dann gemeinsam als Familie unserer Höhle auch mal wieder mehr verlassen werden.

Wir sind also in ein Restaurant gegangen und es ging schon bei der Platzwahl los. Der Mini wollte sich einfach nicht hinsetzen und außerdem spürte ich schon wieder genervte Blicke von anderen Restaurantbesuchern, die eigentlich doch nur ihre Ruhe haben wollten. Es war dann doch erstmal alles ganz entspannt und dennoch konnte ich die Unruhe in mir selbst nicht bekämpfen und als MOM weiß man ja, das sich genau diese Unruhe überträgt…

Der Mini war irgendwann fertig mit Essen und hatte natürlich jetzt ganz viel Energie durch die ganzen vielen Kohlehydrate und wollte diese natürlich gleich wieder abgeben. Dies führte dazu, dass der Papa ständig aufstehen musste, dem Mini hinterher rennen musste, damit er in der Küche nicht seine eigenen Kochkünste unter Beweis stellen kann. Er bekam eigentlich immer nur gerade eine Gabel voll in den Mund und musste schon wieder hinterher. Natürlich waren jegliche Versuche den Mini ruhig am Tisch zu behalten sinnlos, und so ergoss sich vor lauter Unruhe und wild fuchtelnden Armen, ein halben Glas Apfelschorle  quer über den Tisch und schließlich über meinem Schoß. Ich konnte ab diesem Moment nicht mehr aufstehen und wollte das auch gar nicht mehr, peinlich genug! Der Papa musste los, Servietten holen, der Mini natürlich vor lauter Neugier hinterher und machte halt am Nachbartisch. Dort saß ein junges Pärchen, sichtlich genervt von meinem Kind und seinen niedlichen Annäherungsversuchen…

Da war es wieder, dieses blöde Gefühl als Mutter unerwünscht zu sein. Ich war eigentlich sogar erschrocken darüber wie genervt ein kinderloses junges Paar auf so einen eigentlich süßen Fratz doch reagieren konnte. Was ist bloß los mit unserer Gesellschaft? Ist es heutzutage ein Verbrechen eine junge Familie zu sein?

Meine Laune war im Keller und meine Hose immer noch nicht trocken. Ich konnte nicht mal meinen Teller abessen, der Mini war einfach zu unruhig und müde zugleich, also bezahlte ich schnell und wir verließen das Lokal.

So stelle ich mir ein gemütliches Abendessen natürlich nicht vor und so möchte ich das auch nicht. Ein solcher Abend kostet Nerven und ist sehr unentspannt. Natürlich wird der Mini älter und es wird auch sicher wieder die Zeit kommen, in der wir solche Unternehmungen sehr viel öfter in Angriff nehmen. Zur Zeit aber weiche ich dann doch lieber auf das Abendessen als Familie zu Hause aus denn wir drei können das natürlich ganz anders genießen.

Die Gedanken über mein Spießermuttileben lassen mich noch immer nicht los, aber ich weiß das wir es gerade und im Moment richtig so machen. Es bringt ja nichts, wenn alle Beteiligten sich unwohl fühlen. Ich glaube nicht das ich ein langweiliges und durchorganisiertes Leben habe aber natürlich habe ich nicht mehr dieses Junggesellenleben und eigentlich möchte ich es auch nicht wieder haben. Man hört es vielleicht sehr oft aber eine Familie und ein Kind kann einem wirklich so viel geben, was man sich vorher nie erträumt hätte.

Ich muss es niemandem beweisen und ich fühle mich sehr wohl in der Rolle als Mutter, mache meinen Job sehr gut und bin vor allem mit Herzblut dabei…Da pfeife ich doch auch manchmal auf die super-schicke Apfelschorlenhose und sitze lieber gemütlich in meiner Jogginghose mit meiner Familie an unserem Küchentisch der übrigens schon ganz viel Apfelschorle abbekommen hat…