Big Black Mama / Sirga, die Löwin

Von Dragob

Ein afrikanisches Märchen

Es läuft zur Zeit bei Arte im Nachmittagsprogramm ein seltsamer Märchenfilm, voll mit Poesie und Farbe und afrikanischen Wärme. Ein wirklich ansehnliches Märchen, fast abstrakt in seinen Ausdrucksmitteln, expressionistisch, voll mit Symbolen, die für den Europäer fast unmöglich nachzuvollziehen sind, doch trotzdem faszinierend.

Das sind zum einem Bilder von einem rein gestrigen Menschen. Ein Mensch war das, wir erinnern uns noch, der voll im Einklang mit der Natur lebte. In Europa verliess der Mensch im gemeinhin bereits im Neolithikum, spätestens mit dem Ende des Mittelalters diese Kulturstufe. In Afrika aber lebte man trotz Kolonialisierung bis zum Ende des 2. WKs diese Kultur weiter. Dabei darf man nicht vergessen, dass die afrikanische Kultur schon immer auf diesen Ideal ausgerichtet war, im Einklang mit der Natur zu leben.

Dieses Bestreben ist eine logische Sache. Dank glücklicher Fügung des Zufalls war Afrikaner nicht aus dem Paradies vertrieben. Er blieb ja im paradiesischen Schoss von Mama Afrika. Er brauchte nicht, im Schweisse seines Angesicht zu leben, denn die Natur um ihm versorgte ihn mit praktisch allem. Sammeln und Jagen sind eher amüsante Zeitvertreibe als mörderische Überlebensschufterei (die auf anderen, nicht so glücklichen Kontinenten den Menschen zu ihrem Sklaven machte).

Hier und hier ist darüber mehr zu lesen.

Und dieser Film macht so schön die Funktionalität dieser Familienbezogenen Kultur Afrikas deutlich. Da wird gezeigt, wie die Mütter, mit nichts anderem als die Liebe, die sie ihren Kindern entgegenbringen, diese zu absolut makellosen Menschen machen. Sowohl der Held wie die Heldin sind geradezu märchenhaft gelungene Menschen, eben ihre Vollkommenheit (als Mensch) macht den Film so märchenhaft.

Auch cineastisch gibt der Film was her. Das sind Bilder im bunten Rausch der Poesie. Bilder der unverfälschten afrikanischen Natur. Richtig phantastisch fotogene Tiere etwa, oder der afrikanische Himmel mit wilden Wolken und einer Farbenorgie. Eine anrührende Musik gehört auch dazu. Sie ist natürlich wild-afrikanisch gefärbt, geht doch aber auf die Pop-Melodik ein. Besonders schön hört sich die Eingangsmusik an. Ausserdem eine Sprache, die Direkt der Romantik entstammen dürfte, einer afrikanischen natürlich. Besonders blumig und faszinierend, wo es um Naturbelange, aber auch um Zwischenmenschliches geht.

Alles in allem ein schönes Stück der reinen, unverfälschten afrikanischen Kultur, was hier angeboten wird.

Und eben um diese geht es uns in diesen Überlegungen. Wir wollen versuchen, hiermit die Kultur Afrikas zu determinieren. Das ist kein so leichtes Vorhaben, denn aus der Sicht des rationalen Europäers gibt es eine afrikanische Kultur überhaupt nicht.

Wie wir sehen werden, hat der Europäer damit sowohl Recht wie Unrecht.

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