Bikini Ah-toll

 Bikini auf Instagram? Ja oder nein?

Bikini auf Instagram? Ja oder nein?

Eigentlich war ich schon immer ein Agent Provokateur. Ich freue mich über Zuspruch, bin es aber auch gewohnt, für meine modischen Finessen gehänselt, gar belächelt zu werden. Früher habe ich mir nie besonders viele Gedanken darüber gemacht, wie meine Ideen in der Außenwelt ankamen und ich war bei spitzen Bemerkungen kaum zu verunsichern.

Meine impulsiven Aktionen sind geblieben. Ich experimentiere modisch weiterhin mehr oder weniger ungebremst, und habe mich obendrein mit den Möglichkeiten und den Begrenzungen von Instagram angefreundet. Seit nunmehr fünf Jahren sind meine Looks und Ideen auf So-Me zu sehen, meist bin ich mein eigenes Model und ich würde lügen, wenn ich behaupte, es würde mir keinen Spaß bereiten! Im Gegenteil: es pusht meine Kreativität und meine Freude zu teilen. Und im großen World Wide Web gibt es natürlich nicht nur Fans sondern auch Kritiker. Das ist vollkommen in Ordnung. Es gehört für mich dazu und ich übe fortwährend damit umzugehen, es zu verstehen und mich gleichzeitig aber nicht verunsichern zu lassen. Denn Angst ist ein doofer Begleiter wenn man sich entwickeln möchte, vielleicht sogar die Grenzen auszureizen.

Neulich, ganz beiläufig beim Abendessen, sagte mir mein bester Freund, zwischen Vor- und Hauptspeise, dass er und seine Freunde SoSUE ja ganz gut finden würden, aber warum ich mich mit fast 50 noch im Bikini zeigen müsste. Auch eine andere Freundin, mit der ich auch geschäftlich zu tun habe, schmiss mir, kurz bevor wir unser Telefonat beendeten, entgegen: „Sue, und bitte keine Bikinifotos mehr – hier in München auf der Messe zerreißen sich schon alle das Maul!“

Bikini_soSue_Fashion.jpg

Das machte mich nachdenklich. Was gab es denn da so Schlimmes zu beanstanden? Was machte mich zum öffentlichen Ärgernis? War es mein Körper oder das damit verbundene Alter? Schuldgefühle wechselten sich mit Empörung über die Empörung ab. Meine Widder- Energie meldete sich und ich postete den Sommer über trotzig noch ein paar mehr Bikini-Fotos. Gleichzeitig aber horchte ich in mich hinein, warum ich mich neuerdings so frei und eigentlich immer mit einem Augenzwinkern im Bikini zeigte?

Dazu muss ich ein wenig ausholen: Ich war immer sportlich – das war einfach Teil meiner Erziehung und Prägung. Dabei ging es weniger um eine Bikinifigur als um Leistung und Teamspirit. Ich habe also gute Anlagen und Sport gehört zu meinem Selbstverständnis. Trotzdem gab es Zeiten, da war ich unzufrieden mit meinem Körper, fühlte mich unwohl in meiner Haut. Die Pubertät schlug auch bei mir zu und in den Twens kämpfte ich mit zu rundem Po, Locken und einer langen Nase. In den Dreißigern ist mir mein Körper mit drei kurz aufeinanderfolgenden Schwangerschaften nur noch als Schwellkörper in Erinnerung, der sich wie ein Luftballon aufblähte um anschließend wieder zusammenzuziehen. Mein Style war der Funktionalität untergeordnet – Sport bekam die Aufgabe zum Stressabbau und diente als Energie-Tankstelle – und nicht dazu wieder auszusehen wie Pamela Reif! 

Dann, vor 4 Jahren, bekam meine Biographie einen Knacks. Ich lebte fortan in einer Kummer-Blase, in der ich zwar noch alles wahrnahm, aber nichts wirklich bei mir ankam, weil irgendeine Ebene, eine Information fehlte. Meine Welt, Partnerschaft, Familie, Beruf – nichts war mehr wie zuvor. Es folgten untaugliche Versuche, die Lücke in mir zu füllen, weiterhin für meine Kinder zu funktionieren, irgendwie. Mein Selbstwertgefühl rutschte durch die Kränkung der Trennung von meinem Mann ins Bodenlose.

 Anlass zum Klatsch?

Anlass zum Klatsch?

 Das ist jetzt fast 4 Jahre her und ich habe die Puzzleteile wieder neu zusammengefügt. Es sind offenbar die Brüche im Leben die neue Perspektiven bringen. Ein Unternehmen zu gründen erschien mir plötzlich nicht mehr als das größte Risiko im Leben und das Blog-Zine eine Möglichkeit zu wachsen und sich auszudrücken. 

Meine Kraft kam zurück und damit auch der Sport und ein neues Bewusstsein für meinen Körper. Irgendwas war anders als früher und ich betrachtete mich in einem neuen Licht. Sport dient jetzt nicht mehr nur zum Wachwerden wenn ich um die Alster jogge. Ich mag es jetzt, wenn ich meine Po-Muskulatur dabei spüre. Dass mein Bauch durch die Planke nicht mehr Wackelpudding, sondern härter und gewappnet ist, für eventuelle Rückschläge. Ich spüre die Veränderung, innerlich, wie äußerlich und mit der neuen Lust am Leben spüre ich auch ein neues, viel sinnlicheres Körperbewusstsein. 

Ich bin bei mir angekommen und fühle mich meistens wohl. Was ist also daran verwerflich, es auch zu zeigen? Weil ich fast 50 bin? Was hat das bitte mit dem Alter zu tun? Angeblich ist unsere Gesellschaft doch so tolerant, alterslos und best-ager-pro ... also, das muss mir mal jemand erklären! Ich ahnte ja nicht, dass eine Frau Ende 40 im Bikini so eine Gefahr bedeutet, sogar Spannungen moralischen Ursprungs erzeugt. Ich sage: Leute, freut euch über jeden Menschen, der sich wohl fühlt, ob nackt, in Unterhose, Jeans, Bikini oder Burka – Gottes Garten ist bunt!

Ich möchte nicht larmoyant sein, schließlich bekommen wir bei SoSUE sehr viel Zuspruch, übrigens auch für die Bikinifotos. Vielmehr möchte ich als Beispiel dienen, dass es nach einem Tiefschlag auch wieder weitergeht. Ich brauche nicht mehr den sicheren Hafen der Ehe um mich „wertvoll“ zu fühlen. Auch nicht die Bestätigung einer oder gar mehrerer Männer, damit ich mich selbst liebe. Man mag mir Narzissmus vorwerfen – ich sage: Da bin ich ja in einer großen Gruppe gelandet! Ich schätze die Gesellschaft kapriziöser Menschen. Die Narzissten sind alles aber nicht langweilig. Wir sind ganz einfach zu durchschauen: Wir suchen Spielkameraden. 

Es wird immer Zweifler und Kritiker geben. Mich freuen Kommentare und Zuschriften, die mich erkennen, die bei SoSUE Spaß an unseren Geschichten haben und sich mit uns verbinden mögen. Denen ich vielleicht Beispiel sein darf, das ein gebrochenes Herz nicht das Ende der Welt bedeutet und dass wirklich jeder Mensch schön ist, wenn er mit sich im Reinen ist. 

An dieser Stelle ein riesengroßes Dankeschön an unsere Leserinnen und Leser. Wir freuen uns immer unbändig über eure Kommentare. Die positiven und die kritischen ;)

 Ich bleib dem Bikini treu:Am Strand und auf Instagram.

Ich bleib dem Bikini treu:Am Strand und auf Instagram.


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