bim Tschingg: die beste Pizza des Universums

Von Der Muger @derMuger
Ich glaube nicht, dass man Hühner zu den Singvögeln zählt; Güggel ganz bestimmt nicht. Von fünf bis neun kräht sich ein Gockel in unserer Nachbarschaft die Seele aus dem Leib. Will er damit seine Hühner bezirzen oder den Nachbarhahn beeindrucken? Man weiss es nicht.
Die Morgensonne scheint und die Uferpromenade strahlt im warmen Licht. Wir verlassen Mergozzo und fahren an den nahen Ortasee. Von hier kurvt einen schmale und stotzige Strasse bergauf. Tiefe Schluchten und finstere Kastanienwälder Ich staune jedesmal wieder, wie bergig es hier ist. Dutzende Spitzkehren später sind wir oben auf dem Berg und in „Madonna del Sasso“. Die Wallfahrtskirche thront zuoberst auf einem Felszacken; direkt am Abgrund. Von hier haben wir einen grandiosen Ausblick. Direkt unter uns liegt der Ortasee mit seiner Klosterinsel, am Ostufer das Dorf Orta und am Horizont die Schneeberge des Tessins.
Unter den alten Kastanienbäumen hinter der Kirche steht ein kleiner Imbiss-Kiosk. Wir trinken Cappuccino und essen Gipfli mit Nutella-Füllung. Und schauen zu, wie verspätete Hochzeitgäste zur Kirche hinunter eilen.
Das Dörfchen Pella liegt direkt unterhalb von Madonna del Sasso am Seeufer. Ein milder Wind weht über den See und die Sonne macht einen auf Spätsommer. Wir fläzen uns im Möbelwagen aufs Sofa und schauen den Gänsen zu. Dann übermannt mich ein Nickerchen.
Am Südende vom See stehen viele Fabriken und sie alle produzieren, wie wir auf den Werbeschildern sehen, Wasserhähne. Eine nicht, die macht Duschschläuche. Wir wenden und fahren am anderen Seeufer wieder hinauf bis Omegna. Hier ist heute Flohmarkt und ein Seeschwimmen. Wir stöbern im Gerümpel und feuern die Schwimmer an. Es gewinnt ein junger Kerl mit Oberarmen, so dick wie meine Oberschenkel. Er steigt aus dem Wasser und ist kaum ausser Atem.
Es beginnt zu regnen und wir flüchten uns in ein Strassenlokal. Gegenüber spielt ein Rollstuhlfahrer auf dem Akkordeon Seemanns-Schlager. Dann endet der Regen so schnell er begonnen hat und wir fahren hinüber an den Lago Maggiore.
Wir schauen uns den Bahnhof von Stresa an. Das Bahnhofsgebäude war einmal ein klassischer Prunkbau mit schönen Granit-Gewänden und üppig geschnitzten Vordächern. War er einmal – denn heute sieht er aus wie eine alternde Nutte, die Furchen und Risse einfach bunt überpinselt und mit etwas Billigschmuck aufgehübscht.
Der Grund warum wir ausgerechnet am Bahnhof Stresa sind, ist die Pizzeria „Orient-Express“. Nicht wenig Einheimische behaupten, hier gäbe es die beste Pizza des Universums. Mal sehen. Ich verschlinge eine Pizza Orient-Express mit Gorgonzola und viel Zwiebeln drauf. Die ist richtig gut, aber der Frau G. ihre mit scharfer Salami ist noch besser.
Wir übernachten neben dem Güterschuppen direkt am Bahnhof.
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