Bilderbuch – Mea Culpa

Bilderbuch-©-Hendrik-Schneider

Bilderbuch – Mea Culpa

10Pop

Gäbe es für die Rezensionen auf pressplay Überschriften, dann wäre der Titel dieses Textes ganz bestimmt ein spöttisch ausgesprochenes „Mehr Exklusivität, bitte“. Exklusiv, weil Bilderbuch den Weg, den sie spätestens mit Magic Life ganz klar beschritten haben, konsequent weitergehen. Das Ergebnis ist demnach ihr exklusivstes und gleichzeitig wohl bestes Album. Mea Culpa kommt ohne Hits wie Bungalow aus, glänzt aber als Ganzes wie kein Release der Band zuvor und legt die lästig gewordenen Rock-Allüren endgültig ab.

Warum Bilderbuch ihr neues Album mit solchen Blumen schmücken dürfen?  Es ist ihnen erstmals gelungen, die Ikonen, die sie geschaffen haben (die Musiker der Band Bilderbuch und die Band als Ganzes), für sich alleine stehen zu lassen. Sie haben sich endgültig losgerissen von der von sich selbst verwässerten Band, die auf Magic Life noch vorhanden war. Im gleichen Schritt „sortieren“ sie damit ihre Fans aus. Wer auf ein weiteres Nelken & Schillinge gehofft hat, verdreht im Angesicht dieses neuen 21st-century-privileged-kids-lebensübdruss-Pops genervt die Augen. Dabei ist die Substanz von Bilderbuch noch vorhanden: Octaver, eine Überdosis Hall und Maurices unverfrorener Gesang. Es wird aber die falsche Hälfte sein, zumindest für manche. Für sie ist der erhoffte Ikonoklasmus ausgeblieben. Keine Rückkehr der ehrlichen Rockmusik aus Kremsmünster. Dafür Musik, die gegenwärtige Ideen verarbeitet. Ohne Rücksichtnahme auf Wahrhaftigkeit, aber dafür mit überraschend viel Weltschmerz.

Bilderbuch – Mea Culpa

Am besten lässt sich die Stimmung des Albums mit einem Zitat aus dem Song Megaplex zusammenfassen: „Zieht sich dein Leben so grau wie Rauch? Schmutzig-schön aber nur ein Hauch. Dann steig ein wir fahren ins Megaplex.“ oder „Alles gesehen und ein Gefühl von nix.“ Auch das eine oder andere „skrrt skrrt“ ist auf Bilderbuchs neuestem Album vereinzelt zu hören. Beispielsweise im Opener Sandwishes, womit auch wieder die Wehmütigkeit des Albums betont wäre. Sandwishes sind im Prinzip unerfüllte Wünsche, hier im Besonderen bezogen auf Sandwiches. Wer ein Brot ohne Füllung isst, hat „sandwishes“ nach Inhalt des Brotes, also zum Beispiel Gemüse. Aber auch hier ist es am sinnvollsten den Text des Songs zu zitieren, anstatt zu versuchen den Inhalt zu beschreiben: „Super rich Kids haben Stress. Wir haben Sandwishes, Sandwishes, Sandwishes…“.

Musikalisch sind Bilderbuch experimentierfreudig wie erwartet. Sei es mit schrägen Melodien, die am ganzen Album zu finden sind, oder mit Songs wie Lounge 2.0, der übrigens genauso klingt, wie er heißt. Auch in der Produktion wurde etwas gewagt. Allen voran die beinahe unpassend lauten Einwürfe der Lead-Gitarre, die mit lächerlich viel Emotion eingespielt wurden, sodass sie fast anrüchig wirken. All das ergibt in Summe ein unfassbar rundes fünftes Studioalbum der Band, das nichts anderes als die Höchstwertung verdient hat, auch, wenn die meisten Fans sicherlich ein paar Durchgänge brauchen, um damit warm zu werden. Die Spannung auf das für Februar 2019 angekündigte Vernissage My Heart steigt umso mehr.

Bilderbuch – Mea Culpa, Maschin Records, www.bilderbuch-musik.at

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Autor

Phillipp Annerer

Aufgabenbereich selbst definiert als: Irgendwas mit Medien. Findet: “Wir brauchen irgendwas leckeres zu Essen” (Der Bär im großen blauen Haus) zutreffend.


 

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