Man miete sich eine alte Getreidemühle wegen des guten Sounds, lade sich jede Menge Freunde ein und musiziere möglichst live. Herausgekommen ist bei Billy Thompsons neuem Album „Friend“ ein fast perfekter Showcase für einen begnadeten Gitarristen.
Auf die Wortschöpfung muss man erst mal kommen: Ich bin ein Unglücksritter! Damit geht Billy Thompsons „Friend“ los: eine heftig groovende Bluesnummer mit einem Text, der sich mit seiner Einzigartigkeit sofort festsetzt. Höhepunkte gibt es auf dem Album noch ein paar mehr: Da ist etwa der New Orleans-Funk von „Many Faces“, den man sich auch gut auf einem Album von Dr. John hätte vorstellen können. Oder die rasante Fankhymne an Jimi Hendrix „Ain‘t But One“. Billy Thompsons Gitarre kann rasante Läufe oder explosive Slide-Attacken reiten. Und mit Gast-Musikern etwa von Little Feat oder den Neville Brothers ist immer das passende musikalische Fundament dafür vorhanden.
Leider hat „Friend“ für mich auch ein paar deutlich schwächere Songs. Die Ballade „Half A Man“ oder „Got To Be Did“ reizen mich zum sofortigen Weiterzappen. Und warum jemand noch eine neue Coverversion von „Ain‘t No Sunshine“ machen muss, weiß ich nicht. Auch die Fassung von Billy Thompson hat eigentlich nichts über die bislang bekannten Fassungen Herausragendes zu bieten. Doch davon abgesehen ist das ein Album, das vor allem Fans des zeitgenössischen Gitarrenblues überzeugen kann. (Soul Stew Records)