Gestern eine nur knapp zweistündige Wanderung - die aber eine tiefe, schmerzlich empfundene Bildungslücke schloss; schon lange hatte ich das Paxmal besuchen wollen. Ich nahm den Bus hinauf zur Rehaklinik Walenstadtberg, stieg von dort 350 Höhenmeter auf; alles Asphalt, auch hinab wieder. Oben auf einer Geländeterrasse vor der imposanten Kulisse des Churfirsten-Gipfels Brisi besagtes Paxmal. Also ein Friedensmonument. Geschaffen hat es der Künstler Karl Bickel. Er musste 1913 auf den Berg, weil er Tuberkulose hatte. Sein Heilaufenthalt dauerte länger als ein Jahr, und die Landschaft, der er begegnete, inspirierte ihn. So schuf er zwischen 1924 und 1949 eine Art dorischen Tempel, an dem allerlei Fresken das Sein des Menschen und seiner Umwelt zeigen. Fand ich das Paxmal schön? Nicht wirklich; mich erinnerte es an den Totentempel der Hatschepsut nah Luxor. Aber eindrücklich ist die ummauerte Anlage bei aller Plumpheit der Säulen. Oder gerade deswegen. Mir fiel ein Wort ein, das ich einst in der Kanti Trogen im Altgriechisch-Unterricht gelernt hatte: temenos von temno gleich "schneiden". Der Temenos ist das Abgeschnittene. Der abgetrennte Heilige Bezirk. Bickels Tempel.