Bieriges Chanukka

Von Juedischesmuseum

Dezember ist der Monat der Lichter – auch im Judentum. In jüdischen Haushalten leuchten seit 7. Dezember die Kerzen des Chanukka-Leuchters. Wie Weihnachten ist auch Chanukka inzwischen für manche ein lukratives Geschäft. Ein Craft-Bier-Unternehmer bietet seit kurzem eine ganz besondere Chanukka-Ausstattung, die gut zu unserer Vorbereitung auf die nächste Ausstellung passt.

Das achttägige Lichterfest Chanukka, das in diesem Jahrbis 14. Dezember gefeiert wird, erinnert an die Rückeroberung und den Wiederaufbau des Zweiten Tempel 164 v.u.Z. durch die Makkabäer. Im Vordergrund der Tradierung dieser historischen Begebenheit steht das sogenannte Ölwunder: Bei der Einweihung (hebr. Chanukka) des rückeroberten Tempels wurde der Leuchter mit dem wenigen noch vorhandenen Öl angezündet und brannte wider Erwarten acht Tage lang. Daher zünden viele jüdische Familien an Chanukka täglich je ein Licht des achtarmigen Chanukka-Leuchters an und sehr gerne werden an diesem Fest ölige, süße Speisen gegessen.

Besonders im 19. Jahrhundert entwickelten sich vermehrt Berührungspunkte zwischen dem jüdischen Chanukka und dem christlichen Weihnachten; beide wurden immer mehr zu Familienfesten, die ihre Wurzeln weniger in religiösen Ursprüngen als vielmehr in einer deutschen Tradition pflegten. Geschenke wurden ausgetauscht und Kinderaugen zum Glänzen gebracht. Weihnukka war erfunden.

Beides kleidet sich in der Gegenwart durch neuerliche Traditionsvermischungen, Kommerzialisierung und Konsum in völlig neue Gewänder. Im 21. Jahrhundert wird nun Weihnukka von Chrismukka abgelöst, das Geschenke verteilende Christkind hat ein paar Pfunde zugelegt und reitet als Santa Claus auf seinem Schlitten mit Weihnachtskippa auf dem Kopf durch die Nächte Amerikas.

Ein paar Dinge sind allerdings gleich geblieben: So wird immer noch in vielen Familien rund um den Globus festlich gegessen und getrunken und an acht Tagen hintereinander an einem Chanukka-Leuchter eine Kerze angezündet. Dass man leibliches und seelisches Wohl ganz wunderbar miteinander verbinden kann, zeigt die erfinderische US-amerikanische Shmaltz Brewing Company . 1996 gründete Jeremy Cowan in San Francisco eine Mikrobrauerei, erfand das „He’brew Beer“, füllte es in Flaschen ab, verkaufte von Hand und legte damit den Grundstein für eine heute erfolgreiche und in amerikanischen Kreisen bekannte Craft Brewery.

Frei nach dem Motto „Nomen est Omen“ zeichnet sich das Sortiment der Brauerei durch kreative Namensgebungen wie das erwähnte „He’Brew“, „Rejewvenator“ oder „Jewbelation“ aus. Da in der jüdischen Tradition die Zahl 18 als Glückszahl gilt und außerdem soviel wie Le Chaym! (Auf das Leben!) bedeutet, hatte der Gründer im Jahr 2014 nach 18-jähriger Brauerfahrung die Idee, ein Jubiläumsbier zu kreieren und anlässlich Chanukka eine Special-Edition zu brauen.

Dieses „Hanuka. Chanukah. Pass the Beer“ ist für sich allein genommen schon ein schönes Zeichen dafür, wie Marketingstrategien und neue Traditionalisierungen miteinander verbunden werden können. Allerdings war das Jeremy Cowan zu wenig und er konzipierte ein Bier-Geschenkpaket mit acht Bierflaschen, einem Trinkglas und Chanukka-Kerzen. Zusammengenommen ergibt dies – nachdem man das Bier getrunken hat, wohlgemerkt – einen netten Chanukka-Leuchter für den Hausgebrauch des Craftbeer-Trinkers.

Und selbst wenn man über den künstlerischen Anspruch streiten kann, ist das auf jeden Fall eine charmante Idee, die vielleicht tatsächlich den einen oder anderen Biertrinker (Die Biertrinkerinnen seien hier freilich nicht vergessen!) dazu motiviert, dieses kleine Stück Alltagskunst nachzubasteln. Und natürlich gibt es auch dieses Jahr wieder eine Chanukka-Edition, ein im Holzfass gereiftes Dark Ale, „Chanukka in Kentucky“, dessen Etikett von einem Chanukka-Leuchter verziert wird.

So ist also wieder eine neue Art erfunden worden, das Schenken, Genießen und Feiern, wie es zu Weihnachten und Chanukka eben üblich ist, interkulturell zu verbinden…und freilich auch einen neue Möglichkeit, Geld für ein hübsches Geschenk auszugeben und ein kühles Bier zu leckeren, in Öl gebackenen Latkes oder Krapfen zu trinken.

Vorschau:

Mittwoch, 13. April, 2016
BIER IST DER WEIN DIESES LANDES

13. April 2016 bis 08. Januar 2017

Die Ausstellung wirft auch einen Blick auf die Gegenwart und stellt israelische und amerikanische Craft Breweries vor, die mit ihren Bieren auch spielerische Aspekte israelischer und jüdischer Identitäten transportieren.