“Big Soul” 10.05.2010

Wenn sich rund 20 Musiker mit ihren Instrumenten auf eine Bühne quetschen, die dafür im Prinzip nicht ausgelegt ist und extra für diesen Anlass vergrößert wurde, dann muss es sich schon umeinen außergewöhnlichen Anlass handeln. Wer mit dieser Einstellung an das “Big Soul”-Konzert in den Fliegenden Bauten am 10. Mai 2010 heranging, sollte nicht enttäuscht werden. Im Gegenteil, eine solche Aussage als Charakterisierung dieses Abends war noch eine Untertreibung!
Die SWR-Big Band war zu Gast in Hamburg und sie war nicht allein gekommen – im Rahmen eines städteübergreifenden Projektes hatten sich drei große Künstler, jeweils als Repräsentant ihrer Heimatstadt, zusammengetan, um gemeinsam mit dieser tollen Band mehrere Abende zu gestalten. Hamburg war nun die letzte Station, wobei es ja nicht zu Unrecht heißt “Last, but not least”!
Rolf Stahlhofen aus Mannheim, Dirk Zöllner aus Berlin und die großartige Regy Clasen als Hamburger Vertreterin waren es, die sich selbst und dem Publikum einen unvergesslichen Abend bescheren wollten, teils mit selbst geschriebenen Songs, teils mit Coverversionen.
Nach kurzer Anmoderation durch Christian Buhk, der uns durch den Abend führte, ging es dann auch Punkt 20 Uhr los mit dem ersten Auftritt, den alle drei gemeinsam performten – “Gib mir Musik”, ein Song, der nicht nur die beeindruckenden Fähigkeiten der einzelnen Big Band-Mitglieder von vornherein unter Beweis stellte, sondern auch die Besonderheiten der drei Solisten präsentierte: die glasklare Stimme von Regy, die immer wieder gerne mit der eines Engels gleichgesetzt wird, gegen die rockige Stimme von Dirk und die eher in Richtung Stefan Gwildis gehende Stimme von Rolf. Diese Kombination passte einfach perfekt, so dass man spätestens am Ende dieses Songs wusste, dass der Abend einfach einmalig werden würde. Da nahm man auch gerne die besonders in den ersten Reihen nicht vorhandene Beinfreiheit in Kauf, die durch den Ausbau der Bühne und das daraus resultierende Zusammenschieben der restlichen Reihe zustande gekommen war. Man wurde wirklich mehr als entschädigt! Nach dem grandiosen Einstieg ging es unglaublich emotional weiter – Regy und Dirk performten zunächst “Hast du gewusst” von Regys zweitem Album, “Wie tief ist das Wasser”, und anschließend die Ballade “Mit Dir”, ursprünglich von der deutschen Band Freundeskreis. Beide legten so viel Gefühl in ihre Stimmen, dass bei den Zuschauern die eine oder andere Gänsehaut aufkam und sich auch nicht so schnell wieder verzog, sondern noch eine ganze Weile an Ort und Stelle verblieb.
Danach wurde es dann auch wieder etwas lauter und fröhlicher – es stand unter Anderem ein umgeschriebender Song namens “Wir stehn noch immer auf James Brown” auf dem Programm, den alle drei mit greifbarer Leidenschaft und einer riesengroßen Portion Spaß sangen und damit alle Zuschauer zu kontinuierlichem Mitklatschen anregten. Außerdem wurden wir noch Ohrenzeuge einer – ebenfalls umgeschriebenen – Version con “Ain’t no Sunshine” von Bill Withers, auch wenn diese nicht wie der vorherige Song nicht von Regy umgeschrieben wurde (auch wenn sie ihn dann allein performte), sondern von Stefan Gwildis und das schon vor längerer Zeit. Nichtsdestotrotz war “Allem Anschein” wie für Regy geschrieben und somit ein weiteres Highlight der ersten Hälfte.
Irgendwann brauchten wir dann aber alle eine Pause, die – wie ursprünglich geplant und somit praktisch utopisch – Punkt 21 Uhr begann und 20 Minuten dauerte. Die brauchte man aber auch, um sich aus dem Gewühle Richtung Foyer zu kämpfen. Dort konnte man bereits jetzt eine CD mit den Highlights des Abends käuflich erwerben, um sie später noch von allen Künstlern signieren zu lassen. Wobei es natürlich praktisch unmöglich war, alle 20 Unterschriften auf das Booklet (keine Schallplatte!) zu quetschen. Aber zumindest die drei Solisten hatten ja genug Platz zum Signieren.
Nach den 20 Minuten (konnte der Abend wirklich schon halb vorbei sein?) ging es genauso eindrucksvoll weiter, wie es vor der Pause aufgehört hatte. Wieder standen mehrere solistische Songs auf dem Programm, wie zum Beispiel “Endlich” von Regy, aber auch Duette (z.B. “Was wir alleine nicht schaffen”, gesungen von Regy und Dirk) und Songs zu dritt, wie “Gut aus”. Zwischendurch folgten immer mal wieder Ansagen oder Interviews von Christian Buhk, der die drei unter Anderem nach den wichtigsten Eigenschaften der jeweils Anderen befragte und so Interessantes ans Licht brachte – wir erfuhren, dass Rolf gut massieren kann (von Dirk!) und dass Dirk viel Liebe braucht (von Rolf!). Und dass Regy eine tolle Kollegin und außergewöhnliche Sängerin ist. Aber gerade Letzteres war ja nicht wirklich eine Überraschung für uns.
Doch auch trotz Späßen und tollen Songs neigte sich der Abend langsam dem Ende zu. Zum Abschluss stellte Rolf noch einmal jeden einzelnen Musiker vor, der uns mit seinem Können – teils auch solistisch!- beeindruckt hatte. Doch dann war wirklich Schluss. Tja, so schien es. Vom Applaus der Zuschauer wieder auf die Bühne geholt, spielten alle Künstler noch einmal den ersten Song des ersten Song des Abends – “Gib mir Musik”. Hier hielt es dann wirklich niemanden mehr auf den Sitzen, alle standen, klatschten laut mit und feierten den tollen Ausklang eines so einmaligen Abends. Dass anschließend noch die Stifte gezückt und im Foyer alle CD-Booklets unterschrieben wurden, untermalt von Gesprächen zwischen Künstlern und Fans, machte den Abend endgültig zu einem unvergesslichen Erlebnis! Könnte man doch bloß die Zeit zurückdrehen, um diesen Abend immer und immer wieder erleben zu können…



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