Das Schönste am Reisen ist für mich, in neue Welten einzutauchen. Mich auf einem bunten Basar ins Getümmel zu stürzen, stille Orte in der Natur zu finden oder Menschen zu begegnen, die die Welt ganz anders sehen, gehört für mich zum Reisen einfach dazu. Vielleicht hat mich Bhutan deshalb so fasziniert: Im Land des Donnerdrachens spürt man mit jedem Schritt, dass diese Kultur ganz anders ist – und mit jedem Schritt schließt man sie mehr ins Herz …
Als ich den Himalaya das erste Mal von oben sah, konnte ich meinen Blick kaum abwenden. Zahllose schneebedeckte Gipfel bildeten ein riesiges Mosaik, das kein Künstler besser hätte zeichnen können. Ich schaute und schaute, bis das Flugzeug schließlich landete und meine Reise durch das kleine Himalaya-Königreich begann.
In der „Hauptstadt“
Nachdem ich in Paro aus dem Flugzeug stieg, fuhr ich sofort weiter in die Hauptstadt Thimphu. Hier gibt es keine einzige Ampel! Und auch sonst wirkt diese 100.000-Seelen-Stadt nicht gerade wie eine Metropole. Hier treffen Vergangenheit und Gegenwart aufeinander, man kleidet sich nach wie vor traditionell, aber die Infrastruktur wird sichtbar ausgebaut.
Falls der König in seiner Limousine vorbeifährt, sollte man besser Platz machen, weil das hier so Brauch ist. Denn in Bhutan steht man geschlossen hinter dem Staatsoberhaupt! Vielleicht liegt diese Liebe zum König daran, dass sich die Bhutanesen in guten Händen fühlen.
Der letzte König gab seine Stellung freiwillig auf, damit sein Sohn an die Macht kam und das Land voranbringen konnte. Und das tut der junge König auch: Jedes Jahr fragt er sein Volk, wie glücklich es ist und welche Maßnahmen es sich als nächstes wünscht.
Bei einer der letzten Umfragen kam zum Beispiel heraus, dass sich viele Bhutanesen nach einer besseren Infrastruktur sehnen. Deshalb werden gerade viele Straßen gebaut, was die Fahrt durchs Land etwas in die Länge zieht. Aber so weichen die Schotterpisten endlich geteerten Straßen, die auch kleine Dörfer erreichen.
Wer in Thimphu ist, sollte die Klosterfestung Changangkha Lhakhang besuchen, die zahllose Pilger anzieht. Manche bringen ihre Kinder mit, um sie segnen zu lassen, oder fragen den hiesigen Astrologen, welche Gebetsfahnen am förderlichsten sind, um ihre Wünsche zu erfüllen.
Die schöne Architektur schreit zwar förmlich danach, fotografiert zu werden, aber in bhutanesischen Altarräumen sind Kameras streng verboten. Dafür kannst du auf dem Wochenmarkt fotografieren, wo es Datse (bhutanesischen Weichkäse), Yakbeine, Fisch und jede Menge Räucherwerk gibt, das einen intensiven Duft verströmt. Oder du fotografierst die bekannte Buddha-Dordenma-Statue, die auf einer Anhöhe über Thimphu zu wachen scheint.
Wandern in Punakha
Noch besser als die bhutanesischen Städte haben mir die einsamen Täler gefallen: Rund um die Kleinstadt Punakha gibt es schöne Wanderwege. Ein Beispiel ist der Weg, der bei Nobgang beginnt, einem Dorf, das einen Palast, zwei Klöster und zwei Chortens sein Eigen nennt. Der Weg schlängelt sich bergab und gibt hier und da schöne Aussichten preis.
Wenn du in Punakha bist, lohnt sich auch ein Abstecher zum Dochula-Pass mit seinen vielen Schreinen. Ich habe den weiten Blick sehr genossen, den man auf die vielen schneebedeckten Gipfel hat – auch wenn ich den heiligen Berg Jomolhari noch beeindruckender fand.
Klosterleben in Bhumthang
Bhumthang ist eine sehr schöne Region, in der es kleine, ursprüngliche Dörfer und viele noch aktive Klöster gibt. Ich kann jedem nur empfehlen, sich ein buddhistisches Kloster nicht nur als Tourist, sondern als Gast anzusehen und ein wenig am Klosterleben teilzunehmen.
Tatsächlich sind einige Klöster offen für Gäste aus dem Ausland, die bei den Gebeten oder Meditationen dabei sein möchten. Ein Beispiel ist das Kloster Tharpaling („Land der Befreiung“), das im 14. Jahrhundert gebaut wurde. Hier gibt es Mönche, die Englisch sprechen, was gerade auf dem Land leider keine Selbstverständlichkeit ist.
Ich habe im Kloster gelernt, dass man gar nicht viel braucht, um glücklich zu sein. Man spürt, dass es ausreicht, einfach da zu sein. Inmitten dieser Einfachheit und der stillen Natur ist es gar nicht so schwer, sich ganz lebendig und zufrieden zu fühlen.
Infos Bhutan:
Reiseplanung
Bhutan ist sehr traditionsbewusst. Damit nicht zu viele Touristen ins Land kommen, muss jede Reise über eine Agentur abgewickelt werden. Jeder Gast muss pro Tag rund 250 US-Dollar ausgeben – ein Betrag, der wiederum in die Entwicklung des Landes gesteckt wird.
Beste Reisezeit für Bhutan?
Im Frühling und im Herbst ist es am schönsten in Bhutan, wenn die Rhododendren blühen beziehungsweise die Sicht ganz klar ist. Wer im Winter verreisen möchte, sollte an warme Kleidung denken.
Dos & Don’ts
Denk daran, Tempel ohne Kopfbedeckung zu betreten und lange Hosen und Pullis zu tragen. Geh Straßenhunden lieber aus dem Weg, die Fremden gegenüber oftmals nicht freundlich gesinnt sind, und rauche nicht in der Öffentlichkeit. Das ist in Bhutan verboten!
Bernita war schon in Indien und Costa Rica, Norwegen und Andorra, Madeira und Sri Lanka – und in vielen weiteren Ländern. Letztes Jahr war sie viel in Bhutan unterwegs, einem Land, das sie besonders fasziniert. Die Erfahrungen, die sie gesammelt hat, sind alle in die Reisen geflossen, die sie zusammen mit ihrer Schwester Michaela organisiert. Mehr Infos findest du auf der Webseite von Wainando.
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