Bilder einer Verfolgungsgeschichte im Iran

Von Mehriran

22.01.2019 Artikel zu Iran

mehriran.de - Erniedrigungen und Folter sind in Gefängnissen Irans die Regel. Jüngstes Beispiel ist die Behandlung einiger Derwische, die in das Faschafieh Gefängnis verlegt worden sind. Berichte von Augenzeugen und Bilder der betroffenen Männer wie Behnoud Rostami, Elias Mohammadi, Hashem Avazah, Amin Hosseini Arman Aboulfatifi, Mehdi Yazdanpanah, Mehdi Mahdi Lou, Saeed Karimayee, Ali Ghamari, Masoud Ali Mohammadi erreichten die BBC Farsi, die am 15. Januar 2019 einen Artikel von Nikki Mahjub dazu veröffentlicht hat.

Zeugnisse aus Ghartschack - mehrere Derwische nach ihrer Einlieferung im Gefängnis 2018.

mehriran.de - Die Männer wurden vor elf Monaten während eines brutalen Angriffs durch Sicherheitskräfte auf eine Demonstration von Nematollah Gonabadi Derwischen gegen die Bedrohung ihres Oberhaupts verhaftet und zu Haftstrafen zwischen zwei und sieben Jahren oder Exilstrafen verurteilt.

Eine tödliche Falle

Einer der verhafteten Derwische, Mehdi Madhi Loo berichtet von den Umständen seiner Verhaftung: "Sicherheitskräfte hatten uns komplett eingekreist. Man hatte Tränengas gegen uns eingesetzt, um uns zu schwächen, wir konnten kaum atmen. So machte ich mich auf den Weg im Gebäude über die Treppen nach oben, um wieder atmen zu können. Durch eine Nebelwand an Rauch habe ich es aufs Dach geschafft, wohin auch Frauen, Kinder und andere Männer ihren Weg gefunden hatten. Dort oben fielen dann Polizisten und Bassidschi über uns her. Einer wollte uns vom Dach stürzen. Man beschimpfte uns aufs Vulgärste und mit großem Hass. Dann wurden wir nach unten durchgereicht, wir wateten durch Blutlachen nach unten, wo wir uns umzingelt von Schlägern sahen, die ohne mit der Wimper zu zucken mit Eisenstangen, Messern, Schlagstöcken auf uns einzeln losgingen. Der Hof des Gebäudes war zu einer tödlichen Falle geworden, wo wir so dermaßen zugerichtet wurden, dass die Schläger irgendwann fragten, ob wir endlich krepiert seien oder noch leben würden. Schließlich haben Sie mich ins Krankenhaus transportieren lassen."

Dann setzt Mahdi Loo fort: "Im Krankenhaus hatte man mich komplett ans Bett gefesselt. Aus dem Krankenhaus wurde ich schließlich noch stark verletzt ins Gefängnis transportiert, sofort nach Ankunft fotografiert und bedroht mit der Warnung wir Sufis würden gehäutet werden."

Der Abgrund der Welt

Einer der im Faschafieh Gefängnis gefolterten Derwische ist Behnoud Rostami, der die blutigen Ereignisse so schildert: "Dies ist das allerletzte aller Gefängnisse, denn es ist wie ein höllischer Abgrund. Ich wurde in die Krankenabteilung eingeliefert, wo ich meine ganzen Verletzungen, meine Blut verschmierten Körperteile, meine zahlreichen durch Schrotgewehre verursachte Schussverletzungen sehen konnte, wo ich von Schmerzen gemartert in meinem Blut lag. Wir durften nicht ins Krankenhaus und mussten uns mit primitivsten Mitteln Verbände anlegen." 

Mehrere Sufis betonten gegenüber Vertrauensleuten, dass "es entsetzlich gewesen sei, die mangelhafte Einrichtung und grässlichen Umstände des Gefängnisses erleben zu müssen, besonders für gewöhnliche Häftlinge, die von den Wachen erniedrigt und brutalst behandelt wurden, sowie ihre grundlegenden Rechte verweigert wurden."

Unangemessene Bedingungen für Frauen

Bei den Ereignissen vom Februar 2018 in der Siebten Golestanstraße, wurde auch eine Anzahl Frauen verhaftet. Bei ihrer Verhaftung erlitt eine Heranwachsende, Frau Yadollahi, einige ernste Verletzungen durch Schläge. Laut einigen Derwischen erlitt Frau Yadollahi dank heftiger Schläge, eine Schädelfrakturen und hat durch fehlende medizinische Behandlung ihren Geruchssinn eingebüßt.

Elham Ahmadi ist eine Derwisch Frau, die mit weiteren Derwisch Frauen im Ghartschack Gefängnis in Rey eingesperrt wurde. Sie wurde von einem Kriminalgericht zu 148 Peitschenhieben verurteilt, weil sie eine Aufnahme über die unwürdigen Zustände im Ghartschack Gefängnis angefertigt hatte, die veröffentlicht wurde. Der Gefängnisdirektor klagten sie daraufhin vor dem Gericht wegen Rufschädigung und Verleumdung an, was ihr die Peitschenhiebe bescherte.

Laut Amnesty International stellt fest, dass im Ghartschack Gefängnis gefangene Frauen entwürdigt, bedroht und misshandelt würden, sowie grundlegende medizinischer Hilfe verweigert bekommen würden.

Im Februar 2018 hatte ein Zusammenstoß zwischen Derwischen des Nematollah Gonabadi Ordens den Teheraner Bezirk Pasdaran erschüttert. Hunderte Mitglieder des Nematollah Gonabadi Ordens hatten sich schützend vor das Haus ihres Oberhauptes Dr. Nuur Ali Tabandeh gestellt, um eine drohende Verhaftung zu verhindern.

Der Konflikt führte zum unaufgeklärten Tod zweier Bassidschi und dreier Polizeimänner, sowie zur Verhaftung Hunderter Gonabadi Sufis, die schwere Verletzungen durch heftige Schläge mit diversen Waffen davontrugen.

Mohammad Salas, einer der Sufis, wurde in einem unfairen und schnellen Prozess für den Tod der drei Polizisten zu Unrecht verantwortlich gemacht und kurze Zeit später hingerichtet. 

Die Nachrichtenagentur HRANA hat sich die Mühe gemacht die Strafen gegen die Sufis aufzusummieren und kommt zum Ergebnis, dass 201 Gonabadi Sufis zu 1080 Jahren und zwei Monaten Gefängnis verurteilt wurden, dazu 6.143 Peitschenhieben, 46 Jahre Verbot der Ausübung ihres Berufs, 114 Jahre Exil in entlegenen Regionen und 72 Jahren Verbot soziale Medien zu nutzen.

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basierend auf einem Artikel von Nikki Mahjoub