Judith Schalansky, 1980 in Greifswald geboren, kennt diese Gegend und die in der Leere der Perspektivlosigkeit wuchernde Zivilisationsskepsis. Liebevoll versenkt sie sich in ihre Lehrerin und betrachtet die Welt aus deren Augen. Sie schreibt nicht in Ich-Form, aber doch ganz und gar aus deren strenger Perspektive und folgt ihr in drei Kapiteln durch drei über ein Jahr verteilte Tage. So etwas wie Mitgefühl darf es bei ihr nicht geben. Zu den Prinzipien von Inge Lohmark gehört es vielmehr, die Kinder spüren zu lassen, dass sie ihr ausgeliefert sind. Schule hat wie die Natur dem Leistungsprinzip und dem darwinistischen Konkurrenzkampf ums Überleben zu gehorchen. Wer zu dumm ist, soll durchfallen und rausfliegen, das ist doch ehrlicher, als wenn man die Unfähigen mit immer neuen Ausreden und Tröstungen jahrelang durchs Gymnasium schleppt, wo sie nichts zu suchen haben. / Jörg Magenau, Süddeutsche 28.9.
JUDITH SCHALANSKY: Der Hals der Giraffe. Bildungsroman. Suhrkamp Verlag, Berlin 2011, 222 Seiten, Euro