Bildwirkung verschiedener Brennweiten

Von Katja Czajkowski

Heute gehts weiter mit der Serie “BBB – Bessere Blog Bilder”! Unserem kleinen “Handbuch” der Fotografie. In dieser Folge erklärt mein Fotografen-Ehemann Stefan der diese Serie für euch bei mir gastbloggt, wie die Brennweite eines Objektivs sich auf das Bild auswirkt. Falls also jemand gerade überlegt was er für ein Objektiv braucht, könnte dieser Artikel helfen sich klar zu werden! Im Übrigen freut sich Stefan sehr über eure Likes auf seiner Facebookseite oder Instagram!!!

Bildwirkung verschiedener Brennweiten

“In Situation X nehme ich meist ein Weitwinkel, wenn Y dann eher ein Tele.”, so oder so ähnlich hört man es häufig von Fotografen. Zunächst einmal, sie reden von zwei verschiedenen Objektiven, nämlich Weitwinkel und Tele, die sich in ihrer Brennweite stark unterscheiden. Was ist nun die Brennweite? Kurz angerissen hatte ich dieses Thema schon in der letzten Folge, als es um das Bokeh ging. Da haben wir folgenden Merksatz aufgestellt:

Merke: Je länger die Brennweite, also je größer die mm Zahl, desto unschärfer der Hintergrund

Was ist also nun genau die Brennweite? Damit wird alles bezeichnet, was mit dem Objektiv abgebildet werden kann; die Brennweite wird dabei in mm angegeben und steht auf jedem Objektiv drauf. Weitwinkel-Objektive sind beispielsweise 14mm oder 24mm, als Tele-Objektive bezeichnet man Objektive so ab 135mm bis hin zu 300mm und mehr.

Für welchen Einsatzzweck eignet sich nun welches Objektiv?
Denn die unterschiedlichen Brennweiten haben ja völlig unterschiedliche Wirkungen. Jeder kennt beispielsweise Fotos von sich, die mit einer Kompaktkamera aufgenommen wurden (oder die man selbst mit dem Handy von sich geschossen hat) und auf denen man eine riesige Nase hat und total unvorteilhaft aussieht. Diese Fotos wurden dann wahrscheinlich mit einer kleinen Brennweite von 14mm, 24mm, 35mm oder so in der Richtung gemacht. Was diese kleinen Brennweiten auszeichnet ist, dass sehr viel von der Umgebung mit auf das Bild kommt. Also mit einem Weitwinkel fotografiert man eben einen weiten Winkel und kann viel auf einem Bild einfangen. Es gibt auch ganz extreme Weitwinkel, die sogenannten Ultraweitwinkel (14mm zählt da schon dazu) und Fish-Eyes/Fischauge. Damit kann man beinahe “rundum” fotografieren! Man fängt sogar noch Dinge ein, die hinter einem selbst stehen! Ein Beispiel für so ein extremes Weitwinkel das manche vielleicht kennen, ist die GoPro Kamera, die man an Surfbrett, Fahrrad, Skihelm oder sonst wo befestigen kann.

Doch dadurch, das man viel einfangen kann, nicht nur bei einem Ultraweitwinkel oder Fischeye, sondern auch bei einem normalen Weitwinkel, ist das Bild leider deswegen auch leicht verzerrt. Es ist nicht richtig flach, sondern mutet etwas “tonnenförmig” an. Es wirkt dadurch dynamischer, plastischer, dreidimensionaler. Bei Landschaftsaufnahmen ist das ganz toll und ein erstrebenswerter Effekt! Mit einem Weitwinkel kann man Bergkämme fotografieren oder einen ganzen Strand ablichten. Auch für Fotos von Innenräumen ist ein Weitwinkel eine gute Idee, wenn man möglichst viel vom ganzen Raum auf dem Foto haben möchte. Für Portraitfotos ist ein Weitwinkel allerdings völlig ungeeignet, eben weil die abgelichtete Person eine riesige Nase bekommt und das Gesicht, welches ja einen Großteil des Bildes ausfüllt, leicht verzerrt wird. Bewundert nun diesen “riesen-Nasen-Effekt” bei dem folgenden Foto meiner lieben Nähfrosch Frau:

Ihr könnt auf dem Bild gut erkennen, wie verzerrend so ein Weitwinkel wirkt. Tonnenförmig, überdimensionaler Nase/Mund Bereich und die Häuser links sind nicht “auf einer Linie”. Gleichzeitig wirkt das Bild sehr plastisch und dreidimensional, man wird förmlich in das Bild hinein gesogen – oder an Katjas Mund ;). Ich war wirklich sehr nah dran mit dem Objektiv, trotzdem ist sehr viel Umgebung mit auf dem Bild.

