Darum müssen wir warten, bis der Afrikaner sich in der Neune Gesellschaft so weit von der europäischen Kultur zurückemanzipiert hatte (back to the roots nennt der amerikanischer Afrikaner diese Bewegung), um sich auf dem Level seiner Kultur in die Globalkultur zu integrieren.
Davon wird dann der ganze Globus profitieren.
Das ist die Bewegung der menschlichen Evolution.
Zuerst sind die Einzelnen die Kulturträger gewesen. Rar gesäte Individuen, die durch einen Touch von Göttlichkeit irgendeine Naturbewegung durchschauten und sie damit unter menschlicher Kontrolle brachten. Die Schamanen etwa, die sich als erster trauten, einen brennenden Ast anzufassen, weil sie erkannten, wie sie das Feuer anzufassen haben, um es zu kontrollieren, die wurden als Götter verehrt; das ist kein Zufall, dass alle Religionen Feuergötter kennen: Götter, die mit dem Feuer in Verbindung gebracht werden. Ua Osiris, Zeus, Odin, Perun. Die famosen Blitze Jupiters sind nicht weiter als die Erinnerung an Zähmung des Feuers und den göttlichen Rang den man dem ersten Feuermagier zubilligte*.
Von derAnzahl solcher starken Individuen (klar nicht nur in einem geistigen Sinn stark, sondern auch in einem physischen) in einem Stamm hing es in der weiteren Entwicklung ab, welcher Stamm sich als Taktgeber der Kultur durchsetzen wird. Die griechischen Stadtstaaten sind nur Polis der diversen Stämme gewesen, die untereinander in einem verbissenen (sehr oft sogar mörderischen) Konkurrenzkampf stunden**. Manchmal beherrschte dann Athen die Kultur, andermal Sparta oder die Mazedonier.
Die Anzahl solcher fortschrittlichen Stämme, die ein Staat für sich beanspruchen könnte, bestimmte dann den Rang eines Staates in der nachfolgenden Evolutionsperiode. Da sind uns die germanische Stämme ein gutes Beispiel, die scheinbar alle den Römern die Technik des Erfolgsdenkens abgeschaut hatten. Die besteht vor allem in fleissigem Lernen, und die Germanen sind wirklich extrem fleissige Schüler des Imperiums gewesen, und da der gute Schüler seinen Lehrer unbedingt übertrumpfen muss, so lag bald das Imperium vor den Germanen tot, und die dürften sich jetzt an seinem Kadaver mästen und einen enorm erfolgreichen (= kulturbestimmenden) Staat der deutschen Zunge installieren. Römischer Reich der Deutschen Nation ist ja der erfolgsverwöhnte Staat der bekannten Geschichte gewesen. In seiner tausendjährigen Geschichte bestimmte er nicht nur das Mittelalter fast lückenlos, sondern auch der grösste Periode der Neuzeit. Bis zur Französischen Revolution, ja bis zum 1. Weltkrieg, sind die Habsburger die bewegende Kraft Europas gewesen.
Nun kommt es darauf an, die bisherige Entwicklung der Kultur total zu verwerfen. Dazu müssen ganz neue Konstruktionen erstellt werden, die der weiteren Entwicklung der individuellen Gesellschaft förderlich wären. So kommen wir wiederum auf den Punkt, die Grundlagen solcher Konstruktionen in der Urkultur Afrikas zu suchen, wo die Kultur der Familie auf alle Machtansprüche verzichtete, womit sie wie wir gesehen haben, äusserst interessante Bedingungen für individuellen Charakter erschuf.
*Der Begriff `Magier`, der heute einen trickreichen Zauberkünstler bezeichnet, stammt aus dem mesopotamischen Kulturraum und bezeichnete den Priester, dem gerade zu der Zeit die Organisation der Religion als eines wichtigen Zivilisationsinstruments gelang. Auch der arbeitete mit den Tricks, um die Massen zu blenden. Das ist anzunehmen, ansonsten werden wir den begnadeten Trickser nicht als Magier bezeichnen.
**Wen es interessiert, kann über diesen wundersamen Kampf in wunderbarem Werk von Egon Friedell erfahren. `Kulturgeschichte Griechenlands` ist ein Juwel der Kulturgeschichte ohnegleichen, eben weil es auf die Beschreibung dieses mörderischen Konkurrenzkampfes der Hellenen kapriziert.
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