„Bilder oder ist es nicht passiert“ – Social Media auf Reisen

Ich erinnere mich noch gut an eine Szene von vor drei Jahren. Ich sitze klitschnaß in einem Speedboot bei den Iguazu-Wasserfällen und schaue verstört auf mein Smartphone. Kaputt, Wasserschaden. Nix geht mehr. Ich fluche vor mich hin und als erstes schießt mir ein Gedanke durch den Kopf: Ich kann keine Posts mehr machen und Bilder verschicken. Es fühlt sich schrecklich an. Die nächsten Tage vergehen. Ohne Telefon. Fuck! Ich bin auf hartem Entzug und realisiere langsam, wie abhängig man von einem Stück Plastik geworden ist. Man greift automatisch danach, völlig irrational, wie aus einem Reflex heraus. Selbst als das Ding kaputt in meinem Rucksack liegt, krame ich es heraus und drücke darauf herum. Verrückt, oder? Und ziemlich beängstigend zugleich. Das Gehirn funktioniert bei der Smartphone und ganz speziell bei Social Media wie bei der Sucht nach der Droge Kokain: Wir bekommen jedes Mal, wenn unser Bildschirm mit einer neuen Benachrichtigung aufleuchtet, ein sofortiges High. Dank Dopamin, der Wohlfühlchemikalie unseres Körpers, die jedes Mal freigesetzt wird, wenn wir etwas tun, was uns Spaß macht, z.B. Schokolade essen oder hundert likes auf den neuesten Instagram-Post bekommen. Dopamin verstärkt das Verhalten, welches uns ein gutes Gefühl gibt. Bleibt das Dopamin aus, fühlen wir uns scheiße. So scheiße wie ich nach dem Wasserschaden in Brasilien. Nach ein paar weiteren Tagen im brasilianischen Süden wurde mir klar, wie wertvoll es doch ist, nicht ständig mit der Welt da draußen in ständigem Kontakt zu stehen. Es war ein herrliches Freiheitsgefühl. Meine Gedanken waren klarer und meine Erlebnisse spürbar intensiver. Social Media vs. Realität Es gibt einen Unterschied zwischen Social Media und Realität, aber viel zu oft vergessen (oder verdrängen) wir das. Alles, was wir durch unseren Bildschirm sehen, wird in irgendeiner Weise verändert. Es wird uns präsentiert, damit wir auf eine bestimmte Weise fühlen, sei es durch Neid, Freude, Sehnsucht, Lust oder den Wunsch, das zu kaufen, was uns da gerade über den Bildschirm tanzt. Gesichter und Körper der Menschen sind so bearbeitet, dass sie wie Gemälde oder Supermodels aussehen.  Leute in gelben (wahlweise auch roten) Anoraks stehen an waghalsig steilen Felsvorsprüngen der in Lightroom bearbeiteten Landschaften, leicht bekleidete Damen mit Strohhut ziehen an einem Puderzuckerstrand einen Mann hinter sich her. Reisen wir, um es den Leuten auf Social Media zu zeigen? Um Fotos von diesen tollen Orten zu machen, sie zu posten und zu markieren? Ist die Anzahl der likes auf Beiträgen wichtiger als die…

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