Nun schauen wir uns die Wirkung einer anderen Brennweite an. Wenn man durch eine Kamera mit 50mm Objektiv schaut, dann entspricht dies ungefähr der Sichtweise durch das menschliche Auge. Wir haben also ungefähr alles vor uns im Blick, der Blick reicht nicht um uns herum nach hinten wie bei einem Weitwinkel. Das 50mm verzerrt nicht sonderlich, es ist quasi eine Universallinse. Man hat einigermaßen viel von der Umgebung dabei, kann aber auch ein Kopf-Portrait machen ohne eine riesige Nase zu erzeugen.

Das nächste Bild ist mit einem 40mm Objektiv aufgenommen worden, also nicht ganz 50mm. Aber man merkt, dass alles schon harmonischer und weniger stark verzerrt wirkt. Fast so, als wie man es gewohnt nur durch die Augen sieht.

Die klassische Portraitlinse ist das 85mm Objektiv. Mit dieser Linse verdichtet sich das Blickfeld. Man bekommt nicht mehr so viel von der Umgebung mit aufs Bild, das Blickfeld wird enger. Es ist sehr gut geeignet für Kopf-Portraits, da nichts verzerrt, wie man auf dem folgenden Bild sieht. Insgesamt ist es für ein Portrait ein sehr harmonisches Bild. Jedoch wirkt es auch viel “flacher”, weniger plastisch als mit einem Weitwinkel.

Mit einer Linse so ab 135mm bis hin zu 200mm wirkt das Bild dann sehr flach, Verzerrungen gibt es gar nicht mehr. Mit solchen Linsen möchte man eine starke Kompression des Hintergrunds erwirken. Warum will man so etwas, und was heißt das genau? Wenn man beispielsweise eine sehr hässliche Umgebung hat, dann kann man diese nahezu wegzaubern. Denn das Sichtfeld verdichtet sich so stark wenn man ein Portrait aufnimmt, dass plötzlich nur noch ganz wenig Hintergrund zu sehen ist, eine Art Tunnelblick entsteht. So etwa wird es wohl Pferden mit Scheuklappen gehen, die Links und Rechts nichts mehr sehen.

Die zweite Eigenschaft dieser Kompression ist, dass es den Hintergrund ganz nah an das Modell heran holt. Wieso will man das denn??? Denkt einmal an Fotos, die wir alle schon einmal gemacht haben: Person groß vorne und im Hintergrund ein berühmtes Bauwerk, z.B. der Eifelturm. Man schaut sich das Bild an und ist enttäuscht, weil der Eifelturm nur so winzig klein im Hintergrund zu sehen ist! Dann ist das Foto wahrscheinlich mit einer kleinen Brennweite fotografiert worden. Hätte man das gleiche Foto mit einem 200mm Objektiv gemacht und entsprechend mehr Abstand zu der Person gehalten, dann wäre der Eifelturm proportional zu der abzulichtenden Person so nah “herangeholt” worden, dass er das komplette Bild füllt.

Um die Bildwirkung der Kompression (also dem “Tunnelblick”) besser zu veranschaulichen kommen nun vier Bilder mit unterschiedlichen Brennweiten direkt hintereinander. Das erste ist mit 17mm, das zweite mit 40mm, das dritte mit 85mm und das vierte mit 200mm aufgenommen. Ich habe versucht Katja, auf jedem Bild annähernd gleich groß abzulichten. Katja hat ihre Position nicht verändert, ich mich hingegen schon ein wenig, damit sie bei den längeren Brennweiten nicht zu nah erscheint. Was jedoch deutlich zu erkennen ist, ist die mit größerer Brennweite zunehmende Kompression, d.h. der Hintergrund rückt viel näher an die Person heran. Das kann man sehr gut erkennen an den dunkelgrünen Bäumen, links von Katja; bei 200mm passen sie schon gar nicht mehr auf das Bild. Ihr erkennt von Bild zu Bild den stärker werdenden Tunnelblick, d.h. von der Umgebung rechts und links (sprich Häuser und Weg) ist irgendwann nichts mehr zu sehen.

Daher mein Tipp: wollt ihr nichts von der hässlichen Umgebung auf eurem Bild haben, nehmt eine längere Brennweite. Ist die Umgebung jedoch cool, lohnt es sich, auch mal auf ein Weitwinkel zurückzugreifen.

Zusammenfassend lässt sich also sagen: für normale Blogfotos ist ein 50mm sicherlich die universellste Lösung, wenn es eine Festbrennweite sein soll. Bei einem Zoom langt das so genannte Standardzoom 24-70mm, d.h. von Weitwinkel mit 24mm bis Portraits mit 70mm ist alles möglich. Und kleinen Kindern kann man auch prima hinterher-zoomen!

Und was die Vor- und Nachteile von Festbrennweite und Zoomobjektiv sind, das erkläre ich in der nächsten Folge!

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