Big-Bags im Museum

Erstellt am 26. August 2011 von Claytec @claytec

Claytec sponsert Westafrika-Ausstellung im Römisch-Germanischen Zentralmuseum Mainz

Am 22. September öffnet im Römisch-Germanischen Zentralmuseum Mainz die Sonderausstellung „Gold, Sklaven & Elfenbein – Mittelalterliche Reiche im Norden Nigerias“. Eine wichtige Rolle bei der Präsentation der Ausstellungsstücke spielen die von Museumsmitarbeitern errichteten Nachbauten von typischen Elementen westafrikanischer Lehm-Wohngebäude. Von der Arbeit mit dem von Claytec gesponserten Lehm zeigten sich Restauratorin Ulrike Lehnert und ihre Kollegen begeistert.

Claytec-Big-Bags im Museum – die Ausstellungs-Macher bei der Arbeit

Verwandlung durch Lehm

Das „Hoftor“ aus Lehm

Das „Kabinett“ im Römisch-Germanischen Zentralmuseum Mainz (RGZM) ist derjenige Raum, in dem regelmäßig wechselnde Sonderausstellungen und andere Veranstaltungen stattfinden. Aktuell hat der 7 x 14 Meter große Ausstellungsraum seine übliche Gestalt und Anmutung fast komplett gewechselt. Die sonst bestimmende klassizistische Innenarchitektur des Kurfürstlichen Schlosses, in dem das bedeutende Forschungsinstitut residiert, ist vorübergehend einem archaischen Ambiente gewichen. Wo sonst Stuck-Ornamente und vergoldete Verzierungen vorherrschen dominiert nun eine handgearbeitete, urtümlich anmutende Formensprache. Aus erdfarbenem Lehm entstand in mehrwöchiger Arbeit eine Rekonstruktion von typischen Elementen westafrikanischer Wohngebäude aus Lehm, wie sie auch heute noch gebaut werden.

Zeittypische Ornamente, von Hand aufgebracht

Mit einer ebenso einfachen wie wirkungsvollen Maßnahme werden Besucher schon beim Betreten des Ausstellungsraumes in ein eine fremde Kultur versetzt: Im Eingangsbereich der Sonderausstellung verdeckt eine Lehmverkleidung den eigentlich holzverschalten Türrahmen. Diese ahmt die typische elliptische Form eines Hoftores nach, wie sie in vielen Ländern Westafrikas seit Jahrhunderten üblich ist. In einer Ecke des Kabinetts sind die Außenmauern eines Wohngebäudes in Lehm nachgebildet, die rückwärtigen Wände fensterlos, die dem Betrachter zugewandte Seite auf halber Höhe durchbrochen, um Platz für die gläsernen Vitrinen mit den Ausstellungsstücken zu schaffen. Seitlich wird die Ausstellungsfläche durch eine weitere langgezogene Lehmwand begrenzt. Hier haben die Restauratoren anhand aktueller Fotografien mit den Händen halbkreisförmige Verzierungen in die Lehmoberfläche gezeichnet, in der Art wie man sie auch heute in Nigeria noch vielerorts findet.

Wohnhaus-Nachbildung – frisch mit Lehm verputzt

Angemessener Rahmen für kostbare Artefakte

Mit der außergewöhnlichen Raumgestaltung wollen die Ausstellungsmacher den in der Ausstellung präsentierten Artefakten der westafrikanischen Kultur des 14. Jahrhunderts einen angemessenen Rahmen verschaffen. Die kostbaren Funde aus einem Gräberfeld sollen ein Abbild des Lebens im Nigeria zur Zeit der beginnenden Islamisierung vermitteln und die wirtschaftliche und politische Bedeutung Westafrikas im ausgehenden Mittelalter greifbar werden lassen. „Es handelt sich zum größten Teil um Stücke, die schon längere Zeit ‚in situ‘ eingelagert waren. Das bedeutet, dass sie bei der Ausgrabung zunächst komplett mit der sie umschließenden Erde gesichert wurden, um sie zu einem späteren Zeitpunkt unter Laborbedingungen schonend untersuchen und restaurieren zu können“, erläutert Restauratorin Ulrike Lehnert.

Drahtgeflecht auf Hartfaserplatten als Haftgrund

Zusammen mit ihrem Mann Rüdiger, ebenfalls Restaurator am RGZM, ist die Museums-Mitarbeiterin für den Aufbau der Sonderausstellungen zuständig. „Das Ausstellungskonzept habe ich gemeinsam mit meinem Kollegen Michael Ober entwickelt, verantwortlicher Wissenschaftler des Projekts ist Dr. Detlef Gronenborn. Die Planung der Umsetzung lag bei mir, die Unterkonstruktion aus Holz baute mein Mann aus Hartfaserplatten, auf die ein Drahtgeflecht gespannt wurde. Bei den Lehmarbeiten wurden Michael Ober und ich von unserer Bachelor-Studentin Corinna Mayer unterstützt“, erklärt Ulrike Lehnert. Von der Arbeit mit dem Werkstoff Lehm zeigt sich die Restauratorin begeistert: „Das Verarbeiten des Lehms hat uns große Freude gemacht. Besonders angenehm ist die Arbeit mit bloßen Händen: Der Lehm fühlt sich sehr weich und organisch an, dazu entsteht praktisch kein Schmutz, und alles ist mit klarem Wasser rückstandslos abspülbar. Ich persönlich habe deshalb beschlossen, mich mit dem Material auf jeden Fall weiter zu befassen.“

Fertig bestückt mit Vitrinen – nur die Ausstellungsstücke fehlen noch…

Fotos: RGZM Mainz, Rene Müller

Sonderausstellung „Gold, Sklaven & Elfenbein – Mittelalterliche Reiche im Norden Nigerias“
22. September 2011 bis 1. Januar 2012
Römisch-Germanisches Zentralmuseum
Kurfürstliches Schloss, Ernst-Ludwig-Platz 2 (Eingang Große Bleiche),
55116 Mainz,
Tel.: 06131/9124-0
service@rgzm.de, www.rgzm.de

Öffnungszeiten
Dienstag-Sonntag 10-18 Uhr, Eintritt frei

Führungen durch die Sonderausstellung
Sonntags um 12:15 Uhr, Kosten € 3,-, ermäßigt € 2,-, Familienkarte € 6,-
Termine für Themen- und Spezialführungen auf Anfrage, Führungen für Gruppen nach Anmeldung

Begleitbuch zur Ausstellung
Zur Ausstellung wird ein reich bebildertes Begleitbuch erscheinen: Detlef Gronenborn (Hrsg.), Gold, Sklaven und Elfenbein.
Mittelalterliche Reiche im Norden Nigerias. Mosaiksteine 8 (2011), ISBN 978-3-88467-177-1. Ca. 110 S., ca. 70 meist farbige Abb., Preis an der Ausstellungskasse € 15,-, im Buchhandel € 20,-.

Tage der offenen Tür
Am Samstag und Sonntag, dem 22. und 23. Oktober 2011, sind die Werkstätten des Römisch-Germanischen Zentralmuseums für Besucher geöffnet.