Bilderbuch Karibik- Unser persönliches Karibikabenteuer II
Von Glueckseeligkeit
Karibik= weiße Palmenstrände. Denkste! Die West-Indies sind Inseln vulkanischen Ursprungs "wo für die Touristen, weil sie das ja ach so gerne mögen und aus den teils mit Südseebildern aufgepeppten Reisekatalogbildern gewohnt sind". Bei dieser Äußerung eines Einheimischen bin ich ja fast rückwärts vom Stuhl gekippt, dachte ich doch zuvor auch, diese schönen weißen Strände sind in der Karibik Gang und Gebe. Ich wurde aber eines Besseren belehrt und bin auf kleinen Vulkaninseln durch grübes Gestrüpp gewatet. Nachdem wir Bequia (Die größte Insel vom Inselstaat St. Vincent and the Grenadines) voller bleibender Eindrücke und etwas Wehmütig hinter uns gelassen hatten und unsere Reise gen Süden fortgesetzt haben beginnt der Teil der Reise, bei dessen Bilder alle vor Neid erblassen.
Nun kommt KARIBIK PAR EXCELLECE. Die „Grenadines“ sind kleinste Inselgruppen mitten im türkisblauen Meer, welche nur aus Sand, Palmen und Leguanen zu bestehen scheinen.Weiteres Highlite unserer Reise: Schnorcheln mit Schildkröten. Horseshoe-Reef nennt sich ein Hufeisenförmiges Riff mit einigen kleinsten Inseln in den südlichsten Karibik. Noch heute erinnere ich mich an mein Staunen, als das Meer unter uns mit jedem Meter blauer und meine Augen immer größer wurden, als wir plötzlich von Schildkröten begleitet in die Meerengen des Horse Shoe Reef einfuhren. Ich hatte mein Leben lang noch nie ein solches Wasser gesehen-kitschiger als das kitschigste Karibikbild. Wie blauer Wasserfarbenpinsel ins frische Wasserglas gehängt. Wir verbringen einen Tag in Mitten des Riffs, schnorcheln (also der Mann: Ich habe mich lieber still und leise aus dem Wasser verdrückt als jemand was von „ach gestern waren da so viele schöne Riffhaie“ gerzählte) mit den Schildkröten die einen halben Meter unter uns „grasen“, fahren mit dem Beiboot die Miniinseln an, wo es um uns herum nur so von Leguanen wimmelt, lassen uns am Segelmasten in luftige Höhen ziehen und bekommen abendlichen Überraschungsbesuch (lustig das in der südlichen Karibik zu schreiben) von einem Weltumsegler, welchen wir Tage zuvor beim Grillabend in Bequia kennengelernt hatten. Wir essen Rinderfilet in Pfeffersoße, trinken Rumpunsch (Rum, Fruchtsaft und frisch geriebene Muskatnuss) und hören Oldies. Wie unfassbar perfekt das Leben manchmal sein kann. Mit einem lachenden und weinenden Auge verlassen wir das Horse Shoe Reef und verbringen den nächsten Tag am nächsten Karibik-Highlite und ein Erlebnis, wo ich heute noch lachend zurückdenke. Morpion. Ein Haufen Sand. Ein Strohschirm. Sonst nur Wasser. Bezaubernd. Wir ankern und beschließen, den Abend dort zu verbringen. Während ich noch ein schnelles Pre-Sundowner-Nickerchen in meiner Hängematte halte dröhnt es plötzlich irgendwelche aktuellen französischen Charts.Wenige Meter vor uns ankern zwei Katamarane- voll mit französischen Jugendlichen. Die Szenerie war irgendwie zu skuril. Mitten im südkaribischen Meer steigt eine Gruppe angeheiterter und mit Kühltaschen und Ghettoblaster bepackter Jugendblicher aus dem Boot, hüpfen ins Beiboot und belagern daraufhin meinen kleinen, süßen Sandhaufen mit Sonnenschirm. Abifahrt- mal anders. Wir fragen uns daraufhin was wir falsch gemacht haben, hatten wir unsere Abi-Abschlussfeier doch in wenig attraktiven Hotels in osteuropäischen billig-Urlaubsregionen verbracht mit eher minder-schönem Strand und weniger leckeren Getränken. Aber das ist eine andere Geschichte. Zurück zu meinen französischen „Freunden“. Also harrten wir auf unserem Boot aus, war es uns dann doch nicht so danach, uns mit immer tüdeliger werdenen Teenies auf einem Sandhügel zu verweilen. Mit zunehmenderem Alkoholpegel sank glücklicherweise ihr Interesse an dem Eiland und so fuhren kreischend-gröhlende Teenies mit lautem Tamtam pünktlich zum Sonnenuntergang wieder von Dannen. Aufatmen. Picknick packen. Ab auf die Insel. Wow. Alleine mitten im Meer auf einer Sandbank. Jetzt. Bitte. Sofort. Nochmal. Als wir gefühlt mitten in der Nacht aufs Boot zurückkehrten, wurden wir von einem „lasst uns doch schnell den Grill anschmeissen“ überrascht und so grillten wir vor meinem persönlichen Paradies. Die nächsten Tage vergingen wie im Flug. Wir steuerten jeden Tag 1-2 Inseln an, ankerten vor einer Privatinsel, da Anja das dringende Bedürfnis nach Eis verspürte (Man lerne: Frage künftig zuvor was eine Kugel Eis kostet, ansonsten zahlst du wieder 37 Euro für 4 Kugeln vereistes eigenartiges Erdbeer?Himbeer?Whatever- Eis), aßen in einheimischen Kneipen (wo plötzlich das Licht und der Herd ausgeht, weil ein LKW die Stromleitung des Hauses gekappt hat) und hörten Livemusik. Die nächste Station unserer Reise war die Gewürzinsel Grenada. Die ersten Tage erkundeten der Mann und ich auf eigene Faust die Stadt und merkten, dass hier plötzlich nicht mehr die typische Karibikstimmung war, sondern irgendwie waren wir hier schon mehr in Mittel-/Südamerika (mit Ami-Einschlag) angelangt. Nachdem wir auf Grenada einige Tage vor Anker vor Anker lagen, lernten wir zwei junge Österreicher (mit wirklich beeindruckendem Schiff) und einen sympathisch-durchgeknallten Deutschen kennen. Die darauffolgende Inselerkundung im Mietwagen (7 Personen in einem Minivan) zählt auch zu meinen lustigsten Erinnerungen. Ich habe immer wieder das Bild vor Augen, wie unsere etwa 60 jährige Seglerbekanntschaft den Ipod aus der Tasche zieht, ihn an die Anlage unseres Klapper-Vans (dass das überhaupt ging wundert mich bis heute…) anschließt und uns sein Lieblingslied „Candyshop“ vorspielt und lauthalt mitsingt. Getoppt wird die Situation nur noch wie wir mit heruntergelassenen Scheiben durch das Hinterland Grenadas brausen, der Ipod irgenwas vonwegen „I’m a motherfucking P.I.M.P.“ zum besten gibt, alle Insassen bis auf meinen Lieblingsmitfahrer sich auf Grund der absurden Situation schon vor Lachen krümmen und besagte Leute aber unbeirrt mitsingen.
Die Abende verbringen wir mit Rumpunsch und Zigarren auf unterschiedlichen Booten und es kommt vor, dass wir in unserer lustigen 7 Personengruppe bis morgens um vier ein Kinder-Planspiel (dessen Namen ich aber verdrängt habe. Es ging um Wölfe und Schafe- wer den Titel weiß- her damit!) spielen. Auch wenn Grenada und ich badetechnisch und wettertechnisch nicht auf einer Wellenlänge waren, so inspirierend, beeindruckend und lustig waren doch die Tage am südlichsten Zipfel der Karibik.Unsere Rückreise nach Norden wollten wir in großteils einem Stück durchziehen und so segelten wir von Grenada im Süden bis nach St. Lucia. 36 Stunden. Nachwache (bei welcher ich mehr schlief als wach war) inklusive und der Erkenntnis, dass Nachtsegeln nicht so meines ist. In St. Lucia verbrachten wir unseren letzten Bootsabend bei einem Rum-Fest der Einheimischen. Lustig war auch hier, dass unser Seglerpäärchen hier schon freudig mit „hello my friends“ und küsschen hier und Schnäpschen da begrüßt wurden. Nochmal ein beeindruckendes Erlebnis auf unserer Reise, wie mit einfachsten Mitteln ein erstaunlich großes Fest auf die Beine gestellt wurde, das Essen an den Straßenständen undfassbar lecker war und Einheimische und die umliegenden Hotelgäste gemeinsam zu karibischen Rythmen tanzten. Sehr sehr cool.Der Segelteil unserer Reise endete dann tags drauf in Martinique, wo wir unsere schwimmende Heimat nach 13 Tagen an Bord in Richtung Dominica verließen. Unsere beiden Segler waren der Wahnsinn: Ich hatte noch nie so viel Gastfreundschaft erleben dürfen und sie versuchten uns jeden noch so abstrusen Wunsch zu erfüllen. Es war auch eine herrliche Erfahrung, so viele Weltumsegler auf unserer Reise kennenlernen zu dürfen und zu merken, wie unterschiedlich und doch gleich „Aussteiger“ sind. Die Lebensweise hat mich doch beeindruckt. Die Freiheit auf dem Wasser, die unterschiedlichen Destinationen die du per Boot erreichen kannst und diese Gelassenheit. Auch wenn es, gerade für weibliche Segler, in der Männer-Domäne nicht immer einfach sein mag und auch in der Karibik Hurricanes und Tropenstürme (dazu mehr in Teil III) nicht außer Acht gelassen werden können, so kann ich mir nach diesem Urlaub durchaus vorstellen, für eine gewisse Zeit, mein Leben am Festland gegen das auf einem Boot zu tauschen.
Euch allen schönes Fernweh.