Mehr als 10.000 Läuferinnen und Läufer starteten beim Big 25 Berlin, der sich von seiner schönsten Seite zeigte. Blauer Himmel, strahlender Sonnenschein, eine ganz leichte Brise, milde Temperaturen und als Ziel das Olympiastadion. Was wünscht man sich für seinen ersten Start bei diesem Lauf mehr?
Natürlich, ich schiele auf eine neue Bestzeit – Bestzeiten sind wie Eiscreme, gehen immer, machen glücklich, ab und an muss es aber auch ohne sie gehen. Wenn eine Bestzeit in Frage kommt, ganz sicher nicht über die 10km, dann vielleicht an der HM Marke. Die 25km werden sicher so gut wie nie, denn so einen Lauf habe ich vorher noch nicht mitgemacht. Mir fehlte also ein wenig die Orientierung, was die Zeit anging. Entweder es waren längere oder kürze Wettkämpfe, dennoch legte ich als Minimalziel die Sub2 fest; wünschte mir aber 5 Minuten schneller zu sein.
Das Rennen begann für mich im vierten und damit letzten Startblock kurz nach 10. Kurz zuvor traf ich noch auf einige startblog-f (Glückwunsch an Andreas zu seinem runden Läuferjubiläum letzte Woche) und Twitterlauftreff Läufer, bevor ich mich in die Masse schob. Eine bewegende Schweigeminute für Boston und schon war der Startschuss gefallen. Zähflüssig ging es vorwärts und es dauerte drei Kilometer bis ich meinen “Pacemaker” für den größten Teil meiner Strecke gefunden hatte. Er schien eine 4:30 halten zu wollen, schimpfte uns den Weg frei, solange es kein Vorankommen gab. Wir kämpften uns langsam auf dem Mittelstreifen zum Ernst-Reuter-Platz vor; die 10km Läufer verließen die Strecke und irgendwie waren wir plötzlich schon am Brandenburger Tor. Ich musste jede einzelne Wasserstelle anlaufen und hätte es zwischendrin noch etwas gegeben, ich hätte auch dann sicher zugegriffen.
An dieser Stelle ein dickes Lob und Dankeschön an all die Sambagruppen, die auch Unter den Linden schlagkräftig den richtigen Rhythmus für mein Ziel vorgaben. Es ging immer nur geradeaus, so lang geradeaus … bis wir schließlich zum Potsdamer Platz abbogen. Langsam aber sicher erschöpfte ich meinen Körper, hier und da ein Zipperlein, alte Leiden, die es einfach nur gilt in Schach zu halten. Mein Vorläufer ging mir nun auch verloren; ihm war es wohl auch zu heiß. Ich rettete mich bis km15, nahm die Hälfte meines Notfallgels, spülte Wasser hinterher und jonglierte bis km20 den Rest in der Packung.
Es folgte meine HM Zeit – deprimierend mit 1:40h; PB irgendwo bei 1:36h. Da ging es auch direkt mit der Motivation abwärts und ich lief mit einem 5er Schnitt meinen langsamsten Kilometer. Aber immer die Uhr im Auge und den Satz: Auf keinen Fall über 2h! Wo gäbe es denn so etwas.
Jeder, der wusste, ich laufe heute, gab mir den immer gleichen Rat. Spare dir noch hier und da einen Hauch Reserve auf. Die letzten Kilometer werden noch einmal ordentlich anstrengend. Diese Reserven sammelte ich nun alle zusammen, ärgerte mich noch ein letztes Mal über die nicht vorhandenen Dixie-Häuschen (Muss wohl so zügig daran vorbei geeilt sein, dass sie mir nicht aufgefallen waren. Es soll sie laut Bilderbeweis gegeben habe. Also nicht das ich eins gebraucht hätte, aber man kann ja nie wissen. Ich weiß gern bescheid…) und weiter ging es etwas zügiger. Immer die Sub2 im Auge.
Vor mir erscheint das Olympiastadion und der Weg dorthin und drum herum scheint sich wirklich endlos hinzuziehen. Endlich geht es hinab und ich kann die letzte Samba Gruppe hören, am Ende des Tunnels sprichwörtlich das Licht! Nun jubeln sie uns zu, ein wirklich grandioses Gefühl. Wir Läufer auf der einen Seite – auf der blauen Bahn – die Zuschauer auf der Tribüne. Ein kurzer Blick zur riesigen Leinwand und schon bin ich im Ziel.
Bis ich von der Platzierung gehört habe, war ich absolut zufrieden. Mehr ging einfach nicht. Ich habe ausreichend Wasser zu mir genommen, so viel Zeit muss sein (ich erwähne mal hier nicht ausführlich, dass ich jeweils noch einen zweiten als Erfrischung für die Hände und zum “Putzen” nahm), möchte ja nicht im Ziel abtransportiert werden. Das Motto mag zwar ab und an ‘alles oder nichts’ sein, aber ‘komm gesund in Ziel’ (von MyGoal) gefällt mir deutlich besser. Dass die AK Siegerin und Zweitplatzierte gerade mal zwei Minuten vor mir waren, ärgerte mich dann aber schon. Denn wäre ich nur etwas strebsamer gewesen, hätte ich meine Wunschzeit von 1:55h und damit auch sie auch erreichen können. So habe ich mit 1:58:36 eine ordentliche Sub2 erzielt, mit der ich wirklich sehr zufrieden bin.